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Neues Verfahren gegen SS-Mann Gottfried Weise ?

Einleitung

Der ehemalige SS-Unterscharführer Ewald Franz Gottfried Weise wurde im Januar 1988 vor dem Landgericht Wuppertal wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt.

Foto: Yad Vashem Photo Archive; Dan Piotkin, yadvashem.org

Der SS-Mann Gottfried Weise.

Der ehemalige SS-Unterscharführer Ewald Franz Gottfried Weise wurde im Januar 1988 vor dem Landgericht Wuppertal wegen mehrfachen Mordes zu einer lebenslänglichen Freiheitsstrafe verurteilt. Er war in dem Verfahren von mehreren Zeugen als ein KZ-Aufseher aus Auschwitz-Birkenau identifiziert worden, der sich durch besondere Grausamkeit hervorgetan hatte. Er hatte unter den Häftlingen den Ruf eines besonders unberechenbaren und gewalttätigen SS-Aufsehers. Sein Spitzname war hier "Wilhelm Tell von Auschwitz". Hintergrund sind zwei grausame Morde an Kindern. 1944 hatte er einem Jungen drei leere Konservendosen auf Kopf und Schultern gesetzt. Nachdem er die Dosen von dem Körper des Kindes geschossen hatte, tötete er auch den Jungen mit einem Schuss in dessen Gesicht. Einem Mädchen schoss er ebenfalls mehrfach Konservendosen von ihrem Kopf und tötete sie dann mit einem Kopfschuss.

Gegen das Urteil legte Gottfried Weise Revision ein und kam gegen Hinterlegung einer Kaution von 300.000 DM auf freien Fuß.

Nachdem das Urteil 1989 rechtskräftig wurde, flüchtete Weise zunächst in die Schweiz. Da er von der "Stille Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V." betreut wurde bekam er mindestens indirekte Unterstützung. So warnte die Gruppe in einem internen Rundbrief vor der anstehenden Fahndung nach ihm im Ausland. In der Schweiz hielt er sich als "Gerhard Sieber" zwölf Wochen in einem Haus in Faulensee im Kanton Bern versteckt, wurde dann aber nach einem Herzinfarkt in einem Schweizer Krankenhaus aufgespürt und erneut verhaftet. Nunmehr sitzt Gottfried Weise in der Pflegeabteilung der JVA Bochum ein.1 Von hier aus schrieb er an seine früheren SS-Kameraden der "Stillen Hilfe für Kriegsgefangene und Internierte e.V.

Sein Sohn Burghard Weise fordert nun in Flugblättern die Wiederaufnahme des Verfahrens, da Weise unschuldig sei. Diese Flugblätter wurden seit Anfang 1992 u.a. über den Verteiler des Neonazis Wolfgang Juchem und bei Treffen von Neonazis aus unterschiedlichen Gruppierungen verteilt.

Bereits 1989 hatte Burghard Weise die Erstellung der Broschüre »Der Fall Weise« (Hrsg. Gerhard Rüdiger) mitinitiert, die im »Türmer- Verlag« aus Berg am See erschienen ist und in der ebenfalls die These von der Unschuld Gottfried Weises aufgestellt wird.

  • 1Nachtrag: Am 4. April 1997 erhielt er auf Betreiben des damaligen Innenministers Franz-Josef Kniola (SPD) Haftverschonung aus gesundheitlichen Gründen.