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Partei-Soldaten der extremen Rechten

Einleitung

Der Begriff des »Parteisoldaten« wird landläufig für Personen verwendet, welche die Prinzipien von unbedingtem Befehl und Gehorsam aus dem Militär auf die Politik übertragen.

Ralph Tegethoff bei einer Demonstration gegen die sog. Wehrmachtsausstellung in Bielefeld

In den Parteien der extremen Rechten findet sich ein auffällig hoher Anteil von Personen, welche beruflich als Soldaten tätig waren. Hier sei nur auf den NPD-Vorsitzenden und ehemaligen Hauptmann Udo Voigt und den ehemaligen Führer des militanten Spektrums und Leutnant Michael Kühnen verwiesen. Beim Betrachten von rechten Aufmärschen fällt auf, dass immer wieder Militärbekleidung zu sehen ist, einige Personen kleiden sich, als sei Mobilmachung. Man denke hier nur an den inzwischen im Bundesvorstand der NPD sitzenden Thorsten Heise, den man über Jahre selten ohne seine Landser-Mütze sah. Das Militär insgesamt und speziell Wehrmacht und Waffen-SS sind für einige zentraler Bezugspunkt ihres Denkens und Handelns.

Einige Personen verbinden mit ihrem Wirken die Tradition und den Geist der Armeen des Nationalsozialismus mit der aktuellen Politik der NPD. Sie sorgen für eine geschichtliche Unterfütterung der Partei und für die emotionale Mobilisierung des Kampfgeistes. Am stärksten ausgeprägt ist dies bei dem in Bad Honnef bei Bonn ansässigen NPD-Mitglied Ralph Tegethoff. Tegethoff, ehemaliges Wiking-Jugend-Mitglied und langjähriger Kameradschaftsführer, trat im September 2004 öffentlichkeitswirksam der NPD bei. Schon dass er das zusammen mit Thorsten Heise und Thomas Wulff  tat, zeigt seine Bedeutung im Spektrum des Neonazismus.

Der Autor

Den Geist der »kämpfenden Truppe« des Nationalsozialismus läßt Tegethoff in einer Vielzahl von Artikeln und auch in zwei Büchern wiederaufleben. Seit 2003 schreibt er regelmäßig in der Rubrik »Geschichte« der NPD-Parteizeitung Deutsche Stimme (DS). Auch hier bilden einzelne Personen aus Wehrmacht und SS den Schwerpunkt seiner Artikel. So glorifizierte er zum Beispiel im Mai 2005 in der DS den SS-Obersturmführer und Ritterkreuzträger Klemens Behler unter dem Titel »Unbeugsam  bis zum Tod«. Immer wieder fallen dabei die Begriffe »Tapferkeit«, »Einsatz« und »ungebrochen«. Die Verherrlichung geschieht durch Kampfberichte, historische Fakten zu den Gräueltaten der SS sucht man vergebens. Im Jahr 2004 veröffentlichte er im Deutsche Stimme Verlag sein Buch »Die Ritterkreuzträger des Panzerkorps Großdeutschland und seiner Schwesterverbände«, 2006 folgte im gleichen Verlag »Generalmajor Otto Ernst Remer. Kommandeur der Führer-Begleit-Division«. Co-Autorin war die Lebensgefährtin von Remer, Anneliese Renner.

Im Buch wird das Wirken Remers im Nationalsozialismus, wozu auch die Niederschlagung des Attentatsversuches des Kreises um Claus Graf von Stauffenberg zählte, verherrlicht. Wie nah Tegethoff dem Geist der SS steht, zeigen vor allem seine in der Zeitschrift »Der Freiwillige« veröffentlichten Artikel. Die seit 1956 erscheinende Monatszeitschrift war bis zu deren offizieller Auflösung 1992 das Organ der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG). Auch nach der Auflösung prägten die ehemaligen SSler das Magazin. Seit  2000 schreiben vor allem Autoren für das Blatt, die nicht mehr der Tätergeneration entstammen. Der Inhalt, der einer Verherrlichung der SS äußerst nahekommt, veränderte sich kaum.

Der in der DS 2005 veröffentlichte Artikel zum SS-Obersturmführer Behler basierte teilweise auf dem Nachruf, den Tegethoff als junger Kamerad 2001 im Freiwilligen veröffentlichte. Unter der Überschrift »Spitzenquallität zu fairen Preisen« warb Tegethoff im Freiwilligen auch für seinen Vertrieb »Balmung Ausrüstungen«.

Der Ausrüster

Balmung Verlag + Ausrüstungen e.K. heißt der Handel, dessen Inhaber Tegethoff ist. Hier wird nahezu alles geboten, was das Militaristenherz begehrt. Die Website des Versandes wird geprägt von Wehrmachts- bzw. SS-Soldaten, folgerichtig findet sich im Angebot auch der Menüpunkt »Wehrmacht«, welcher sich in die Bereiche Heer, Marine, Luftwaffe, Ausrüstung und Elite unterteilt. Mit »Elite« ist selbstverständlich die SS gemeint. Angeboten werden vor allem Uniformteile, aber auch Helme und Stielhandgranaten, allerdings frei verkäufliche Reproduktionen.  Echt hingegen sind die unter »Selbstverteidigung« zu findenden Teleskopschlagstöcke, Tonfas und CS-Gas. Zum Training werden Softairwaffen angeboten. Für Aufregung sorgte vor einiger Zeit, dass auch Ausrüstungsteile von GSG 9, BGS und Polizei gehandelt werden, so Schutzwesten, Helme und Uniformteile. Ergänzt wird das Angebot durch eine Vielzahl an Dekorationsgegenständen, Bildern mit Motiven der SS, Blechschildern mit Aufschriften wie »Swing tanzen verboten«, »Wolfsschanze« oder »Arbeit adelt«, diversen in der extremen Rechten gebräuchlichen Fahnen und Ansteckern, zum Beispiel. des Afrika-Korps oder zu Ehren der SS. Unter den angebotenen Büchern finden sich neben seinen eigenen Werken vor allem verherrlichende Erlebnisliteratur wie »Vier Jahre in vorderster Front« des SS-Mannes Hugo Zährl oder die Kriegsschuld relativierende Werke wie »Soldaten wie andere auch -Der Weg der Waffen-SS«.

Der Gedenker

Tegethoff ist nicht nur Autor, vor allem ist er Aktivist. Als solcher nahm er an unzähligen Aufmärschen des militanten Neonazismus teil, teils auch als Redner. Besonders am Herz lagen ihm zwei Aufmärsche im Mai und im Juni 2004 in Marienfels. In dem Ort sollte ein Denkmal für die Gefallenen des I. Panzer-Korps der Waffen-SS demontiert werden. Tegethoff setzte sich zusammen mit anderen Neonazis für den Erhalt des Denkmals ein. Zumindest an dieser Stelle vergeblich. Das Denkmal wurde Ende April 2004 von Antifaschisten zerstört und die Bruchstücke eingelagert. Inzwischen ist es auf dem Grundstück des NPD-Bundesvorstandsmitgliedes Thorsten Heise im thüringischen Fretterode wieder aufgebaut worden.

Bei Ralph Tegethoff findet sich die Verherrlichung des Soldatischen, des Kampfes von Wehrmacht und speziell der Waffen-SS wohl am stärksten ausgeprägt, in der rechten Szene ist sie jedoch omnipräsent. Tegethoff und seine Kameraden verknüpfen die letzten Täter aus der SS mit dem Nachwuchs der Szene, sie glorifizieren das Soldatische als solches und insbesondere die SS. Immer wieder verweisen sie auf die soldatischen Tugenden, an welchen sich die Nationalisten von heute zu orientieren haben. Es geht um die Transformation des Kampfgeistes der SS in die politische und ideologische Praxis heute. Dass dem Neonazi Tegethoff in der NPD-Parteizeitung Raum gegeben wird, belegt ein weiteres mal den neonazistischen Charakter der NPD.