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Rechte Traditionspflege in Bad Reichenhall

Eintrag im Gästebuch auf dem deutscher Soldatenfriedhof auf Kreta: "Nach 53 Jahren. Ihr bleibt unvergessen" und "Ausländer raus!". Auf dem "Deutschen Soldatenfriedhof" nahe der Ortschaft Maleme sind die toten deutschen Soldaten beerdigt, die bei der Invasion der Mittelmeerinsel im Mai 1941 ums Leben kamen.

Am 17. Mai 2011 fand in der oberbayrischen Kurstadt Bad Reichenhall das sogenannte »Kreta-Gedenken« statt. Hier wurde nicht nur der beim Kampf um Kreta gefallenen »Reichenhaller Gebirgsjäger« gedacht, sondern ebenso an die Bombardierung der Stadt erinnert. An der jährlichen Gedenkveranstaltung nehmen Wehrmachts- und SS-Veteranen sowie Angehörige der Bundeswehr teil. Die Stadt Bad Reichenhall wird unter anderem durch Oberbürgermeister Herber Lackner (CSU) vertreten. Auch zeigen sich dort immer wieder Alt- und Neonazis aus der Region.

Während der deutschen Besatzung Kretas waren auch Gebirgsjäger aus Bad Reichenhall an der Ermordung von 148 Zivilist_innen und dem kompletten Abbrennen des Ortes Skines am 1. August 1941 beteiligt. Von offiziellen Stellen der Stadt Bad Reichenhall und auch in der Bevölkerung wird dieses Kriegsverbrechen nicht thematisiert. Antifaschist_innen nennen es »wenig verwunderlich, dass in der Stadt ein Klima herrscht, in dem sich Militarist_innen, Rechtskonservative sowie Alt- und Neonazis wohl fühlen.« Nicht ganz zu unrecht, können doch ortsansässige Neonazis jährlich ungestört Sonnwendfeiern und Horst-Wessel-Gedenken abhalten, der örtliche NPD-Stammtisch um den Kreisvorsitzenden Uwe Brunke, der aus der Berliner Kameradschaftsszene kommt, trifft sich in verschiedenen Bad Reichenhaller Gaststätten.

Seit Jahren gedenken am 8. Mai Neonazis um Brunke in Bad Reichenhall zwölf »ermordeten« Angehörigen der französischen Waffen-SS-Division »Charlemagne«. Unter ihnen sollen sich laut Medienberichten in diesem Jahr auch das NPD-Bundesvorstandsmitglied Eckart Bräuniger und die als sogenannte Rechtsterroristen bekannt gewordenen – und eigentlich bis zum Jahr 2015 mit einem Kontaktverbot belegten – Martin Wiese und Karl-Heinz Statzberger befunden haben.

Aber auch an anderer Stelle ist der Nationalsozialismus in Bad Reichenhall präsent: Die Fassade der »Rudolf Konrad«-Kaserne ziert ein Wandgemälde, das vier Landser und einen steinernen Reichsadler darstellt, bei dem nach Kriegsende lediglich das Hakenkreuz durch ein Edelweiß ersetzt wurde. Namensgeber der Bundeswehrkaserne ist der Wehrmachtsgeneral Rudolf Konrad, der im Angriffskrieg auf der Krim mehrere Ortschaften durch Bombardierung komplett zerstören ließ. Beim diesjährigen Tag der offenen Tür in der Kaserne durften Kinder als Teil des »Kinderprogramms« mit Waffennachbauten auf die Miniaturstadt »Klein-Mitrovica«1 schießen.

Weitere Informationen unter:
www.badreichenhall.org
www.rabatz-buendnis.info

 

  • 1In der im Kosovo gelegenen Stadt Mitrovica wurde 1999, trotz Anwesenheit der KFOR, das gesamte Roma-Viertel des Ortes durch albanische Nationalisten geplündert und zerstört. Während der Besatzung Jugoslawiens im Zweiten Weltkrieg waren in Mitrovica ab April 1943 Truppen der 1. Gebirgs-Division der Wehrmacht, der auch die Bad Reichenhaller Gebirgsjäger angehörten, zur »Partisanenbekämpfung« stationiert.