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Augen auf an der Uni!

Einleitung

Interview mit Dirk Meier, Antifareferent des AStA der Fachhochschule Bielefeld

AIB: Der Rektor wollte die Versetzung in aller Stille durchführen. Wie kommt er überhaupt dazu, Pfeifenberger einzustellen?

Er ist von der Landesregierung wohl bedrängt worden und hat das Angebot bekommen, dass er nach Pfeifenbergers Pensionierung in ca. drei Jahren die Stelle behalten kann. Das ist sicher auch ein Ergebnis der Finanzknappheit an den Hochschulen, aber kein Grund, einen rechtsextremen Professor einzustellen. Der Rektor hat auch gegenüber der Studierendenvertretung gesagt, er wolle kein Aufsehen um Pfeifenberger. Wir haben aber deutlich gemacht, dass solche Dozenten an keiner Hochschule was zu suchen haben.

AIB: Du bist Antifareferent des AStA. Was habt Ihr unternommen?

Erst einmal haben wir die Studierenden über Pfeifenberger aufgeklärt. Die Versetzung ist ja in aller Stille vollzogen worden. Auch die Lehrenden fühlten sich übergangen. Wir haben zum Beispiel eine Podiumsdiskussion veranstaltet, die von gut 200 Menschen besucht wurde. Pfeifenberger hatte auch für die Presse überregionale Bedeutung. Fernsehen, Radio und überregionale Zeitungen waren sehr interessiert, weil Pfeifenberger schon länger ein brisantes Thema ist. Danach haben wir den Senat besetzt, was auch ganz erfolgreich war. Es soll jetzt vom Senat und vom AStA ein Gutachten in Auftrag gegeben werden, um zu prüfen, ob eine Klage gegen die Versetzung von Pfeifenberger Erfolgsaussichten hat. Die Senatsbesetzung wurde auch von einigen Professoren unterstützt, die in der Zeit ihre Seminare nicht durchgeführt haben. Dann hat sich eine Arbeitsgruppe gegründet, in der wir z.B. neuere Texte von Pfeifenberger analysieren, ob die einen Kündigungsgrund darstellen könnten, Unterschriften sammeln, Institutionen ansprechen usw. Als nächstes planen wir ein Solikonzert, um das Gutachten finanzieren zu können.

AIB: Die Auseinandersetzungen um Pfeifenberger haben einigen Staub aufgewirbelt. Ist das ein Einzelfall an der FH?

Ein Einzelfall sicher nicht. Früher hat zum Beispiel Georg Werner Haverbeck an der FH gelehrt. Da gab es eine Kontinuität seit der Nachkriegszeit. Das zeigt ja auch der Fall Schneider/Schwerte in Aachen. Bis heute studiert hier der stadtbekannte Neonazi Meinhard Otto E. Sozialarbeit. Das hat früher schon zu Auseinandersetzungen geführt. Studierende haben Seminare boykottiert, in denen E. War. Die Auseinandersetzung um Pfeifenberger hatte auch andere Tendenzen. Wir haben während der Senatsbesetzung Wandzeitungen aufgehängt, auf denen Opfer des Nationalsozialismus gezeigt wurden. Dem haben wir Pfeifenbergerzitate gegenübergestellt. Ein Verwaltungsbeamter hat eine Wandzeitung abgerissen, angeblich wegen Feuerschutz. Dann gab es dieses Zitat vom »Kampf zwischen Deutschen und Juden«. Pfeifenberger behauptet, es gebe da eine »Todfeindschaft«. »Dieser Krieg brach nicht im September 1939 aus und endete nicht im Mai 1945.« Er behauptet praktisch, dass die Juden bis heute Krieg gegen Deutschland rühren und vergleicht das mit dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Verwaltungsbeamte stand vor dem Zitat und sagte, es sei zwar traurig, aber Pfeifenberger habe recht. Das hat bis heute kaum jemand mitgekriegt, aber daran sieht man einen latenten Antisemitismus, der auch an der FH vorhanden ist.

AIB: In der FH ist viel über Neonazis und Rechtsextremismus unter Jugendlichen geforscht worden. Wird dabei die Auseinandersetzung über Rechtsextremismus an Hochschulen vernachlässigt?

Das würde ich so nicht sagen. Viele Leute sehen den Rechtsextremismus in größeren Zusammenhängen. Auf der Podiumsdiskussion wurde zum Beispiel gesagt, in einem Deutschland, wo mit der Begründung »Auschwitz« wieder Krieg geführt wird, könnten auch Professoren wie Pfeifenberger lehren. Diese Zusammenhänge aufzuzeigen finde ich richtig. Mit Pfeifenberger wurde hier auch eine Auseinandersetzung über die »Neue Rechte« und ihre Ideologie in Gang gebracht. Andererseits gibt es auch Leute, die ihre Prüfungen zum Thema Rechtsextremismus schreiben, ohne sich praktisch damit auseinander zu setzen. Ich finde, man muss auch Position beziehen. Pfeifenberger ist zwar nur einer von vielen, aber er muss auch dort angegangen werden, wo er arbeitet.

AIB: Nimmt der Rechtsextremismus an den Hochschulen zu?

Rechtsextreme waren immer schon da, aber jetzt treten sie offener auf. Das hängt auch mit dem gesellschaftlichen Klima zusammen und der Tatsache, dass Nazis überall offener auftreten. Ich würde eher sagen, dass ihr Einfluss zunimmt. Die rechten Hochschulinitiativen, die gegen die Asten im Zusammenhang mit dem allgemeinpolitischen Mandat geklagt haben, waren teilweise erfolgreich. Die Burschenschaften treten offener auf. Im letzten Jahr haben sie an der FH erstmals den Antrag gestellt, Plakate aufhängen zu dürfen. Dagegen hat das Antifareferat auch protestiert. Ich glaube, dass sich wieder ein elitäres Klima herausbildet. Das kommt den Rechtsextremen, Burschenschaften usw. entgegen. Das Konzept "Bildung für alle" gibt es so nicht mehr, und auf der anderen Seite sind die Studierenden etwas unpolitischer geworden. Da gibt es bei einigen die Tendenz, das Studium durchzuziehen und die Inhalte nicht mehr zu hinterfragen.

AIB: Vielen Dank für das Gespräch