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Rechte Skinhead- und Hooligans in Velbert

Flugblatt "An die Velberter und Heiligenhauser Öffentlichkeit"
Einleitung

Vielseitig sind die Gewalttaten und das Auftauchen Velberter Neonazis: Im August 1990 beteiligen sich mehrere Velberter Neonazis am „Rudolf-Heß-Gedenkmarsch“ in Wunsiedel, am 20. November 1990 dann ein Treffen von Neonazis in Velbert. Etwa 40 neonazistische Skinheads aus Duisburg, Essen, Bochum und Velbert versammeln sich in einem leerstehenden Haus, zogen von dort aus randalierend mit dem Bus in die City und später weiter in den Stadtteil Neviges, wo weitere zehn Personen zu der Gruppe stießen. Am 16. März 1991 ziehen mit Duldung der Stadt neonazistische Skinheads in ein leerstehendes Haus in Velbert ein. Die WAZ – Velberter Zeitung bietet ihnen in einem Artikel noch Platz für ihre rassistischen Parolen. Die Mitglieder der Skinheadgang „Groilemeiers“ aus Velbert sind FAP-Mitglieder. Mit diesem Text wird versucht Klarheit zu den Ausschreitungen, die in der Nacht zum 1.Mai 1993 vor der Gaststätte »Penny Lane« in Velbert und in der Innenstadt stattfanden, zu schaffen.

Foto: flickr.com, Theo Retisch, CC BY-SA 2.0

Symbolbild Busbahnhof Velbert

Was geschah am 1. Mai 1993

Am Abend des 30. April 1993 fand in der Velberter Jugendkneipe „Penny Lane“ ein Punkkonzert statt. Bereits am Nachmittag hielt sich eine Gruppe von Neonazi-Skinheads und Hooligans aus Essen, Hagen und Velbert im Umkreis des Veranstaltungsortes auf. Dabei wurde an einer Bushaltestelle eine Besuchergruppe von drei Neonazis mit Leuchtkugeln beschossen. Offensichtlich als Vergeltungsaktion ist der massive Angriff auf das „Penny Lane“ gegen 1 Uhr zu verstehen, an dem etwa 30 bis 40 rechte Jugendliche beteiligt waren. Dieses Scharmützel hinterließ in Velbert deutliche Spuren der Verwüstung: zerstörte Gartenzäune und Schaufenster, demolierte Autos und zwei Verletzte in den Vorgärten – für Velbert ein einschneidendes Ereignis. Bei den nächtlichen Vorfällen zeigte sich, dass die örtliche Polizei völlig überfordert war und dieses Geschehen herunterzuspielen versuchte. Die 20 Jugendlichen, die sich untereinander geprügelt hätten, gehörten zu „Randgruppen, mit denen der Bürger leben, aber keine Angst haben muß“. In die gleiche Kerbe schlug Wolfgang Rohr, Leiter der Schutzpolizei im Kreisgebiet Mettmann. Genau wie damals wird in der Stadt auch heute noch geleugnet, überhaupt extrem rechte Tendenzen in Velbert zu haben: „Für uns gibt es keine Anzeichen, in dieser Richtung zu ermitteln.“ Diese Devise scheint bis heute zu gelten.

Angefangen hat es damit, das eine Gruppe von Punks von zwei Neonazi-Skinheads namens Jaworek und Sascha Kö. an der Haltestelle Rheinlandstraße mit Leuchtspur beschossen wurden und die Punks sich erfolgreich gewehrt haben. Später zwischen 1.00 Uhr und 2.00 Uhr Nachts, das Konzert war schon vorbei, rollte eine Horde von Neonazi-Skinheads und Hooligans aus Velbert und Essen an und attackierte die KonzertbesucherInnen mit Schlagwaffen und Steinen. Weiter bekannte beteiligte Neonazi-Skinheads und Hools waren laut Augenzeugenberichten: Sascha Kö., Klaus R., Miguel, Oliver J., Timo Thom, Volker Sch., Michael H. und Thomas K.. Nachdem die Velberter und Essener Neonazis an diesen Abend eine Schlappe erlitten hatten, gingen sie dazu über einzelne »Langhaarige« und andere KonzertbesucherInnen persönlich anzugreifen.

Mit diesem Text wollen wir dem „Obersheriff“ von Velbert Henry Schmidt1
heftigst widersprechen, »In Velbert gibt es keine rechte Szene«. Eine erstaunliche Sicht, sollen doch die fünf führenden Mitglieder der rechten Skinhead-Gang "Groilemeiers" in der FAP organisiert sein. Vor zwei Jahren wurde von Neonazi-Skinheads in Velbert ein Haus besetzt, von dem eine Menge Randale ausging. Zu diesen Neonazi-Skinheads gehörten damals Remo Sch., Klaus R., Oliver K., Volker Sch., Oliver J. und andere Weitere. Im Herbst 1992 fand vor dem Jugendgericht in Mettmann ein Prozeß gegen diese Personen statt. Verhandelt wurde vor allem wegen zahlreicher Körperverletzungen. Aus einigen rechten Skinhead-Magazinen geht hervor, daß diese Leute guten Kontakt zu überregionalen Skinhead/Neonazigruppen unterhalten. Aus der Region stammt z.B. der rechte Skinhead Torsten Ritzki aus Essen. Dieser gibt das Fanzine "Glorreiche Taten" heraus und spielte in der RechtsRock-Band "Doitsches Blut" mit. Er stand 1990 in Velbert wegen eines rassistischen Übergriffes vor Gericht. Wenn man/frau sich das veröffentliche Adressbuch von Neonazifunktionär Michael Kühnen anschaut steht dort zum Beispiel der Name von Oliver K. drin (auch der zur Zeit inhaftierten Heiligenhauser Michael K.).

Klaus R. und Remo Sch. gehören zur „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) bzw. halten mittlerweile noch gute Kontakte zu ihnen. Klaus R. wurde auch in Wunsiedel gesichtet Volker Sch., Oliver J. und Oliver K. gehören/ten der mittlerweile verbotenen »Deutschen Alternative« (DA) an, die sich in NRW in »Der deutsche Weg« umbenannt hat.2

In den letzten Monaten ist es um diese Szene relativ ruhig geworden, was aber nicht heißt, daß diese nicht mehr aktiv ist. Der Treffpunkt dieser Gruppierungen ist meistens das »Bistro Light« an der Schulstraße oder Fußgängertunnel am Berg. Die Anzahl der Neonazis beträgt etwa 30 bis 40 Leute. Uns geht es mit diesen Flugblatt-Text auch darum, solidarisch mit dem »Penny Lane« zu sein. Das »Penny Lane« ist ein Teil der Kultur in Velbert. Direkt nach der „Krawallnacht“ haben circa 200 anliegende BürgerInnen Unterschriften gesammelt, und Bürgerversammlungen abgehalten damit dieser Treffpunkt geschlossen wird.

  • 1Nachtrag: Gemeint ist der Leiter der Velberter Polizeistation Henri Schmidt.
  • 2Nachtrag Antifa Velbert/Heiligenhaus: Vor dem Landgericht Wuppertal wurden sechs Neonazis aus Velbert und Heiligenhaus zu Geld- und Haftstrafen verurteilt. Letztere wurden zum größten Teil zur Bewährung ausgesetzt. Bei den Angeklagten handelt sich um Michael K., Klaus R., Harald N., Volker Sch., Andrea Z. und Remo Sch.. Sch. sein Verfahren wurde wegen des Mordfall Horst Pulter abgetrennt. Michael K. ist bekannt durch seine Mitgliedschaft in der „Deutschen Alternative“ (Mitgliedsnummer 211). Er war bis vor kurzem inhaftiert in der JVA Iserlohn. Er wurde während dieser Haftzeit durch die HNG betreut und hatte darüber Kontakte zu dem HNG-Gebietsbeauftragten und ehemaligen FAP-Funktionär Erhard Kemper. Klaus R., Spitzname »Kilo« (Mitglied der FAP und der Neonaziskinhead-Combo »Groilemeiers«) war an der Besetzung eines leerstehenden Hauses in Velbert-Tönisheide im März 1991 beteiligt. Harald N. (Ex-FAP Mitglied) nahm zusammen mit Klaus R. 1989 am »Rudolf-Heß-Gedenkmarsch« in Wunsiedel teil. Volker Sch. und Andrea Z., genannt »Zivi«, gehören dem Skinhead- und Hooligan-Umfeld in Velbert an. Sie waren auch bei der „Hausbesetzung“ im März 1991 dabei.