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Neues von der GdNF: Die SAF

Einleitung

Die "Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front" (GdNF) arbeitet weiter. 1992 soll Wunsiedel wieder Schauplatz eines Neonazi-Aufmarsches werden. Zum »Rudolf Heß-Gedenkmarsch« in Wunsiedel mobilisiert ein Flugblatt, daß von Thomas Fink aus dem bayrischen Günzburg unterzeichnet worden ist. Es geht in dem Aufruftext davon aus, daß die Behörden, wie schon im letzten Jahr, versuchen werden, den Aufmarsch zu verbieten und kündigt an, daß »wir alle Hebel in Bewegung gesetzt haben, um wieder in Wunsiedel [...] eine würdige und machtvolle Kundgebung durchführen zu können«. Thomas Fink wirkte in den letzten Jahren im Sauerland und gibt zur Koordination des Neonazi-Aufmarsches seine Kontaktdaten an. Thomas Fink war 1989 noch Vorsitzender der "Bismarck-Jugend" des Altnazis Otto Ernst Remer, tritt aber seit einiger Zeit im Umfeld von Christian Worch von der „Nationalen Liste“ (NL) und der GdNF auf.

Bild: Faksimile "Deutsche Stimme"

Gisela Robel-Pietzner unterstützt die Neonazi-Szene mit Immobilien.

Die "Sauerländer Aktionsfront"

Den Aufbau »nationaler Kameradschaften« betreibt seit September letzten Jahres eine "Sauerländer Aktionsfront" (SAF) im hessischen Landkreis Waldeck-Frankenberg und im benachbarten Hochsauerlandkreis (NRW). In Handzetteln werden »alle Skinheads, Hooligans und sonstige Deutsche, die ihre nationale Einstellung nicht nur für sich behalten..., sondern aktiv nach außen vertreten« wollen, zu tätiger Unterstützung aufgefordert. Für ihre Aktionen greift die "Sauerländer Aktionsfront" auf Flugblätter eines "Freundeskreis Freiheit für Deutschland" (FFD) zurück. Darüberhinaus werden auch Flugblätter des "Schutzbundes für das deutsche Volk" (SDV) aus Frankfurt mit einer eigenen Kontaktanschrift verbreitet. Überzeugungswillige sammelt Thomas Fink (Bromskirchen/Winterberg), der den Aufbau der Kameradschaften koordiniert und anleitet, in einer für das politisch revisionistische Spektrum eher ungewöhnlichen Weise: Am 31. August 1991 rief die Aktionsfront zu einem »Skinkonzert« in Meschede auf. Die Veranstaltung soll von etwa 650 Personen besucht worden. Eine Anfrage vor dem hessischen Landtag ergab ferner, daß Thomas Fink an seinen früheren Wohnorten Ulm und Günzburg in verschiedenen neonazistischen Organisationen tätig war, u.a. in der FAP und der NPD. Die SAF führte in Meschede, Winterberg und Brilon sowie in Korbach, Frankenberg und Willingen „Stammtische für alle Nationalgesinnten" durch. Unerwähnt bleibt, daß der 25-jährige Fink seit etwa zwölf Jahren »nationalpolitische Jugendarbeit« betreibt. In seinem Heimatort Günzburg entstand 1985 ein »Leserkreis« der konspirativ erscheinenden „Neue Front – Publikation des nationalen Widerstands“. Das ist eine in verschiedenen Städten aktive Tarnorganisation der seit 1983 verbotenen "Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten" (ANS/NA) von Michael Kühnen. Schon im folgenden Jahr konnte das Blatt über den begonnenen »Aufbau eines Zentrums (Eigentum!)« in der Kleinstadt berichten. Wie ein Inserat in der Neonazi-Publikation "SIEG" zeigt, fungierte Thomas Fink zu diesem Zeitpunkt als Kontaktperson einer „Kameradschaft Günzburg“, von der die Polizei am 13. August 1986 Transparente sicherstellte, die mit Parolen, wie »Rudolf Hess - gestorben für Deutschland«, »Deutschland erwache« und »Nieder mit der Demokratie« versehen waren.

Von dem, für seine Rolle bei der Niederschlagung des Putschversuches am 20. Juli 1944, erst zum Oberst und dann zum Generalmajor beförderten Otto Ernst Remer, wird Thomas Fink Ende 1989 mit der Führung der "Bismarck-Jugend" beauftragt. Er will die Jugendlichen anleiten »zu den Tugenden des Kameradschafts- und Corpsgeist zurückzufinden. Wir müssen wieder Selbstdisziplin erlernen und Opferbereitschaft, allesamt Tugenden, die anknüpfen an die hohen Ideale soldatischen Kameradschaftslebens«. Ein 22-jähriger Anonymus, der das Lernziel erreicht hat, schreibt: »Wenn Europa das künftige Jahrtausend bestehen soll, muß es nach den Idealen der Waffen-SS gestaltet werden«. Der Artikel, aus dem das Zitat stammt, findet sich in dem Organ der 1983 von Remer gegründeten "Die Deutsche Freiheitsbewegung e.V." (DDF), deren Jugendorganisation die "Bismarck-Jugend" ist. Der DDF-Vorsitzende, Georg Albert Bosse aus Wolfsburg, sieht die »weißen Völker«, speziell aber die Deutschen, durch eine jüdische Weltverschwörung in ihrer Existenz bedroht. Dieser Weltsicht folgend, wird die millionenfache Ermordung europäischer Juden unter den Nationalsozialisten von DDF-Mitgliedern geleugnet und als »Geschichts- und Propagandalüge«, die auch juristisch unnachsichtig verfolgt werden solle, dargestellt.

Als ein Versuch Strukturen zu schaffen, die derartige Zielvorstellungen einmal verwirklichen sollen, muß der Aufbau der "Sauerländer Aktionsfront" gewertet werden. Ihre Gründung scheint Teil von Thomas Finks Plan zu sein, »überall in unserem von Fremdarmeen besetzten Restdeutschland Kameradschafen mit national gesinnten Mädchen und Jungen zu gründen«. Im Kreis Waldeck- Frankenberg wird er dabei unterstützt von Gisela Robel-Pietzner, einer ehemaligen NPD- Funktionärin, die für derartige Solidaritätsdienste bekannt ist. Sie schenkte 1985 der NPD ihr Ferienhaus im norditalienischen Iseo, daß diese seither als Schulungszentrum nutzt. Ihr gehört auch das von Thomas Fink und seiner Frau bewohnte Haus in Bromskirchen, über das die NPD bis Anfang 1991 kostenlos verfügen konnte. Politisch aktive Kameradschaften entstanden inzwischen in Korbach, Frankenberg und Meschede. Das politische Engagement dieser Gruppen beschränkt sich nicht nur auf Flugblattaktionen und Kameradschaftsabende, für die Thomas Fink und sein Gefolgsmann Thomas Kubiak aus Hallenberg noch ein Kameradschaftsheim suchen.

Die regionale Neonazi-Szene begeht auch handgreifliche Aktionen. Diese Erfahrung mußte ein junger Mann machen, der angegriffen und zusammengeschlagen wurde. Am 12. Dezember 1991 schreibt dazu die Frankfurter Allgemeine: »Drei oder vier Männer seien über das Opfer hergefallen. Die Kripo schließt nicht aus, daß es sich bei den Tätern um Rechtsradikale handelt. Gegenüber den Beamten hatte der Überfallene erklärt, daß er während eines Discoabends in Bromskirchen Flugblätter mit rechtsradikalem Inhalt verbrannt hätte. Zwei Tage später sei er daraufhin telefonisch aufgefordert worden, sich »aus Aktionen herauszuhalten.« Der Anrufer, so die Kripo weiter, habe sich mit "Bismarck-Jugend" gemeldet«.