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Neonazi-„Aussteiger“ entpuppt sich als V-Mann

Bild: Screenshot von youtube.com/compact

Der angebliche Neonazi-Aussteiger Nick Greger im Hemd "Nordmark" der Marke "Thor Steinar" beim Interview mit dem rechten Publizisten Jürgen Elsässer.

In der AIB Ausgabe Nr. 95 berichteten wir unter dem Titel „Umgestiegen statt ausgestiegen“ über den vermeintlichen Ex-Neonazi Nick Greger, der 2005 die Szene verließ und sich Jahre später als Schlüsselfigur der anti-islamischen Rechten mit ungebrochenem Waffenfaible und Verbindungen zum norwegischen Attentäter Anders Breivik präsentierte.

Im Januar 2014 tauchten Hinweise aus Thüringen auf, wonach Greger möglicherweise als Spitzel des LKA Berlin tätig gewesen sein könnte. Hintergrund war ein Besuch von zwei Beamten der Behörde Ende Oktober 2013 im Raum Pößneck/Thüringen, wo Greger mittlerweile gemeldet war. Im Anschluss behauptete er unter anderem im rechtspopulistischen COMPACT-Magazin, er sei von zwei Beamten bedroht worden, nicht zum V-Mann „Piatto“ auszusagen.

Außerdem sei ihm zugesichert worden, dass bestimmte Akten für den Ausschuss mit Bezug zu ihm geschwärzt wurden.

Im Innenausschuss musste Berlins Innensenator schließlich mehrfach Stellung beziehen und zusammen mit der Berliner Polizei den Verdacht teilweise einräumen.

Nachdem Greger im Jahr 2000 wegen eines Rohrbombenbaus mit Carsten Szczepanski (V-Mann „Piatto“) eine Haftstrafe absitzen musste, sei er noch in der JVA Tegel 2001 als V-Person „VP 598“ angeworben worden. Acht dokumentierte Treffen hätten im Gefängnis stattgefunden, ein weiteres in Dresden. Einsatzbereiche Gregers seien die Band „Landser“, der „Kampfbund deutscher Sozialisten“, die „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ sowie die Gruppe „United Skins“ gewesen. Geld habe er bis zur Abschaltung keines bekommen, auch sei er nicht aufgefordert worden, vor einem Untersuchungsausschuss nicht auszusagen, beteuert die Berliner Polizei. In Pößneck sei nur ein „Sensibilisierungsgespräch“ mit dem Ex-Spitzel durchgeführt worden, da man vertrauliche Akten im Zuge der NSU-Aufklärung an Abgeordnete weitergab und ein Datenleck befürchtete. Greger widerspricht heute, er sei keine VP gewesen. Viel­mehr will er nach Eigenangaben als V-Mann vom Verfassungsschutz Sachsen von Februar bis August 1996 bis zu 2.000 DM erhalten haben. Am 1. Februar 2014 sollte er bei einer vom COMPACT-Chefredakteur  Jürgen Elsässer organisierten Veranstaltung in Eisenach referieren. Kurz vorher ließ er seinen Auftritt jedoch platzen und verschwand wieder nach Afrika. Wie bekannt wurde, soll er sich zwischenzeitlich auch anderen Geheimdiensten als Informant gegen Geld angeboten haben. Die Aufarbeitung der V-Person Greger in den Parlamenten von Berlin und Thüringen dauert weiter an.