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Neonazi-Mord in Kaufbeuren

Einleitung

Neonazis griffen auf einem »Tänzelfest« in Kaufbeuren mehrere Menschen aus rassistischen Gründen brutal an, einer der Attackierten verstarb später.

Bild: Screenshot von facebook.com

Der wegen Totschlages hauptverdächtige Falk H. (rechts) bei einem Ringwettkampf im Jahr 2005.

Am 17. Juli 2013 zum Ende des Festes begannen mindestens sieben Männer im Alter von 22 bis 53 Jahren drei Spätaussiedler zu provozieren.

Ein 36-jähriger Thüringer und andere aus der Gruppe beleidigten die drei jungen Männer zuerst rassistisch, danach griffen sie diese an. Die Angegriffenen konnten sich gegen die rassistischen Schläger zur Wehr setzen. Eine unbeteiligte Gruppe von fünf Personen, darunter auch ein 34-Jähriger aus Kasachstan stammender Mann, folgte aus bloßem Interesse den Security-Kräften, die sich zum Ort der Auseinandersetzung begaben. Die Neonazis provozierten  auch die dazukommende, unbeteiligte Gruppe und wurden erneut gewalttätig: Der 36-jährige Rassist schlug auf sein 34-jähriges Opfer bis zur Bewusstlosigkeit ein. Der Angegriffene musste vor Ort reanimiert werden. Der Mann verstarb am 18. Juli 2013.

Noch am Abend wurden in unmittelbarer Tatortnähe der 36-jährige Haupttäter Falk H. (Meiningen) und der 22-Jährige Markus V. (Meiningen) festgenommen. Der 36-Jährige ist wegen »rechtsmotivierten Taten« polizeibekannt. Wegen des dringenden Verdachts des Totschlags wurde gegen ihn Haftbefehl erlassen. Markus V. kam wieder frei, da ihm keine unmittelbare Nähe zur Tat nachgewiesen werden konnte. Die Angreifer arbeiteten im Auftrag einer ostthüringischen Baufirma auf Baustellen in der Region.

Die Festgenommenen stehen nach Informationen des bayerischen a.i.d.a. Archivs in Verbindung zu neonazistischen Kreisen. Falk H. hat im vergangenen Jahr auf einem Volksfest »Heil Hitler« gerufen und den Arm zum Hitlergruß gereckt. Auf dem facebook-Profil von Markus V. sind Bilder der »schwarzen Sonne« der SS zu finden. Zu sehen ist hier auch eine positive Bezugnahme auf die Mordserie des NSU: Markus V. hat eine »Pink Panther«-Figur mit Maschinengewehr gepostet. Zu seinen Online-Freunden gehören u. a. thüringer und sächsische Neonazis, die Jugendorganisation von »Pro Deutschland« sowie der aus Bayern stammende frühere NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt.

»Dass die mutmaßlichen Täter ideologische und soziale Verbindungen in die organisierte Thüringer Neonazi-Szene besitzen, belegen auch die freundschaftlichen Verbindungen und Verknüpfungen im Internet zu fünf Thüringer Rechtsrock-Bands und zum NPD-Landesvorsitzenden Patrick Wieschke, welcher einst selbst wegen eines rassistisch motivierten Sprengstoffanschlags verurteilt wurde«, erklärte dazu Katharina König, Sprecherin für Antifaschismus der Fraktion DIE LINKE im Thüringer Landtag. Hervorzuheben ist der Umstand, dass beide Hauptverdächtigen ein erhöhtes Interesse am Kampfsport aufwiesen, der Ältere von beiden publizierte im Internet etwa Fotos, die ihn bei einem professionellem Ringwettkampf zeigten. »Die Täter wussten scheinbar sehr genau, was sie taten«, so König.

Weitere Informationen unter: aida-archiv.de und haskala.de