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Nationalsozialistische Traditionspflege – »Ritterkreuz«-Treffen 2003

Einleitung

Vom 23.–26. Oktober 2003 fand das 49. Bundestreffen der »Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger« (OdR) in Bamberg statt. Im Hotel Mainfranken versammelten sich ca. 100 TeilnehmerInnen, um u.a. einem Grußwort des Bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber (CSU) zu lauschen.1 Die diesjährige Versammlung war bei weitem kleiner und prunkloser als vorherige Treffen, an denen noch Bundeswehrangehörige oder Burschenschaftler teilnahmen. Auch wurden in diesem Jahr kaum jüngere Aktivisten gesehen. 

»Ritterkreuzträger« Otto Riehs beim Neonaziaufmarsch in Halbe. Er soll es am 11. Oktober 1943 verliehen bekommen haben. Er findet sich jedoch nicht im Ritterkreuzverzeichnis der OdR. Nach Informationen von »Das Ritterkreuz« 2/1993 überbrachte eine Person namens "Otto Rieß" Anschriften von Mitgliedern der »Gemeinschaft der Ritterkreuzträger« in die DDR.

Die Stadtführung durch Bamberg und ein Besuch des Museums für Militär- und Zeitgeschichte in Stammheim verliefen unspektakulär und ungestört. Die »Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger des Eisernen Kreuzes e.V.-Förderkreis der Tradition des Eisernen Kreuzes« ist nach eigenem Bekunden »der Zusammenschluss der Ritterkreuzträger, die in Anerkennung besonderer Tapferkeit vor dem Feinde oder für hervorragende Truppenführung diese Auszeichnung erhalten haben. Sie vereinigt ferner Personen, die die Tradition des Ordens ’Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes’ auf Dauer aufrecht erhalten wollen.«1

Während des Zweiten Weltkrieges waren 7.318 Ritterkreuze, über deren Verleihung Hitler persönlich entschied, überreicht worden, darunter 438 an Angehörige der Waffen-SS. Inzwischen sind viele der Ritterkreuz Träger verstorben. Die Zahl der OdR-Vollmitglieder, die selbst noch sog. »Ordensträger« sind, nimmt ständig ab. Doch dürfen auch Nicht-Ritterkreuzträger Mitglieder des gemeinnützigen Vereins werden, wenn »Charakter und sittliche Haltung ohne Tadel sind«. Unter diesen sogenannte »Nachfolge Vollmitgliedern« befinden sich auffällig viele Polizeibeamte und Bundeswehr-Führungskräfte.2 Aber auch bekannte Personen aus der NS-Szene wie der Herausgeber und Geschäftsführer des »Freiwilligen«, Patrick Agte3 aus Pluwig, haben hier ihren Platz. Als »Neffe d. SS-Sturmbannführers d.R. Georg Karck« findet sich unter den »Vollmitgliedern« Michael Kaiser aus Nürnberg. In seiner Heimatstadt tritt dieser vor allem als Vorsitzender des »Verband deutscher Soldaten e.V. Förderverein des Garnisionsmuseum Nürnberg«4 auf. Der lokale CSU-Fraktionschef scheute sich nicht, als Redner in äußerst rechten Kreisen aufzutreten.5

Eine weitere Gruppe bilden die zahlreichen Witwen und Nachkommen der verstorbenenen Ritterkreuzträger als »Nachfolgemitglieder (Fördermitglieder)« in der OdR.6 Die OdR wurde bereits 1955 in Köln gegründet. Stolz betonte der OdR-Vorstand: »Die Alten Soldaten sind der Bundeswehr aufrecht verbunden. 674 Ritterkreuzträger haben seit deren Gründung im Jahre 1956 – zum Teil in höchsten Rängen (117 Generale und Admirale) – darin Dienst getan«.7 Die Tätigkeit des Vereins ist typisch für solche Vereinigungen. Der Verein gibt auch die Zeitung »Das Ritterkreuz« (Redaktion: Regine Halm) heraus. Das »Hilfswerk Ritterkreuz e.V.« betreut hilfsbedürftige Kameraden bzw. Angehörige verstorbener Kameraden und organisiert lokale Aktivitäten. Die OdR gliedert sich in einen geschäftsführenden Vorstand, einen erweiterten Vorstand, einen Ehrenrat sowie diverse Landesgruppen und Sektionen. Im Vorstand sitzen Gerhard Gutmacher aus Heidelberg, Georg Bleher aus Stuttgart und Günter Halm. Die Geschäftsführung liegt bei Jürgen Heinze aus Berlin. Schatzmeister ist Dieter Kölle aus Bad Münder. Das »Hilfswerk Ritterkreuz e.V.«, das die »Sozial- u. Betreuungsarbeit für die OdR« wahrnimmt, wird von Dr. jur. Wolfgang Rust aus Braunschweig geleitet.

Die Ausgaben des Hilfswerkes betrugen im Jahr 2002 18.213,11 Euro. Die hauptsächlichen Einnahmen sollen durch Spenden und Vermächtnisse erfolgen.8 Die lokalen Aktivitäten bestehen aus Treffen, Empfängen und Gedenkveranstaltungen. Einige Beispiele aus dem OdR-Blatt »Das Ritterkreuz« machen die politische Ausrichtung der OdR-Aktivisten deutlich: Die OdR-Sektion Köln/Bonn berichtete von der Teilnahme am Jahresausflug der »Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit ehemaliger Waffen-SS’ler« (HIAG) zum Soldatenfriedhof »Lommel« in Belgien.9 Die Landesgruppe Bayern beendet ihren Bericht über ihre Teilnahme am Gebirgsjägertreffen in Mittenwald mit dem Satz: »Die Drohung der linken Demonstranten (Anarchisten und Chaoten), im nächsten Jahr wieder nach Mittenwald zu kommen, muss leider ernst genommen werden. Es wäre auch erfreulich, wenn die heuer angereisten ca. 2500 durch weitere jüngere Teilnehmer verstärkt würden.«10 Gerade dieser Austausch zwischen alten OdR-Funktionären sowie neueren und jüngeren OdR-Mitgliedern sollte für AntifaschistInnen von Interesse sein.
 

  • 1Satzung vom 18. Oktober 1997, §2 Zweck und Aufgabe
  • 2Mitgliederverzeichnis OdR Stand 31. August 1998, S. 76 bis 83.
  • 3Antifa Infoblatt Nr. 53, Sommer 2001, The next Generation, S. 16.
  • 4Soldat im Volk 12/98, S. 306
  • 5FR 4.3.1998, Bundeswehr Professor soll vor Neonazis geredet haben
  • 6Mitgliederverzeichnis OdR Stand 31.8.1998, S. 84 bis 100.
  • 7Mitgliederverzeichnis OdR Stand 31.8.1998, OdR-Der Vorstand, S. 113
  • 8www.ritterkreuztraeger-1939-45.de/Spenden-Links.htm
  • 9Das Ritterkreuz, 49. Jahrgang, Nr. 3, Oktober 2003 Seite 28
  • 10ebd.