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Revisionisten-Kongress in Moskau

AntifaschistInnen aus Sankt Petersburg
Einleitung

Vom 26. bis zum 27. Januar 2002 versammelten sich in der Sozialwissenschaftlichen Akademie in Moskau u.a. international bekannte Holocaust-Leugner zu einer Konferenz unter dem Motto »Globalisierung und Probleme der Zeitgeschichte«.

Revisionisten Moskau

Revisionisten und Holocaustleugner in Reih & Glied: vorne v.l.n.r.: Ahmed Rami (Marokko/ Schweden), Russ Granata (USA), Jürgen Graf (CH, Weiss- russland), Fredrick Toben (AUS) und V. Siderov (BG), hintere Reihe v.l.n.r.: Rene-Louis Berclaz (CH), Gerhoch Reisegger (A), David Duke (USA), R. Krege (AUS) und Michael Piper (USA).

Organisiert wurde die Konferenz von dem Verlagshaus »Enzyklopädie der Russischen Zivilisation«, der us-amerikanischen Zeitschrift »Barnes Review«, dem russischen Holocaustleugner Oleg Platonov1 und seinem us-amerikanischen Kollegen Willis Carto2 . Letzterer gehörte auch zu den Geldgebern für das Treffen. Der inhaltliche Schwerpunkt der Zusammenkunft konzentrierte sich vor allem auf ein neues antisemitisches Themenfeld: Die angeblichen Zusammenhänge zwischen Aspekten der Globalisierung und dem sogenannten »zionistischen Faktor«.

Revisionisten unter sich

Eröffnet wurde die Konferenz von dem Rektor der Sozialwissenschaftlichen Akademie, während der Schweizer Holocaust-Leugner Jürgen Graf die Leitung des Treffens übernahm. Neben Graf, der Vorsitzender der rechtsextremen Vereinigung »Verité et Justice« ist, hatte sich auch deren Generalsekretär, Rene-Louis Berclaz, als Referent eingefunden. Als Starredner wurden jedoch vor allem zwei bekannte us-amerikanische Rechtsextremisten gefeiert: Der ehemalige Gouverneurskandidat von Louisiana und »Grand Dragon« der Knights of the Ku-Klux-Klan, David Duke, der über den »zionistischen Faktor in den USA« referierte. Und der neonazistische Autor Russell Granata, dessen Rede allerdings ein abruptes Ende fand, als er am Rednerpult von einem Herzinfarkt heimgesucht wurde. Einen aufgrund seiner positiven Bezüge zu einem radikalen Islam mit mehr Skepsis aufgenommenen Beitrag lieferte der Auschwitzleugner und Gründer von »Radio Islam«, Ahmed Rami.

Der gebürtige Marokkaner und schwedische Staatsbürger schmeichelte seinen Zuhörern mit der Bemerkung, Russland sei das einzige Land, das die »böse Globalisierung« stoppen könnte. Ähnliche Thesen vertrat auch der als österreichischer Katholik und Schriftsteller vorgestellte Gerhoch Reisegger. Er trat für eine Einheit des Westens, der islamischen Welt und der russischen Orthodoxie im Kampf gegen den »gemeinsamen Feind« ein. Die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen der relativ jungen, aber wachsenden russischen HolocaustLeugner-Bewegung und ihren »grossen Brüdern« dürfte das wesentlichste Ergebnis der Konferenz gewesen sein. Was die russischen Rechtsextremisten dabei von den ausländischen Neonazis unterscheidet ist die Tatsache, dass sich in ihren Reihen viele ehemals hochrangige Vertreter der sowjetischen Kommunisten befinden.3

Diese seltsame Mischung aus »Roten« und »Braunen« macht für alle Fehler und das Scheitern der sowjetischen Ära eine angebliche »jüdische Verschwörung« verantwortlich und sucht damit - im Gegensatz zu den ausländischen Holocaust Leugnern - nach einem Weg, das untergegangene System zu rehabilitieren. Dass eine derartige, explizit antisemitische Konferenz völlig ungestört über die Bühne gehen konnte, in der »Pravda« begeistert darüber berichtet wurde und sich - jenseits von engagierten AntifaschistInnen und Bürgerrechtsorganisationen - niemand dagegen aussprach, macht das gegenwärtige Klima in Russland deutlich.

Der Artikel wurde dem AIB von AntifaschistInnen aus Sankt Petersburg zur Verfügung gestellt.

  • 1Platonov stand auf der TeilnehmerInnenliste der letztendlich aufgrund internationaler Proteste abgesagten »Revisionismus und Zionismus«-Konferenz in Beirut im Jahr 2001 und sitzt im Beirat des »Journal of Historical Review«, der wichtigsten us-amerikanischen Zeitschrift der Holocaust-Leugner.
  • 2Carto war 1979 Gründer des revisionistischen Institute for Historical Review. Vgl.: ID-Archiv im ISSG (Hg.): Drahtzieher im braunen Netz. Der Wiederaufbau der NSDAP, Berlin/Amsterdam O.J., S.15ff.
  • 3So verwundert die positive Berichterstattung zur Konferenz im ehemaligen Zentralorgan der russischen Kommunistischen Partei, der Pravda, nicht. Zu Graf: Er »analysierte kritisch die offizielle Version von Treblinka« Vgl.: http://english.pravda.ru/main/2002/02/01/26146.html.