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OMGUS: Ermittlungen gegen die Deutsche Bank / IG. Farben / Dresdner Bank

Hans Magnus Enzenberger
Einleitung

Die Abkürzung der Veröffentlichung O.M.G.U.S steht für „Office of Military Government for Germany, United States“, denn die drei Buchbände beinhalten die Untersuchungsergebnisse der US-Militärregierung in Deutschland - Sektion für finanzielle Nachforschungen. 1945 gab es innerhalb der US-Militärregierung noch Personen, welche die (wirtschaftlichen) Hintergründe des Nationalsozialismus in Deutschland erhellen wollten. Die acht Experten des US-Finanzministeriums sind nach Kriegsende kaltgestellt worden und die Rekonstruktion der kapitalistischen Grundordnung in Westdeutschland konnte ungestört durchgeführt werden.

Bild: wikimedia.org; Deutsche Bank AG, Kultur und Gesellschaft Historisches Institut, Frankfurt am Main; CC BY-SA 3.0

Hermann Josef Abs in den 1970er Jahren.

Selbst der SPIEGEL (36/1985) bilanzierte: „Als die ehemaligen Feinde der Amerikaner sich zu Partnern wandelten, da wurde auch die Deutsche Bank gebraucht, und ihre leitenden Männer begannen abermals eine wichtige Rolle im Staat zu spielen. Der Omgus-Report verschwand in den National Archives in Washington“.

Die beweiskräftigen "Exhibits" lagen in Washington, wider alle Regeln der Archivierungskunst weit verstreut in den National Archives. Das unbekannte Material aus amerikanischen Archiven, vor allem der Bericht, den die US-Militärregierung in Deutschland nach Kriegsende anfertigen ließ, wurde nun durch den Historiker Hans Magnus Enzensberger in Buchform herausgegeben. Die Bücher sind eine aufschlußreiche Materialsammlung über das Zusammenwirken von Faschismus/Nationalsozialismus und kapitalistischen Wirtschaftsinteressen.

So war die "IG Farben" mit dem Nationalsozialismus verflochten, die ökonomischen Planungen des NS-Staates wurden auch von der "IG Farben" bestimmt und auf deren geschäftliche Interessen abgestimmt.

Die Dresdner Bank, über die in der Tschechoslowakei der Satz umging: „Hinter dem ersten deutschen Tank kam die Dresdner Bank“ war zeitweilig als eine Art SS-Bank bekannt und machte auch mit dem Raub jüdischen Vermögens (Arisierung) und mit der Ausbeutung und Vernichtung von Menschen, die Zwangsarbeit leisten mußten, Profite.

Gerade an Personen wie dem Bankier Hermann Josef Abs lassen sich die deutschen Kontinuitäten nachvollziehen. Er war von 1938 bis 1945 Vorstandsmitglied, von 1957 bis 1967 Vorstandssprecher sowie von 1967 bis 1976 Aufsichtsratsvorsitzender der "Deutschen Bank AG". Ab 1937 war Abs unter anderem auch Mitglied im Aufsichtsrat der I.G. Farben. Im Dritten Reich mit dem als „Arisierung“ verharmlosten Raub jüdischer Vermögen betraut, arbeitete Abs nach dem Zweiten Weltkrieg als „Finanzdiplomat“ und Ratgeber eng mit Konrad Adenauer zusammen.

Die Deutsche Bank, als größte deutsche Geschäftsbank, war eine der Speerspitzen der ökonomischen Neuordnung Europas, genannt „Neue Ordnung“. Diese „Neue Ordnung“ basierte auch auf Raub, Übernahme und „frei willigem Verkauf“ von Unternehmen an deutsche Firmen. Die Industrien der eroberten Länder wurden den Interessen Deutschlands entsprechend umgebaut und angepaßt. Wo dieses nicht freiwillig geschah oder sich Widerstand zeigte, wurde versucht, dies mit aller Brutalität der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschine durchzusetzen. So war auch die Vernichtung jüdischer Menschen in Osteuropa stark von dieser „Neuen Ordnungs“-Konzeption bestimmt.

Daneben war die Deutsche Bank auch an „Arisierung“ genannten Raubzügen in Deutschland und Österreich beteiligt. Die drei Bücher sind für diejenigen, welche die Hintergründe des Nationalsozialismus/Faschismus verstehen wollen, eine wichtige Lektüre, trotz mancher „trockener“ Passagen.

Literatur:

"OMGUS: Ermittlungen gegen die Deutsche Bank / IG. Farben / Dresdner Bank."

Herausgegeben von Hans Magnus Enzenberger und der Hamburger Stiftung für Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts.

Drei Bände zusammen als Kassette mit Personen und Sachregister: 68.- DM. ISBN 3-89190-299-9.

Verlegt bei Franz Greno Verlagsgesellschaft, Nördlingen.