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Schweden: Überfallversuch auf Searchlight Journalist

Einleitung

Vor einigen Wochen konnte ein antifaschistischer Journalist aus Britannien knapp einem Angriff in einem Treffpunkt von schwedischen Neonazi-Skinheads in Stockhol entkommen.

Neonazistische Skinheads beginnen sich auch in Schweden zu organisieren.

Der auf Untersuchungen gegen Neonazis spezialisierte Graeme Atkinson von der in London ansässigen antifaschistischen Zeitung "Searchlight" war in Stockholm zusammen mit einem BBC-Kamera-Team1 , um einen Film für das Jugendprogramm „Reportage“ zu drehen. Das Ziel dieser Sendung war aufzuzeigen, wie die britische Skinhead-Kultur in Schweden angekommen ist. Die Skinhead-Kultur wird dabei zunehmend von einer rassistischen Politik begleitet.

Unter Benutzung des falschen Namens „Peter Harris“ stellte der Searchlight-Journalist über einen Stockholmer Fotografen, der enge Verbindungen zu den Gangs im Süden der Stadt hat, Kontakt zu den Neonazi-Skinheads her. Doch durch ein Mißverständnis teilte eine Hotel-Portier einem anonymen Anrufer mit, daß der Searchlight Journalist auch bei dem eingesetzen Kamera-Team dabei sein sollte.

Als das BBC-Team später am selben Abend am rechten Skinhead-Treffpunkt im Stockholmer Hafengebiet eintraf, merkten sie rasch, daß sie in eine Falle getappt waren. Die Neonazis erwarteten den Reporter bereits, um ihn zu überfallen. Das elektrische Licht war im ganzen Gebäude ausgeschaltet, ein Innenraum war nur mit einer Kerze beleuchtet und voll mit Neonazi-Skinheads. Als einer das BBC- Team ansprach, wer von ihnen der „kommunistische Bastard“ sei, und die Worte „tötet ihn“ auf schwedisch fielen, war für Atkinson klar, daß seine Tarnung aufgeflogen ist und er entschied, daß es besser ist zu gehen. Als er in ein wartendes Auto gelangte, traten noch zwei Neonaziskinheads gegen den Wagen und schwenkten dabei eine Nazi-Fahne. Atkinson sagte zu dem Angriffsversuch, daß er Glück gehabt hat dort lebend herauszukommen.

Die Neonazis erzählten dem schwedischen Kamera-Team, das von der BBC angemietet worden war, später ihren ursprünglichen Plan. Sie wollten den Journalisten in den verdunkelten Innenraum zu bringen, um ihn dann den dort wartenden Neonaziskinheads zu überlassen. Schwere Verletzungen oder sein Tod wäre ein mögliches Resultat dieses Szenarios gewesen. Als die Sendung später über die britischen Fernsehschirme lief, erklärte ein Sprecher der rechten Skins: „Atkinson hätte heute Nacht hier sein sollen, doch er ist mit eingekniffenen Schwanz geflohen.“ Dann kam folgende Drohung: „Bis jetzt haben wir Dich nicht gekriegt, aber es gibt in ganz Europa Skinheads und wir werden dich eines Tages erwischen“.

Tatsächlich haben in ganz Europa Neonazis einen persönlichen Haß auf Atkinson und seinen Searchlight Kollegen Gerry Gable, weil die Veröffentlichungen dieser Zeitung ihnen politischen Schaden zugefügt haben. Die schwedischen Neonazis haben noch einmal besondere Gründe für ihren Haß, da „Searchlight“ ihre Aktivitäten in Stockholm verdeckt gefilmt hat und insbesondere auch ihre Verbindungen mit loyalistischen paramilitärischen (Killer)Gruppen in Nord-Irland und zu den (zukünftigen) Rechtsterroristen aus den Kreisen der „National Front“ in Britannien aufgedeckt hat. Sie waren besonders entnervt, als die Identität des Liverpooler Neonazis und "National Front"-Aktivisten, Tommy Edwards, der in Schweden lebt und versucht Neonaziskinhead-Gangs zu organisieren, mit Hilfe von schwedischen AntifaschistInnen aufgedeckt worden war. 2  

Trotz der Absichtserklärung Atkinson (lediglich) „für viele Wochen“ ins Krankenhaus zu schicken, ist Atkinson davon überzeugt, daß es Absicht war ihn zu töten. Außer der Tatsache, daß er die Worte „tötet ihn“ gehört hatte, ist dem Journalisten mitgeteilt worden, daß einer der Anwesenden dabei war, als der Schwedische Antirassist Ronny Landin (21 Jahre) im Juni 1986 zu Tode geprügelt worden war.3 Dazu sagte Atkinson: „Diese Leute sind gewaltätige Nazis und Kriminelle und würden nicht vor Mord zu rückschrecken.“

Bezeichnender Weise gehört das Haus, das der Schauplatz eines erneuten Mordes hätte werden können, der Stadt Stockholm, die in naiver Weise daran glaubt, daß man Neonazis irgendwie bekehren könne.

  • 1Die British Broadcasting Corporation, kurz BBC, ist eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in England.
  • 2Tommy Edwards galt als Anführer der rechten Skinhead-Gang "Rock mot Kommunismen". Zu seinen Unterstützern zählten die schwedischen Neonazis Göran Gustavsson und Peter Rindell von der Band "Hooligan", die das rechte Fanzine-Fanzine "Streetfight" herausgaben.
  • 3Nachtrag: Drei der Täter, darunter der bekannte Neonaziaktivist Klas Lund, mussten deswegen eine Haftstrafe antreten. Die Neonazis hatten Einwander gejagt und dabei den Schweden Lars Ronny Olof Landin, der sich ihnen mutmaßlich entgegengestellt hatte, getötet.