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Verurteilung nach rassistischer Mordserie in Ungarn

Bild: Screenshot von youtube.com/euronews

Es ist eine rassistische Mordserie, die in der jüngeren Geschichte Ungarns ihres Gleichen sucht: Eine Gruppe von Neonazis zündet von Roma bewohnte Häuser an und schießten anschließend auf die Flüchtenden. In den Jahren 2008 und 2009 verübten sie mindestens neun Anschläge, sechs Roma-Angehörige wurden dabei ermordet. Fünf weitere lebensgefährlich verletzt wurden. Laut Anklage wollten die Täter gewaltsame Reaktionen in der Roma-Gemeinde hervorrufen, um eine antiziganistische Stimmung zu schüren. Es ging ihnen um die »Lösung des Zigeunerproblems«.
Die Serie begann am 21. Juli 2008, als die Täter auf ein von Roma bewohntes Haus in Galgagyörk schossen. Bei diesem und drei weiteren Anschlägen nach dem gleichen Muster wurden noch keine Menschen getroffen und so änderten die Täter ihr Vorgehen: Am 3. November 2008 zündeten sie in Nagycsécs ein Haus mit Molotow-Cocktails an und schossen auf die Flüchtenden. Die 40-jährige Romni Eva Nagy sowie ihr Schwager Jozsef Nagy wurden getötet. Der Ehemann Tibor Nagy wurde schwer verletzt.

Bei einem weiteren Anschlag mit gleichem Vorgehen in Tatarszentgyörgy, feuerten die Täter 78 Gewehrschüsse ab. Der 5-jährige Robika und sein Vater Robert Csorba starben. Die Mutter und eine Tochter wurden zum Teil schwer verletzt. Zwei Monate später, am 22. April 2009, wurde der 54-jährigen Jenö Koka vor seinem Haus durch einen Schuss aus einem Gewehr mit Zielfernrohr getötet.

Am 2. August desselben Jahres starb die 45-jährige Maria Balogh in Kisleta in ihrem Bett – ebenfalls hingerichtet mit einem durch das Fenster abgegebenen Kopfschuss. Ihre 13-jährige Tochter wurde lebensgefährlich verletzt.

Am 6. August 2013 sprach das Bezirksgericht von Pest ein Urteil. Die drei Haupttäter, Zsolt Petö sowie die Brüder Arpad und Istvan Kiss, wurden erstinstanzlich zu lebenslanger Haft verurteilt. Ihr Komplize, Istvan Csontos, bekam eine Haftstrafe von 13 Jahren. Von den Angeklagten wurde Berufung eingelegt.

Laut dem Informationsdienst »Blick nach Rechts« gehörten zwei der verurteilten Täter der inzwischen verbotenen neonazistischen »Ungarischen Garde« an. Alle Vier sollen aus dem Fan-Umfeld des Fußballclubs von Debrecen stammen. Zwei von ihnen seien vom ungarischen Geheimdienst beobachtet worden. Kurz vor Beginn der Mordserie sei die Überwachung jedoch abgebrochen worden. Ein weiterer Täter soll noch während der Anschläge Informant des Militärgeheimdienstes gewesen sein. Auch geht die Staatsanwaltschaft von einem weiteren Täter aus, der laut ungarischen Medien von ungarischen Geheimdiensten gedeckt werde.