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Neonazistisches Totengedenken für Chris Danneil

Einleitung

Im April 1997 waren zwei Neonazis aus Wittenberg in Berlin auf offener Straße von einem Berliner Neonazi erstochen worden. Nun bemüht man sich um politische Schadensbegrenzung innerhalb der Neonazi-Szene.

Der Berliner Führer der "Kameradschaft Beusselkiez" Mike Penkert (links) bei der Neonazi-Versammlung in Prettin.

Selbstredend waren die Wittenberger Neonazis - gelinde gesagt - ein wenig verstimmt über die Tatsache, daß der vermeintliche »Kamerad« Lutz Schillok aus Berlin ihren neuen Kameradschaftsführer Chris Danneil und seinen Kameraden Olaf Schmidtke im Streit ermordet haben soll. Besorgt, daß sich dauerhafte Verstimmungen zwischen den Berliner und der Wittenberger Kameradschaft breitmachen könnten, beeilte sich Frank Schwerdt, Führer der Neonazi-Struktur "Die Nationalen e.V.", die Sache wieder ins Lot zu bringen und zwischen seinen Zöglingen zu vermitteln. Schließlich wollte er nicht umsonst jahrelange Aufbauarbeit in Berlin und Brandenburg geleistet haben.

Nicht nur, daß die beiden tatverdächtigen Berliner Neonazis, Detlef Nolde (ehem. Detlef Cholewa) 1 und Lutz Schillock, aus Neonazi-Strukturen ausgeschlossen wurden. Am 17. Mai 1997 traf man sich in Wittenberg, um sich zu versöhnen und um den ermordeten Chris Danneil, der bereits am 2. Mai 1997 im engsten Familienkreise begraben worden war, zu verabschieden. Man wollte ihm offenbar wenigstens ein bißchen die Ehre eines "Märtyrers" zuteil werden lassen; war er doch - wenn auch ein wenig anders, als man sich das gemeinhin vorstellt – für »die Sache« gestorben.

So trafen sich des Nachmittags in Wittenberg etwa 150 Neonazis und begaben sich dann in das einige Kilometer entfernte Prettin, wo Chris Danneil geboren wurde und nun auch begraben liegt. Neben den Wittenbergern und etwa 30 Nazis aus Berlin, unter anderem Frank Schwerdt und Kameradschaftsführer Mike Penkert2 angereist. Nach der Verlobungsfeier bzw. dem Polterabend des Anführers der „Kameradschaft Berlin-Nord“ bzw. „Kameradschaft Beusselkiez“, Mike Penkert, war es zu der Ermordung von Olaf Schmidtke und Chris Danneil gekommen. Auch Trauergäste aus Hannover und Hamburg waren anwesend, wie beispielsweise Thomas Wulff aus Hamburg.

Mangels anwesenden AntifaschistInnen meinten einige Neonazis , noch ein paar Journalisten anzupöbeln und handgreiflich werden zu müssen, was die anwesenden Polizisten ruhig zur Kenntnis nahmen. Sie untersagten den Neonazis in Person von Mike Penkert lediglich, einen Kranz und zwei Fahnen mit auf den Friedhof zu nehmen.

Der lokale Pfarrer hielt das Ganze scheinbar für eine normale Veranstaltung und sah keinen Grund, der neonazistischen Versammlung mittels seines Hausrechts Einhalt zu gebieten.

  • 1Detlef Cholewa kandidierte 1995 für die Neonazi-Partei "Die Nationalen" in Berlin-Treptow.
  • 2Mike Penkert kandidierte 1995 für die Neonazi-Partei "Die Nationalen" in Berlin-Tiergarten.