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»Time to fight III«: Neonazi-Kämpfer treten nach antifaschistischer Intervention nicht an

Einleitung

Bereits zum dritten Mal fand am 8. Dezember 2007 die Thaibox-Veranstaltung »Time to fight (TTF)« in der Stadthalle Neumünster statt. Während das Event 2005 von Antifaschisten noch nicht wahrgenommen wurde, kam es 2006 nach TTF II zu Übergriffen von Neonazis auf Besucher eines linken Jugendzentrums in Neumünster.

Bild: Faksimile des Club 88 Kalenders

Der Neumünsteraner Neonazi Marco Müller (auf dem Bild ganz links, mit Ku-Klux-Klan-Tattoo) sollte als Thaibox-Kämpfer im Ring stehen.

Wer hinter TTF III steckte und an welches Publikum sich das Angebot richtete, war dann unverkennbar. So firmierte der mehrfach vorbestrafte ehemalige »Combat18«-Aktivist und Anführer der »Kameradschaft Pinneberg«, Klemens Otto, als Ansprechpartner für Kämpfer und Sportclubs, während sein »Outlawstore« als Hauptsponsor für das Event warb.

Das Plakat zu TTF III zeigte ebenfalls gleich mehrere bekannte Gesichter aus der militanten Neonazi-Szene. Auf einer ersten Version war Hannes Franke abgebildet, bekannt als Mitglied der »Kameradschaft Hildesheim« und verurteilt wegen der Herausgabe des »Blood & Honour«-Magazins »Axtschlag«. Auf einer später verbreiteten zweiten Version des Plakats hießen die Hauptkämpfer »Celly« und »Marco«, wobei es sich um Marcel Ulrich und Marco Müller handelte. Ulrich betreibt gemeinsam mit Hannes Franke das Tätowierstudio »Bulletproof« in Munster und muss ebenfalls der Neonazi-Szene zugerechnet werden. Müller ist als Aktivist des Neumünsteraner »Club88« bekannt, sein Bild findet sich gleich mehrfach in einem Jahreskalender des Neonazi-Treffpunktes.1

Als Antifaschisten in einer Pressemitteilung ihre Befürchtungen äußerten, dass es sich bei TTF III um ein Kampfsport-Event von Neonazis für Neonazis handeln könnte, kam es zu zahlreichen öffentlichen Reaktionen. So kündigten die Betreiber der Stadthalle an, eine Kündigung zu prüfen, beließen es aber letztendlich bei einer Reihe von Auflagen an den Veranstalter Arnd Bunk. Bunk, der in Neumünster das »Zenthai-Gym« betreibt, in welchem auch Klemens Otto trainiert, behauptet in mehreren Zeitungsinterviews, die beanstandeten Kämpfer »gehören zu meinem Freundeskreis« und er glaube ihnen, dass »sie geläutert sind«2 . Als Begründung führte er u.a. an, sie gäben nach Kämpfen dem Gegner die Hand und zu denen zähle neben Türken und Russlanddeutschen auch »ein Zigeuner«.3 Hannes Franke, Marcel Ulrich und Marco Müller traten letztlich aufgrund öffentlichen Drucks nicht an, was vor Ort hinter vorgehaltener Hand für Unmut sorgte. Alle drei waren aber bei TTF III anwesend.

Ebenso Klemens Otto, der offenkundig organisatorische Aufgaben inne hatte. Ulrich stand bei zwei Kämpfen als Coach in der Ringecke, den Rest des Abends verbrachte er gemeinsam mit Franke und dem niedersächsischen »Blood & Honour«-Aktivisten Johannes (Hannes) Knoch4 auf der VIP-Tribüne. Während sich im normalen Publikumsbereich neben zahlreichen Kutten der Rockergruppe Hells Angels lediglich einige wenige Thor-Steinar-Träger fanden, mussten Antifaschisten im VIP-Bereich Verstöße gegen die angekündigten Auflagen des Hallenbetreibers feststellen. So wurden dort eindeutige Symbole der Neonazi-Szene offen gezeigt, unter anderem T-Shirts mit dem Aufdruck »Opa war in Ordnung«. Der Abend selbst fand unter Beobachtung der Polizei und vor ca. 350 Zuschauern statt und verlief ohne besondere Vorkommnisse.