Verschobene Selbstwahrnehmung bei (rechten) Security Firmen?
Glaubt man der Selbstdarstellung vieler Sicherheitsfirmen, so haben diese nichts mit Neonazis am Hut. Durch überregionale Kontakte und einen Korps-Geist innerhalb der Firmen fällt es schwer, deren Geschäftsstrukturen zu durchblicken. Anhand des Leipziger Sicherheitsunternehmens „Black Rainbow Security – P.E.A.S. GmbH“ möchten wir dennoch den Versuch wagen, ein Netzwerk zu skizzieren, in dem auch (rechte) Hooligans und Personen aus der organisierten Neonazi-Szene maßgeblich mitwirken.
Anhand eines Leipziger Sicherheitsunternehmens soll ein Netzwerk skizziert werden, in dem auch (rechte) Hooligans und Personen aus der organisierten Neonazi-Szene maßgeblich mitwirken.

Leipzig: Prozess gegen Neonazi Riccardo Sturm
Der Leipziger Neonazi Riccardo Sturm geriet Ende Mai 2018 erneut in die Medienöffentlichkeit. Er wurde zu sechs Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er rund 100 Autowracks und anderen gefährlichen Müll auf seinem Grundstück auf einer Art Privat-Müllhalde ohne Genehmigung verrotten ließ.

Spurensuche im rechten Söldner-Milieu
Das Aufleben der rechten Bewegung motiviert altbekannte Akteure der Neonaziszene wieder politisch aktiv zu werden. Starke Anziehungskraft scheinen vor allem die LEGIDA-Aufmärsche in Leipzig zu haben, die zum Tummelplatz der sächsischen Neonaziszene avanciert sind. Dort ließ sich am 14. September 2015 in vorderster Reihe auch der Geschäftsmann, ehemalige Funktionär der „Republikaner“ und früherer Reisender in Kriegs- und Krisenregionen Reinhard R. blicken. Lange war er öffentlich nicht politisch in Erscheinung getreten. Sein Auftritt überrascht: Reinhard R. versuchte in den vergangenen Jahren mehrfach durch Unterlassungsklagen seinen Namen aus der Berichterstattung über die Neonaziszene verschwinden zu lassen, auch aus früheren Artikeln des Antifaschistischen Infoblatt (AIB). Sein Wiederauftauchen an prominenter Stelle und seine wiederholten Klagen gegen antifaschistische Berichterstattung waren für uns Anlass auf Spurensuche in seinem rechten Netzwerk zu gehen. Reinhard R. selbst und zwei seiner Weggefährten, den Neonazis und mutmaßlichen Söldnern Hans-Jörg Schimanek und Nicolas Peucelle, wollen wir dabei besondere Aufmerksamkeit schenken.
Die alten Seilschaften des LEGIDA-Demonstranten Reinhard R.
(Foto: Klaus Mehner)

Terror-Kreis Muldental
Ein brutaler Überfall auf den Fußballverein »Roter Stern Leipzig« gewährt Einblicke in die vielfältige Neonazis- Szene im Leipziger Umland
Knochenbrüche, Prellungen und blutige Nasen – das ist das bittere Ergebnis eines äußerst brutalen Überfalls von etwa fünfzig Neonazis auf Fans des Roten Stern Leipzig e.V. (RSL) am 24. Oktober 2009, im östlich von Leipzig gelegenen Brandis (Landkreis Leipzig). Mit Stahlrohren, Holzknüppeln, Quarzsandhandschuhen und Feuerwerkskörpern waren die Angreifer gezielt auf die angereisten Zuschauer des Bezirksklassenvereins losgegangen. Über den gut dokumentierten Gewaltexzess und das offensichtliche Versagen der Polizei berichteten lokale und bundesweite Medien ausnahmsweise sehr ausführlich.
Ein brutaler Überfall auf den Fußballverein »Roter Stern Leipzig« gewährt Einblicke in die vielfältige Neonazis- Szene im Leipziger Umland.

Kategorie NS – Die Neonazi- und Hooliganszene in Sachsen
Dass sich in Fußballstadien nicht nur harmlose Familienväter ein Stelldichein geben, ist keine neue Erkenntnis. Genauso wenig neu ist, dass Fußball, Männlichkeitswahn und übermäßiger Alkoholkonsum mit einem Hang zum Gewaltausbruch eine brisante Melange bilden. Da kann es nicht verwundern, nein, da ist es schon beinahe zwangsläufig, dass sich Neonazis eben auch beim Fußball tummeln.
Es ist nicht neu, dass Fußball, Männlichkeitswahn und übermäßiger Alkoholkonsum mit einem Hang zum Gewaltausbruch eine brisante Melange bilden. Da kann es nicht verwundern, nein, da ist es schon beinahe zwangsläufig, dass sich Neonazis auch in den Stadien tummeln.

Leipzig: Strukturelle Unfähigkeit
Zumindest der Hamburger Neonazi-Kader Christian Worch scheint immer wieder gern nach Leipzig zu kommen. An der Attraktivität der lokalen Neonazi-Szene kann das nicht liegen. Gefestigtere Neonazistrukturen existieren weniger in Leipzig selbst, sondern eher im Umland. Seit 2001 ruft Worch regelmäßig zu Aufmärschen in Leipzig auf – die Initiative dazu ging nie von Leipziger Neonazis aus. Zwar beruft sich Worch manchmal auf Einschätzungen »von Kameraden vor Ort«, und auch der Lkw, von dem aus die Rechtsrockband »Oidoxie« die Neonazis auf dem Ostplatz beschallten, wurde von lokalen Unterstützern besorgt.
Zumindest der Hamburger Neonazi-Kader Christian Worch scheint immer wieder gern nach Leipzig zu kommen. An der Attraktivität der lokalen Neonazi-Szene kann das nicht liegen. Gefestigtere Neonazistrukturen existieren weniger in Leipzig selbst, sondern eher im Umland.

Salem, Wunsiedel Schwedens?
Im Stockholmer Vorort Salem findet jedes Jahr im Dezember eine der größten und wichtigsten Neonazidemonstrationen Nordeuropas statt. Jedes Jahr nehmen an dieser Demonstration zwischen 1000 und 2000 Personen teil, darunter Neonazis aus Dänemark, Finnland, Norwegen, Estland, Russland, Polen, England, Frankreich, Belgien, Holland, der Schweiz, Italien und Deutschland. Anlaß ist der Tod eines jungen Neonazisympathisanten. Unter dem Deckmantel eines Trauermarsches wird versucht, junge Menschen enger an die Neonaziszene anzubinden.
Im Stockholmer Vorort Salem findet jedes Jahr im Dezember eine der größten und wichtigsten Neonazidemonstrationen Nordeuropas statt. Jedes Jahr nehmen an dieser Demonstration zwischen 1000 und 2000 Personen aus ganz Europa teil.

Worchs Fehlpass in Leipzig
Am 3. Oktober 2004 hatte Christian Worch seiner Serie von Aufmärschen in Leipzig eine neue Richtung gegeben. Er kündigte an, mit seiner Veranstaltung in den eher linksalternativ geprägten Süden der Stadt ziehen zu wollen – eine Gegend, in der es sich Neonazis weiterhin selten trauen, offen durch die Straßen zu laufen.

Prozess gegen Leipziger Neonazis
Einige Überfälle sächsischer Neonazis führten zur Anklagen und Gerichtsverfahren.
Einige Überfälle sächsischer Neonazis führten zur Anklagen und Gerichtsverfahren.
(Bild: "Leipzig ganz rechts")

Irving und MND in Leipzig
Im letzten Antifaschistischen Infoblatt (AIB) haben wir ausführlicher über die Anfänge der Entwicklung rechter und neonazistischer Gruppierungen in der DDR berichtet. Ob in Ostberlin oder Leipzig, fast jedesmal sind auch Funktionäre aus dem Westen beteiligt.
Im letzten Antifaschistischen Infoblatt (AIB) haben wir ausführlicher über die Anfänge der Entwicklung rechter und neonazistischer Gruppierungen in der DDR berichtet. Ob in Ostberlin oder Leipzig, fast jedesmal sind auch Funktionäre aus dem Westen beteiligt.
