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Rechter MMA-Kämpfer auf Erfolgskurs

Einleitung

Am 2. November 2012 besiegte der Leipziger Benjamin Brinsa den Italiener Simone Tessari in einem dreimal fünf Minuten dauernden Wettkampf im Mixed-Martial-Arts (MMA) einstimmig nach Punkten. Bemerkenswert an dieser unspektakulär klingenden Sportnotiz sind die Vita Brinsas sowie der Austragungsort des Wettkampfes, Abu Dhabi.

Benjamin Brinsa (Bildmitte) bei einer Neonazidemonstraion am 3. Oktober 2006 in Leipzig.

Der 23-jährige Mittelgewichtskämpfer des »La-Familia-Fightclub«-Teams (Halle/Saale) war noch im Frühjahr diesen Jahres kurzfristig von der größten deutschen MMA-Veranstaltung »Respect.FC« ausgeschlossen worden, nachdem ihm Verbindungen in die sächsische Neonazi-Szene nachgewiesen wurden. So ließ sich Brinsa im Sommer 2010 gemeinsam mit Thomas Persdorf als Geschäftsführer der »A&B Service UG« ins Handelsregister eintragen. Persdorf, umtriebiger Neonazi-Unternehmer und u. a. der Fortführung von »Blood & Honour« beschuldigt gewesen, war zu diesem Zeitpunkt auch Geschäftsführer des Neonazi-Versands Front Records. »A&B Service« fungierte zeitweise als Impressum der Homepage der »Aryan Brotherhood«. Zudem war Brinsas Hooligan-Gruppe »Scenario Leipzig« gemeinsam mit diversen Neonazis, ebenfalls Mitglieder der Gruppe, an Fußball­aus­schreitungen beteilligt. Bilder zeigen ihn hinter einem Transparent mit der Aufschrift »Ultras Lok – Nationaler Widerstand«. Für »Respect.FC«-Veranstalter Ben Helm war das genug: Gegenüber der taz machte er deutlich, dass er »absolut keinen Bock auf Nazis [habe], weder im Ring noch im Publikum« 1 . Das einflussreiche deutsch­sprachige Kampfsport-Portal »Groundandpound« begrüßte die Entscheidung Helms damals, zitierte aber auch Brinsa mit den Worten »Ich bin kein Nazi«. Angesichts der vorliegenden Fakten eine absurde Behauptung.

Zwar gibt es immer wieder Neonazis im Kampfsport, jedoch spielen diese aus sportlicher Sicht im MMA aktuell kaum eine relevante Rolle. Die Szene erlebt seit Jahren einen kommerziellen Aufschwung und ist hierzulande um ein sauberes Image bemüht um Sponsoren und breitere Publikumsschichten anzusprechen.

Mit Brinsas Engagement bei »Abu Dhabi Warriors« betritt nun erstmals ein deutscher Sportler aus dem Millieu neonazistischer Hooligans erfolgreich die internationale Bühne des MMA. »Groundandpound« verlor schnell die Distanz und berichtete erst »eine neue Tür geht auf« für das »Nachwuchstalent« um nach dem Kampf erfreut zu titeln »Brinsa gewinnt in Abu Dhabi [...]«. Die vorgeworfenen Verbindungen in die Neonazi­szene kamen nur noch peripher als »Internetkampagne« vor und verschwanden dann gänzlich aus der Berichterstattung. Auch darüber hinaus gab es in der deutschsprachigen MMA-Szene keine wahrnehmbare kritische Auseinandersetzung mehr mit der Person Brinsa. Zu groß scheint der Wunsch »einen unbescholtenen Deutschen« international siegen zu sehen.

  • 1taz, 08.03.2012