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Leserkreistreffen der Zeitschrift „Staatsbriefe“

Einleitung

Es sollte ein Forum quer durch die rechte Polit-Szene werden: Für Samstag dem 24. April 1993 hatte Manfred Zerl mit Postfach in Erlangen alle Leser der Neonazi-Zeitschrift „Staatsbriefe" zu einem ersten gemeinsamen Treffen eingeladen. Manfred Zerl selbst hatte unter dem Titel "Meuterei im Maschinenraum" in "Staatsbriefe" publiziert. 
Referenten der Veranstaltung im Rathaus-Ratskeller waren der Herausgeber der Zeitschrift Hans-Dietrich Sander aus München und ein Vertreter vom „Bund Frankenland“ gewesen. Gründungen solcher "Leserkreise" fanden seit dem ersten Versuch am 20. September 1992 in Köln unter der Schirmherrschaft der "Deutschen Liga" in mehreren Orten der BRD statt. So z.B. am 7. März 1993 in Leipzig und am 8. März 1993 in Berlin (organisiert aus dem Spektrum der Wahlvereinigung „Die Nationalen“).

Bild: Faksimile Sezession 81/Dezember 2017

Hans-Dietrich Sander in der Zeitschrift "Sezession".

Eingeladen nach Würzburg soll, laut Berichten aus der Szene, auch der Kreis um den „Bund Frankenland“ von Uwe Meenen (JN,Würzburg) und Jürgen Schwab haben, der längere Zeit zum „Fränkischen Bund“ zählte. Mit dem regionalistischen Ansatz versuchten sie seit Mitte 1991 gemeinsam mit der "Deutschen Liga" (Herbert Quast/Würzburg; Jörg F./Nürnberg; Werner Eichinger/Rölbach) eine Art Struktur zur Vernetzung der Nordbayerischen Szene unter dem Namen "Frankenrat" aufzubauen. Eine Aktionswoche 1991 in Aschaffenburg, in der FAP-Funtionäre aus Aschaffenburg mit WJ-Leuten und "Deutsche Liga"-Funktionären zusammen arbeiteten, war Ausdruck dieser Versuche. Eben jenes Spektrum ist ein Spiegelbild der Leserkreistreffen.

Referent quer durch die (extreme) Rechte

Sander selbst, der die Zeitschrift "Staarsbriefe" seit drei Jahren im "Verlag Castel del Monte" herausgibt, ist mit seiner Geschichte als ehemaliger "Welt"-Autor, als Herausgeber der "Deutschen Monatshefte" von 1983 bis 1986 (diese wurden 1990 vom Neonaziblatt "Nation und Europa" geschluckt) kein Unbekannter. Sein Buch "Der Nationale Imperativ" wird von allen rechten Buchvertrieben geführt und gepriesen. Als Autor in "Nation und Europa" ist er genauso vertreten wie als Referent auf dem Wartburgfest der "Deutschen Burschenschaft" (1990) oder beim Bundeskongress der "Deutschen Liga" 1992 in Köln. Sanders war auch Gast beim CSU-nahen "Studienzentrum Weikersheim" (5.-6.3.1993) und am 13. März 1993 bei der „Gesamtdeutschen Initlative“ in der CDU-nahen „Hermann Ehlers Akademie“.

Sein gern referiertes Thema ist die Frage nach der Vorbereitung einer "Tyrannis oder Diktaur" zur Ablösung der Demokratie."Wir sollten deshalb rechtzeitig wieder ein unbefangenes Verhältnis zu solchen Herrschaftsweisen anstreben, um eines Tages diese rohe Form in einer Konstitution vollenden zu können“. Ein Reichsverfassungsentwurf wie ein "Entwurf eines Hunderttage-Programms der nationalen Notstandsregierung in Deutschland", entworfen vom ehemaligen SDS'ler Reinhold Oberlercher wird seit einen Jahr von verschiedensten extrem rechten Organisationen vom eher theoretischen "DESG-inform"-Flügel der "Neuen Rechten“ bis zu GdNF-Kadergruppen der Militanten diskutiert.