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Udo Ulfkotte und der KOPP-Verlag

Sebastian Friedrich
Einleitung

Zwischen Rassismus, Revisionismus und Verschwörungsphantasien

Ein Vorreiter für rassistisch aufgeladene Islamkritik im deutschsprachigen Raum ist Udo Ulfkotte. Der ehemalige FAZ-Redakteur veröffentlicht seit einiger Zeit beim KOPP-Verlag, der zunehmend als Bindeglied zwischen Rassismus, Revisionismus, kruden Verschwörungstheorien und »Querfront« fungiert.

Bild: Screenshot von ulfkotte.de

Udo Ulfkotte mit dem CSU-Politiker Günther Beckstein.

Ulfkotte sorgte Ende 2008 für einen Paukenschlag. Er verließ den von ihm gegründeten Verein »Pax Europa« aufgrund »volksverhetzender, rassistischer Karikaturen im Stürmer-Stil« und der Befürchtung, sein gemeinnütziger Verein würde sich zu einer Plattform für »rechtsradikale Radaubrüder« entwickeln. Diese audsrückliche Abgrenzung scheint jedoch mehr taktischer Natur zu sein. Schaut man in seine beiden aktuellen Bücher, so entdeckt man an unzähligen Stellen rassistische Stereotype. In »SOS Abendland – Die schleichende Islamisierung Europas« (2008) bezeichnet er etwa junge »Kulturbereicherer aus der islamischen Welt« als eine »Plage« sowie »kleine Frankenstein-Monster« und die »Islamideologie« als einen »bösartigen Virus«. Außerdem seien MigrantInnen schlicht »geisteskranker«, »gen-defekter« – und dümmer. So hätten beispielsweise die Zuwanderer aus der Türkei einen zwischen 10 und 15 Prozent niedrigeren Intelligenzquotienten als »Durchschnittseuropäer«. In dem im Juli 2009 erschienenen Buch »Vorsicht Bürgerkrieg – Was lange gärt, wird endlich Wut« schlägt Ulfkotte ähnliche Töne an, auch wenn er dort die Gruppe seiner Feindbilder erweitert – nicht mehr nur der Islam führe die abendländische Kultur in den Abgrund, sondern auch die hiesigen Politiker, die wesentlich von den 68ern geprägt seien. Diese hätten eine »neue Menschenrasse«, nämlich den »Multikulti-Primaten« gezüchtet, eine »Überrasse mit 68-Gesinnung«, »die den Geruch nach Urin und Erbrochenem, die Müllhalden an den Straßenrändern und Respektlosigkeit gegenüber Werten für gut erklärt«. Die Ergebnisse der »ethnoneutralen Primatenzucht« seien »tumbe Mutanten der 68-Ideologie« – gemeint sind TürkInnen, AraberInnen, OsteuropäerInnen und auch Linksextreme. Weiter ist die Rede davon, dass »Menschen aus fremden Kulturkreisen die Aufgaben von Pest und Großfeuern« übernommen hätten. Es finden sich in beiden Büchern noch weitere rassistische Ausführungen, die vom Wortlaut und Inhalt her auch in der »Deutschen Stimme« (DS) oder der »National-Zeitung« (NZ) zu finden sein könnten. Dennoch grenzt er sich mehrmals vom »Rechtsextremismus« ab und rät gar dazu, in diesen schwierigen Zeiten nicht demokratiefeindliche Extremisten zu unterstützen. In »Vorsicht Bürgerkrieg« rät er dazu, »kleine Parteien wie die vielen freien Wählervereinigungen oder Gruppen wie »Bürger in Wut« und christliche oder ökologische Vereinigungen« zu unterstützen. In »SOS Abendland« bedauert er gar, dass es in Deutschland keinen Rechtspopulisten gebe, der einem gewissen Teil der Bevölkerung als Ventil dienen könnte. Betrachtet man die inhaltlichen Überschneidungen und Wunschvorstellungen eines »ethnisch-homogenen Volkes«, müsste eigentlich erkannt werden, dass die fein säuberliche Trennung von »Rechtspopulismus« und »Rechtsextremismus« keinen Sinn ergibt. Schlimmer noch: Durch die Konstruktion einer konkurrierenden Strömung zum »Rechtsextremismus« wird die Einflussnahme auf politische Diskurse für das vermeintlich Moderatere vielfach verbessert. Immer wieder bekommt Ulfkotte die Möglichkeit in Fernseh-Talkshows seine »Thesen« zu verbreiten. So durfte er bereits bei der SWR-Sendung »Nachtcafé« genauso wie bei N24 und n-tv wettern und erhält als »Islamkritiker« Foren, von denen beispielsweise NPD-Kader nur träumen dürften. Ulfkotte ist darüber hinaus gern gesehener Gast bei Veranstaltungen der CDU und der Polizeigewerkschaft »Bund deutscher Kriminalbeamter« (BdK). Zuletzt hat Ulfkotte im Oktober in der rechtsliberalen Zeitschrift »Eigentümlich frei« vor einem drohenden Bürgerkrieg gewarnt. Ähnlich um Anschlussfähigkeit bemüht ist auch der Verlag, bei dem Ulfkotte nicht nur seine Bücher, sondern auch regelmäßig Beiträge für den Verlags-Blog veröffentlichen darf. Der in Rottenburg am Neckar ansässige »KOPP-Verlag«, um den Inhaber Jochen Kopp, schafft es dank guter Kontakte immer wieder Bücherwerbung in auflagenstarken und einflussreichen Publikationen zu platzieren. Eine doppelseitige Werbung für »Vorsicht Bürgerkrieg« fand sich in der Oktober Ausgabe von »Readers Digest Deutschland«, einseitig wurde gleiches Buch auch in den September-Ausgaben der »ADAC Motorwelt« und dem »Polizeispiegel«, der Mitgliederzeitschrift der »Deutschen Polizei Gewerkschaft« beworben. Eigentlich ist der »KOPP-Verlag« auf pseudowissenschaftliche Themen im Bereich der Esoterik spezialisiert. Doch vermehrt werden neben dem bekannten Aushängeschild Erich von Däniken auch Kontakte zu anderen Personen gepflegt. So vertreibt der Verlag Bücher der Revisionisten Jan Udo Holey (»Jan van Helsing«) und Gerd Schultze-Rhonhoff. Letzterer behauptet in seinem Buch »1939 – Der Krieg, der viele Väter hatte«, dass Hitler bis zum Herbst 1939 keinen Krieg wollte. Schultze-Rhonhoff ist ein gefragter Interviewpartner für einschlägig bekannte Zeitungen wie der NZ und der rechten Wochenzeitung »Junge Freiheit« (JF). Außerdem bietet der »KOPP-Verlag« das von Robert L. Brock herausgegebene Buch »Freispruch für Deutschland« an, in dem unter anderem der Holocaust-Leugner David Irving als Experte für die Widerlegung »antideutscher Geschichtslügen« zu Wort kommt. Das beim rechten »Grabert-Verlag« erschienene Buch »Der deutsche Aderlaß« von Claus Nordbruch ist ebenfalls über den KOPP-Shop zu erwerben. Nordbruch erhielt 2001 den »Freiheitspreis« der NZ und veröffentlicht regelmäßig in der DS, in »Nation & Europa« sowie unregelmäßig in der JF. Außerdem gab er dem Neonazi-Fanzine »Blood & Honour« ein Interview und tritt auch sonst des Öfteren bei Neonazi-Veranstaltungen auf. Auf der »Info«-Seite des »KOPP-Verlags« werden täglich neue Nachrichten gepostet. Neben Ulfkotte schreiben dafür vor allem Gerhard Wisnewski und Jürgen Elsässer. Wisnewski veröffentlichte jüngst beim »KOPP-Verlag« das Buch »Jörg Haider – Unfall, Mord oder Attentat?«, was nicht nur unter Verschwörungstheorie-Fans breit rezipiert wurde. Jürgen Elsässer scheint nach seinem Rausschmiss bei der Tageszeitung »Neues Deutschland« neben seiner streng nach »Querfront« müffelnden »Volksfront-Initiative« im »KOPP-Verlag« einen neuen Geldgeber – und vielleicht einen neuen Verlag – gefunden zu haben. Wenig überraschend ist, dass viele der erwähnten Personen auch in der Infokrieg-Szene (infokrieg.tv, Alles Schall und Rauch, Secret TV, etc.) eine Rolle spielen. Jürgen Elsässer referierte beispielsweise beim »1. Deutschlandtreffen« von »Alles Schall und Rauch« über das »anglo-amerikanische Finanzkapital« und dürfte mit seinen vereinfachten Antworten auf komplizierte Fragen auf viel Zustimmung gestoßen sein. Udo Ulfkotte fand im »KOPP-Verlag« eine adäquate publizistische Heimat. Seine konstruierte Abgrenzung vom Rechtsextremismus ist genauso wenig wert wie eine des »KOPP Verlags« und vieler InfokriegerInnen. Die Grenzen zwischen Rassismus, Verschwörungserfindungen und »Querfront«bestrebungen sind dabei fließend. Der »KOPP-Verlag« fungiert in diesem Dunstkreis immer mehr als Bindeglied zwischen den sich so ähnelnden kruden Spektren und verkauft das alles als unabhängige, alternative Informationen.