
Die „Burschenschaft Germania Kassel“
Im Oktober 2021 haben wir eine Recherche-Broschüre gegen die „Burschenschaft Germania Kassel“ veröffentlicht. Die „Germania“ fällt zwar weder im Stadtgeschehen noch an der Universität besonders auf, doch einige ihrer aktiven und ehemaligen Mitglieder sind über die Burschenschaft hinaus oft in relevanten rechten Strukturen aktiv. Das Stiftungsfest 2021 der „Germania“ hat gezeigt: Die Einbindung in unterschiedliche Spektren der (extremen) Rechten besteht ungebrochen fort.
Die „Germania“ fällt zwar weder im Stadtgeschehen noch an der Universität besonders auf, doch einige ihrer aktiven und ehemaligen Mitglieder sind über die Burschenschaft hinaus oft in relevanten rechten Strukturen aktiv.
Die Rechte und Russland: Alte Feinde, neue Freunde?
Es ist die Nacht zum 7. November 1970, der Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland. Der 21-jährige Krankenpfleger Ekkehard Weil schwingt sich in West-Berlin auf sein Fahrrad und radelt in Richtung Tiergarten. Dort angekommen pinselt er mit roter Farbe „Auftakt gegen den Bolschewismus“ und weitere Parolen an die Wand des „Mozart-Pavillons“. Auf Flugblättern, die er dort hinterlässt, findet sich außerdem der Spruch „Widerstand gegen den Ausverkauf Deutschlands.“ Wenige Stunden später schießt Weil ein paar hundert Meter weiter aus einem Gebüsch auf einen wachhabenden Sowjetsoldaten am Sowjetischen Ehrenmal an der Straße des 17. Juni, der von zwei Kugeln getroffen und lebensgefährlich verletzt wird.1 Vor Gericht erklärt Weil später, er habe seinen kleinen Beitrag dazu leisten wollen, dass seine heiß geliebte Heimat Berlin nicht die Beute der Sowjetunion werde.2
Große Teile der deutschen Rechten waren in Zeiten des „Kalten Krieges“ und danach aus politischer Überzeugung klar gegen die Sowjetunion positioniert. Mittlerweile hat sich das bei einigen Rechten geändert.

Frank Rennickes rechter Raum
2012 hat der Neonazi-Liedermacher Frank Rennicke ein ehemaliges Schulgebäude im Landkreis Hof bezogen. Heute nutzt er die Immobilie für politische Veranstaltungen und hat dort ein eigenes Tonstudio eingerichtet. Die Behörden bagatellisieren die Bedeutung des Objekts.
Die Nachricht kam einigermaßen überraschend. Im August 2012 gaben die Sicherheitsbehörden bekannt, dass eine Frau mit Kontakten in die neonazistische Szene eine Immobilie im Landkreis Hof erworben hat. Das 3.500 Quadratmeter große Grundstück im Ortsteil Unterhartmannsreuth der oberfränkischen Gemeinde Feilitzsch beherbergte früher eine Dorfschule und wurde von Miriam H. gekauft, einer ehemaligen Landtagskandidaten der NPD in Schleswig-Holstein.

„Alliance for Peace and Freedom“ und „Europa Terra Nostra“
Mit der als Verein eingetragenen Stiftung „Europa Terra Nostra“ (ETN) und der Parteienallianz „Alliance for Peace and Freedom“ (APF) organisiert und finanziert ein europaweites Netzwerk von Neonaziparteien seine Aktivitäten mithilfe von EU-Geldern.
Mit der als Verein eingetragenen Stiftung „Europa Terra Nostra“ (ETN) und der Parteienallianz „Alliance for Peace and Freedom“ (APF) organisiert und finanziert ein europaweites Netzwerk von Neonaziparteien seine Aktivitäten mithilfe von EU-Geldern.
(Foto: Screenshot von Facebook)

Die „Germanische Neue Medizin“
Zum Tod von Sighild B.
Weihnachten 2009 starb das Mädchen Sighild B. im Alter von nur vier Jahren an multiplem Organversagen in Folge von Überzuckerung. Ihre Eltern Baldur B. und Antje B. mussten sich fünf Jahre später vor dem Landgericht Hannover verantworten, weil sie dem Kind Insulin in lebensnotwendigen Dosen vorenthielten. Sie wurden zu Bewährungsstrafen verurteilt. Zuvor hatten der 32-jährige Vater und seine vier Jahre jüngere Ehefrau ärztliche Kontrollbesuche verweigert und sich laut Zeugenaussagen lieber mit den dubiosen Behandlungsmethoden der „Germanischen Neuen Medizin“ (GNM) des antisemitischen Verschwörungstheoretikers Ryke Geerd Hamer beschäftigt.
Weihnachten 2009 starb das Mädchen Sighild B. im Alter von nur vier Jahren an multiplem Organversagen in Folge von Überzuckerung. Ihre Eltern Baldur B. und Antje B. mussten sich fünf Jahre später vor dem Landgericht Hannover verantworten.

Frank Rennicke – Vom »Sänger für Deutschland« zum Bundespräsidenten-Kandidat
»Sänger für Deutschland« lautet der Titel eines Buches über den extrem rechten Liedermacher Frank Rennicke. Tatsächlich ist er der bekannteste und auch aktivste neonazistische deutsche Liedermacher. Aber er ist weitaus mehr - Rennicke stellt eine wichtige Integrationsfigur für das Spektrum von jugendkulturellem Neonazismus, den Kameradschaften und der NPD dar.
Rennicke stellt eine wichtige Integrationsfigur für das Spektrum von jugendkulturellem Neonazismus, den Kameradschaften und der NPD dar.

Sachsen rechts unten. Die NPD ist wieder im Landtag
Die NPD hat am 30. August 2009 den Wiedereinzug in den sächsischen Landtag mit 5,6 Prozent geschafft. Damit hat sie ihr selbst ausgerufenes Wahlziel von 10 Prozent plus X weit verfehlt und ihr Ergebnis im Vergleich zur Landtagswahl 2004 massiv verschlechtert. Acht Abgeordnete im Landesparlament und 73 NPD-Vertreter in sächsischen Kommunalparlamenten sind das Ergebnis der Wahlen 2009 im Freistaat. Es bleibt festzustellen, dass die NPD einerseits kontinuierlich Stimmen verloren hat. Andererseits konnte sich aber ein stabiles Stammwählerpotential der NPD herausbilden, was der Partei einen zwar knappen aber historischen Wiedereinzug ins Landesparlament sicherte.
Die NPD hat am 30. August 2009 den Wiedereinzug in den sächsischen Landtag mit 5,6 Prozent geschafft. Damit hat sie ihr selbst ausgerufenes Wahlziel von 10 Prozent plus X weit verfehlt und ihr Ergebnis im Vergleich zur Landtagswahl 2004 massiv verschlechtert.

Völkische Mode im Hundertwasserhaus
»Die Grüne Zitadelle von Magdeburg – das ist der Name, den Friedensreich Hundertwasser seinem architektonischen Werk gab«, so liest es sich auf der Homepage des Hundertwasserhauses Magdeburg, das am »Tag der deutschen Einheit« 2005 eröffnet wurde. Neben 55 Wohnungen bietet es auch Raum für Ladengeschäfte. Lange Zeit standen diese aufgrund der hohen Mieten leer. Als die Verwaltung des Hauses, die Gero AG, die Mietpreise nach und nach auf ein übliches Innenstadtniveau senkte, wurde die Ladenfläche schließlich auch für die Mediatex GmbH von Uwe Meusel und Axel Kopelke interessant.
Am 27. Juli dieses Jahres eröffnete im erklärten Touristenmagneten Magdeburgs das Ladengeschäft »Narvik«. Der Laden in bester Lage verkauft die Modemarke »Thor Steinar«.

Das Collegium Humanum – Ein Zentrum der Holocaustleugner
Das Collegium Humanum ist wohl eines der ältesten Seminarhäuser der extremen Rechten. In den letzten Jahren entwickelte es sich zum Zentrum der Holocaustleugner. Die Geschichte der 1963 gegründeten Heimvolkshochschule am Rande der ostwestfälischen Kleinstadt Vlotho reicht zurück bis in den Nationalsozialismus. Der mittlerweile verstorbene Gründer, Werner Georg Haverbeck war ein alter NS-Funktionär, der es zeitweilig bis in die Reichsleitung der NSDAP gebracht hatte. Als Leiter des mit bis zu fünf Millionen Mitglieder starken »Reichsbundes Volkstum und Heimat« war seine Aufgabe die Gleichschaltung der Heimat- und Naturschutzbewegung gewesen. In der »Reichsmittelstelle für Volkstumsarbeit« war er maßgeblich an der Organisation der Nürnberger NSDAP Parteitage beteiligt.
Das Collegium Humanum ist wohl eines der ältesten Seminarhäuser der extremen Rechten. In den letzten Jahren entwickelte es sich zum Zentrum der Holocaustleugner.

Akademisches Mentorat
Nichts ist den extrem rechten Gruppen wichtiger als eine Legitimation ihrer Propaganda von wissenschaftlicher Seite. Auf eine besondere Unterstützung in allem was gegen den Antifaschismus gerichtet ist, kann sich die Rechte seit nunmehr über 40 Jahren auf den Bonner Politikwissenschaftler und Buchautor Prof. Hans-Helmuth Knütter verlassen. Heute gilt er als der profilierteste Mentor der Anti-Antifa Bewegung als geistige Kampfgemeinschaft gegen Links.
Auf eine besondere Unterstützung in vielem was gegen den Antifaschismus gerichtet ist, kann sich die Rechte auf Prof. Hans-Helmuth Knütter verlassen.
(Bild: Faksimile aus »Mut«)
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