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Proteste gegen den Weltstudentenkongress der MUN-Sekte

Bündnis IWF-Tagung & CARP-Kongress verhindern (Gastbeitrag)
Einleitung

Vom 2. bis zum 9. August plant die „CARP“ ihren „4. Weltstudentenkongress“ in Westberlin. Die CARP ist die Studentenorganisation der Vereinigungskirche (VK) bzw. der sogenannten „Mun-Sekte". Die antikommunistische VK gilt zudem als rassistisch, faschistoid und frauenfeindlich. Ein Gastbeitrag hierzu aus dem Kreis des Bündnis zum Thema "IWF-Tagung & CARP-Kongress verhindern"

Moon Sekte
(Bild: Faksimile Buchcover)

Die „CARP“1 will ihren „4. Weltstudentenkongress“ in Westberlin durchführen, um die antikommunistische Symbolik einer „Frontstadt" zu verstärken und von den sozialen Widersprüchen hier abzulenken. Westberlin soll Hinterland sein für die Projekte der Braunzone und der kapitalistischen Staaten, was sich an der gesamten Verknüpfung zeigt: 750-Jahr-Feier, die Reagan Rede an der Mauer, der CARP-Kongress und dann die IWF-Tagung im Herbst 1988.

Wem sind sie nicht aufgefallen in den letzten Wochen? Die freundlichen jungen Leute, vor den Universitäten oder am Kurfürstendamm, die dir hartnäckig eine Karte für den "4. CARP-Weltstudenten Kongress vom 2.8. - 9.8.1987" in Westberlin verkaufen möchten2 . CARP sei "eine neue Studentenbewegung für eine vereinigte Welt", verkünden die von einem Regenbogen durchzogenen hellblauen Plakate. Auf dem Hochglanzfaltblatt, was ich erhalte steht, daß CARP gegründet wurde: "1. um Studenten eine Perspektive zu geben und ihr Verantwortungsgefühl, gegenüber der Gesellschaft zu fördern. Dabei werde die moralischen Werte des Christentums und anderer Religionen gestärkt und die Zusammenarbeit über Rassen- und Klassenschranken hinweg intensiviert (...) 2. Um eine Alternative zum Marxismus Leninismus zu entwickeln (…) Ausgangspunkt ist die Annahme, dass alle Menschen als Kinder Gottes gleich sind."

Langsam werde ich stutzig. Erinnern wir uns: 1976 hatte CARP, die Studentenorganisation der Mun-Sekte auch Vereinigungskirche (VK) genannt, beim StudentInnenstreik an der Freien Universität (FU) Gegenflugblätter verteilt3 . StudentInnen, die dies verhindern wollten wurden von Zivilpolizisten verprügelt, zwei von ihnen landeten in Untersuchungshaft. 1983: Die Fachschaft Medizin entlarvt Dieter Schm. als Vorsitzenden der CARP-Berlin, nachdem dieser schon zwei Jahre lang die Fachschaft infiltriert hatte. Juni 1984: CARP'ler greifen in Begleitung von reaktionären Hochschullehrern und BZ-Reportern eine Austellung der SEW-Hochschulgruppe an, schmeißen die Stellwände um und nehmen deren Flugblätter weg. Auf einer Protestversammlung an der am nächsten Tag mehrere hundert StudentInnen teilnehmen, drängt sich FU-Professor Z., in Begleitung von acht koreanischen Bodyguards ans Mikrophon und verbreitet solange reaktionären Statements, bis sich der Hörsaal leert. Dies ist nur einige Beispiel für die Methoden der CARP-Aktivisten.

Noch ist die CARP an Berliner Universitäten verboten4 . Wir dürfen äußern (höchstrichterlich abgesegnet vom BGH per Urteil vom 1. Februar 1983)5 , daß CARP / VK Psychoterror verbreite, ein faschistisches System proklamiere, eine kriminelle Vereinigung sei und Jugendliche zum Selbstmord treibe. CARP wird in der Universität als eine faschistoide und imperialistische Sekte charakterisiert. Auf den Sektenbegriff wird hier von uns wegen Abgrenzungsschwierigkeiten anderen Religionen nicht weiter eingegangen.

Warum der Faschismusvorwurf an diese Vereinigung? Die VK tritt auch "militaristisch" auf und betreibt weltweite "Kreuzzüge" zur Werbung neuer Mitglieder. Ihre Ideologie beinhaltet die Notwendig eines 3.Weltkrieges. „ (…) damit die endgültige Trennung und Vereinigung dieser beiden Welten erfolgen kann wird ein weiterer Krieg stattfinden (…) Es handelt sich dabei um den 3. Weltkrieg, der zwangsläufig kommen muss, jedoch auf zweierlei Weise ausgefochten werde kann."6

Die VK ist kapitalistisch angelegt und gehört zu den großen Konzernen weltweit, mit schätzungsweise über 800 Mio. Dollar Reingewinn.7 Dazu gehören Waffenfabriken, eine Art Ginsengmonopol, Fischfangflotten, Medienkonzerne, Banken etc.

In Deutschland hat die Vereinigungskirche einen Verein in Frankfurt/Main angemeldet8 . Aktuell sitzen für diesen Karl Leonhardtsberger (Vorsitzender), Norbert Thiel (stellv. Vorsitzender), Walter Patzl (Schatzmeister), Romana Kunkel (Beisitzer), Ulrich Tuente (Beisitzer), Manfred Sorgenicht (Beisitzer) und Werner Fehlberg (Schriftführer) im Vorstand.

Die VK lehrt eine faschistoide Gemeinschaftsideologie, für sie stellt nur die Familie die Keimzelle der Gesellschaft dar, sie wird von vielen Autoren als die "Moon-Family" bezeichnet, deren Mitglieder bevorzugt in VK eigenen Wohnheimen untergebracht sind in Berlin, z.B. in Spandau und in Zehlendorf. In Südkorea finden Massentrauungen mit mehreren tausend Paaren statt. Die Ideologie der VK beinhaltet ein Gut-Böse-Schema mit klassischem „Sündenbockprinzip“. Das Böse, satanische auf Erden sei der Kommunismus, den es zu besiegen gelte. Mun strebt deshalb eine Art "Weltherrschaft", unter Ausschaltung der sozialistischen Staaten, an - ein Mittel ist dabei für ihn die UNO.

Auf der letzten CARP Konferenz 1986 in New York war Robert Muller ("United Nations") Hauptredner. Muller ist die rechte Hand von Perez de Cuellar. Javier Pérez de Cuéllar Guerra ist ein peruanischer Diplomat, Politiker und seit 1982 Generalsekretär der "Vereinten Nationen".

Im Mun-Führerprinzip ist die Organisationsstruktur der VK streng hierarchisch. "Die ganze Welt ist in meiner Hand, und ich werde sie erobern und sie beherrschen" sagt Sun Myung Mun, denn er hält sich als "zweiter Sohn Gottes" für allmächtig.

Kein Wunder, denn die VK soll laut Aussteiger-Berichten zum Teil auch mit "Gehirnwäschmethoden" arbeiten, wie sie auch der CIA in den 1950er und 1960er Jahren entwickelt und auch an Sektenanhängern ausprobiert hat. Als Beispiel sei hier der dubiose Massenselbstmord von 900 Mitgliedern der „Peoples Temple“ (Volkstempel) – einer von Jim Jones geführten „neureligiöse Gruppe“ - 1978 in Jonestown, Guyana genannt. Viele verweisen in diesem Zusammenhang auf das CIA-Projekt "MK-Ultra" welches u.a. zur Anerziehung blinden Gehorsam konzipiert worden war.9 „MKULTRA“ lief als antikommunistisches Forschungsprojekt von 1953 bis in die 1970er Jahre im Kontext des Kalten Kriegs.

Die VK und der "Krieg der niedrigen Intensität"

Die VK sieht sich im "Krieg der niedrigen Intensität", um die ärmeren Länder unter Kontrolle zu halten. Bo Hee Park, ein ehemaliger Mitarbeiter des südkoreanischen Geheimdienstes, beschreibt die Strategie der VK folgendermaßen: "Es ist ein totaler Krieg, vor allem ein Krieg der Ideologien. Das Schlachtfeld ist der menschliche Geist. In diesem Krieg werden alle Dinge mobilisiert sein: Politische Mittel, soziale Mittel, ökonomische Mittel und propagandistische Mittel, um den Geist der anderen Personen zu beherrschen. So sieht der 3. Weltkrieg aus - ein Krieg der Ideologie."

Die USA wenden den „Krieg der niedrigen Intensität“ bereits heute weltweit an - auf den Phillipinen, in Angola, Mozambique, Nicaragua, El Salvador usw. Diese Strategie erweitert den Kriegsbegriff und verlagert ihn in alle gesellschaftlich relevanten Bereiche. Ein Teil der sozial-ökonomischen Kriegsführung wird darin privatisiert, um direktes Eingreifen der US-Regierung auf ein Mindestmaß zu beschränken.

Wen wundert es da, dass die "Confederation of Association for the Unity of the Societies of the Americas" (CAUSA) als die politische Organisation der VK zu den größten privaten Unterstützern der nicaraguanischen Contras gehört, am Bolivien Putsch mit dem NS-Verbrecher Nikolaus „Klaus“ Barbie alias Klaus Altmann 1980 beteiligt war oder beim antikommunistischen Propagandasender "Radio of free Asia" in Süd-Korea beteiligt ist?10

Die Funktion des CARP Kongresses in Berlin

Es ist sicherlich kein Zufall, dass sich CARP Berlin für ihren „4. Weltstudentenkongress“ ausgesucht hat. Berlin feiert dieses Jahr den 50. Jahrestag der 700 Jahre (1937). Dieses Fest soll den Herrschenden dazu dienen, den Umstrukturierungsprozess in West-Berlin zu beschleunigen. Mit Hilfe der „Trockenlegung“ unbeherrschbarer Quartiere (wie von der IBA versucht), der flächendeckenden Ansiedlung neuer Technologien (Nixdorf, Schering, Forschungszentren), der Ansiedelung reaktionärer Kultur (am Reichstag), soll West Berlin als „befriedete Frontstadt“ ausgebaut werden von der aus die Fahne ihrer "Freiheit" gegen den Kommunismus wehen soll.

Die 750 Jahr Feier und der CARP-Kongress, sind Schritte in diesem Aufbau. Kein Wunder, dass der polizeiliche Staatsschutz keine Bedenken gegen die Vermietung des Internationalen Kongresszentrums und der Philharmonie an die Mun-Sekte erhoben hat.

Nicht überraschend sind auch die Themen und Redner des Kongresses. Redner ist unter anderen Kuratoriumsmitglied der IGfM Siegmar Faust, der für das Kalte-Krieger-Blatt "DDR Heute" schreibt. Mit dem CARP-Kongress wird auch die Akzeptanz für solche reaktionären Inszenierungen geprüft werden. So soll z.B. Hyo-Jin M. aus dem CARP-Netzwerk planen, beim " 4. Weltstudentenkongress der CARP" einen "Protest gegen die Berliner Mauer" durchzuführen.

Proteste gegen den CARP-Kongress sind angekündigt. Die Regierenden in Berlin scheuen sich offen zu CARP zu bekennen, das zeigt der einstimmig verabschiedete Beschluss des Berliner Abgeordnetenhauses, den Mietvertrag für die Philharmonie zurückzuziehen. Lassen wir uns aber nicht täuschen, Innensenator Wilhelm Alexander Kewenig (CDU) war schon selbst Teilnehmer an einer ICUS-Tagung - die „International Conference on the Unity of the Science“ (ICUS) ist der wissenschaftliche Arm der Mun-Sekte. Diverse West-Berliner PolitikerInnen gelten als SympathisantInnen der "Vereinigungskirche".

  • 1CARP: "Collegiate Association for the Research of Principles"
  • 2Die internationale Studentenorganisation der Mun-Sekte, wird nach den Initialen ihres englischen Namens »Carp« genannt.
  • 3Die Vereinigungskirche, auch als Moon-/Mun-Sekte bekannt, ist 1954 ursprünglich als "The Holy Spirit Association for the Unification of World Christianity" von dem Koreaner Sun Myung Moon (Mun) gegründet worden.
  • 4Die Studentenorganisation CARP darf nicht an den Wahlen des Studentenparlaments der FU teilnehmen. Das entschied das Verwaltungsgericht, das eine Klage der CARP auf Zulassung ihrer Liste abwies. Nach Angaben des FU-AStA wurde die Entscheidung des Gerichts damit begründet, daß die Hochschulgruppen der CARP der uneingeschränkten Weisung der CARP-Bundeszentrale unterliegen, in ihrer Meinungsbildung nicht frei seien und somit nicht als eigenständige studentische Gruppen angesehen werden können. (AZVG7A34.88)
  • 5Der Beschluß des Bundesgerichtshofs vom 1. Februar 1983 — IV ZR 116/82 — (veröffentlicht in NJW 1983, S. 2572) verwirft aus formellen Gründen die Revision der Vereinigungskirche. e. V. (sogenannte Mun-Sekte) gegen ein Urteil des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main als unzulässig.
  • 6Zitat: San Myung Mun - Die göttlichen Prinzipien
  • 7Vgl.: Jean Francois Boyer, L'Empire Moon
  • 8Hessen Amtsgericht Frankfurt am Main VR 4612 – Vereinigungskirche
  • 9Vgl.: Gaby Weber: CIA, Drogen, Gehirnwäsche - Das Gehirnwäscheprogramm der CIA, Libertäre Azzoziation
  • 10Nachtrag: Die CAUSA propagierte den sog. „Gottismus“. Ihr Vorsitzender war in den 1980er Jahren Bo Hee Park. In Deutschland führte die CAUSA Deutschland e.V. verschiedene Tagungen durch. Die Vorträge wurden regelmäßig in der CAUSA-Zeitschrift „Forum für geistige Führung“ veröffentlicht. Referenten waren unter anderem rechte Protagonisten wie Günter Rohrmoser, Helmut Bärwald, Konrad Löw und Klaus Hornung. Ehemalige Vizepräsidentin von "Causa Deutschland e.V." war die langjährige persönliche Referentin von dem REP-Chef Franz Schönhuber, Ursula Saniewski.