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Terror von rechts

Patrick Gensing

Anhand des Buchcovers könnte man meinen, dass »Terror von rechts« einfach nur eines der zahlreichen NSU-Bücher ist, die derzeit reihenweise in den Ladenregalen stehen. Doch das Porträtfoto von Rechtsterroristin Beate Zschäpe täuscht. Patrick Gensing gelingt auf knapp 230 Seiten das, was vielen NSU-Büchern fehlt: er beschreibt nicht zum zehnten Mal, wann Zschäpe welche Katze zum Tierarzt gebracht hat, sondern nimmt die brutale Mordserie des NSU zum Anlass, Rassismus und Neonazismus als gesamtgesellschaftliches Problem zu beleuchten. Durch seine langjährige Arbeit für Tagesschau.de und Publikative.org (früher NPD-Blog) kann Gensing auf einen reichhaltigen Fundus an kleinen und großen Hintergrundgeschichten zum Thema zurückgreifen. Trotzdem ist »Terror von rechts« keineswegs eine bloße Aneinanderreihung der Blogeinträge von Publikative.org. Auch zahlreiche Gespräche mit Politiker_innen, Szenekenner_innen und Journalist_innen fließen in die Texte ein. Das tut dem Buch gut. Anhand vieler konkreter Beispiele zählt Gensing auf, wo Politik und Sicherheitsbehörden im Kampf gegen rechts versagen und vertuschen. Aber auch die Zivilgesellschaft nimmt er in die Pflicht. »Die Parteien sind nur so gut wie die Menschen, die sich dort engagieren, und die Streitkultur ist nur so wertvoll wie die Beiträge der einzelnen Bürger«, bilanziert er. Rassismus aus der Mitte der Gesellschaft, fehlende Demokratieteilhabe und die Besonderheit der extrem rechten Szene in Ostdeutschland vom Mauerfall bis heute werden in keinem anderen NSU-Buch so dezidiert analysiert.

Patrick Gensing
Terror von rechts. Die Nazi-Morde und das Versagen der Politik
Rotbuch, 2012
240 Seiten