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HoGeSa im Wandel

Einleitung

Die „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) haben sich aufgespalten. Von den ursprüng lich zwölf Leuten des „Orgateams“ sollen nur noch fünf bei HoGeSa verblieben sein, die sieben anderen gründeten mit weiteren Personen am 3. Januar 2015 in Fulda den „Gemeinsam-Stark Deutschland e.V.“ Als Sitz des noch nicht im Vereinsregister eingetragenen Vereins wird Nürnberg angegeben.

Bild: Thomas Rassloff

Neben „persönlichen Gründen“ sollen vor allem Konflikte um die Finanzen zur Spaltung geführt haben. Die nun als „Gemeinsam Stark“ auftretende Fraktion wirft der anderen vor, Einnahmen aus dem Verkauf von Merchandising-Artikeln veruntreut zu haben — die HoGeSa-Fraktion dieser wiederum das Geld anschließend geklaut zu haben. Für HoGeSa vertreibt exklusiv der von Niclas Römer betriebene Versand „Fan- Xwear“ aus Schwalbach Pullover, Mützen und T-Shirts. Der Verkauf der Artikel scheint gut zu laufen, die letzten Aktionen der Gruppe entwickelten sich hingegen zum Desaster. Ein für den 18. Januar 2015 in Essen geplanter Aufmarsch wurde abgesagt, nachdem die Polizei ein Versammlungsverbot verhängt hatte. Der vormalige „HoGeSa- Regionalleiter West“ Andreas Kraul aus Herne erklärte daraufhin: „Eine Demo durchzuboxen, bei der wir nur eine Kundgebung halten können, wie in Hannover, mit etlichen Auflagen, die zu unserem Nachteil ausgelegt werden und uns Anwaltskosten von etwa 2500 € beschert, ist gegenwärtig nicht zu stemmen.“ Auch das am 24. Januar 2015 in Duisburg als „Solidaritätsveranstaltung“ deklarierte Konzert mit der rechten Hooligan-Band „Kategorie C - Hungrige Wölfe“ um Hannes Ostendorf sowie dem rechten Berliner Liedermacher-Duo „A3stus“ (Patrick Killat und Maria Herm) und dem Liedermacher „F.i.e.L.“ („Fremde im eigenen Land“) fiel aus, da der Vermieter die Hooligans vor die Tür setzte.

Inhaltlich haben sich die verbliebenen HoGeSa-OrganisatorInnen den Ansichten der Reichsbürgerbewegung angenähert. In einem wirren Schreiben wird die Einführung eines zinslosen Geldsystems und einer „legale[n] ECHTE[N] deutsche[n] Staatsbürgerschaft“ sowie der Rücktritt der Bundesregierung („Wenn ihr eure Firma nicht schließt, dann werden wir es tun“) gefordert. Die PEGIDA-Bewegung sei vom Staat gesteuert, deswegen solle man stattdessen die PEGADA-Bewegung („Patriotische Europäer Gegen Die Amerikanisierung Des Abendlandes“) unterstützen.

Die HoGeSa-Führung ist zur Zeit nicht mehr in der Lage, Proteste zu organisieren. Zu wenige scheinen auf der Führungsebene agieren zu wollen und zu schwer haften Verbote von Demonstrationen auf ihnen. HoGeSa hat es aber geschafft eine starke „Marke“ zu etablieren. Das Identitätsmodell HoGeSa als „Straßenkämpfer für das deutsche Volk“ inklusive Logos, Jacken und militantem Auftreten funktioniert auch ohne inhaltlichen und organisatorischen Überbau. HoGeSa-SympathisantInnen beteiligen sich in NRW regelmäßig an den Aktionen der diversen PEGIDA-Ableger, am 19. Januar 2015 versuchten HoGeSa-Hooligans eine Gedenkkundgebung zum NSU-Anschlag in der Kölner Probsteigasse zu stören.

Die in der HoGeSa-Führung verbliebenen Personen sind dennoch isoliert, die Mehrheit der aktiven OrganisatorInnen hat sich „Gemeinsam-Stark“ angeschlossen, darunter auch die vormals als „Regionalleitung Nord“ und „Regionalleitung Süd“ von HoGeSa in Erscheinung getretenen rechten Hooligans aus Bremen und Nürnberg. Der Verein will sich von der HoGeSa-Gruppe zuallererst in seiner Struktur unterscheiden: Es sind feste Mitgliedsbeiträge geplant, die Vorsitzenden sollen in Zukunft von den Mitgliedern gewählt und Spenden transparent verwendet werden. Seine Kernziele gleichen denen der HoGeSa: Gefordert wird der Kampf gegen die „Islamisierung Deutschlands“, insbesondere durch „radikale Hassprediger“ und „links-rot-grün versiffte Gutmenschen“, sowie der Stopp der „Massenzuwanderung in unsere Sozialsysteme“ und des „Asylmissbrauchs“. Dies wird mit der Behauptung verbunden, Deutschland sei kein „souveräner Staat“, sondern bloß eine „'Außenstelle' der alliierten Siegermächte“. Man lehnt den „Zentralstaat namens ,Europäische Union‘“ ab und fordert ein „Europa der Vaterländer“. Trotzdem sollen sich sowohl „Passdeutsche“ als auch „Biodeutsche“ beteiligen können, wenn sie im Interesse der „gemeinsamen Sache“ handelten.

Die erste Feuertaufe für „Gemeinsam Stark“ war eine Kundgebung am 8. Februar 2015 in Ludwigshafen, an der 400 Personen teilnahmen. Angemeldet wurde sie vom Mönchengladbacher „PRO NRW“-Ratsherr Dominik Roeseler, der im letzten Jahr als „stellvertretender Regionalleiter West“ der HoGeSa aufgetreten war und die Kölner Demonstration am 26. Oktober 2014 angemeldet hatte. Die Versammlungsleitung in Köln sowie den Posten bei HoGeSa hatte Roeseler auf Druck des „PRO-NRW“- Parteipräsidiums noch vor dem Marsch in Köln aufgegeben. Das hinderte ihn aber nicht daran, am Tag vor Ort zu sein und — mit Megafon ausgestattet — die Aufstellung des Demonstrationszuges zu dirigieren. Wenige Tage nach den Ausschreitungen sah sich „PRO NRW“ gezwungen, eine außerordentliche Vorstandssitzung einzuberufen, auf der Roeseler wegen „grob parteischädigenden“ Verhaltens eine „scharfe Rüge“ erteilt wurde. „PRO NRW“ lehne „jede Zusammenarbeit mit den ,Hooligans gegen Salafisten‘, genannt Hogesa, und möglichen Nachfolgeorganisationen ab“, hieß es.

Roeseler tritt dennoch als „Gründungsmitglied“ und „Pressesprecher“ von „Gemeinsam Stark“ auf. Der Verein hat schon die nächste Demonstration geplant: Am 15. März 2015 soll in Erfurt aufmarschiert werden, um „Deutschland“ zu zeigen, was man von „radikalen Salafisten und Wirtschafts- Flüchtlingen, welche unseren Kindern und der älteren Generation gegenüber bevorzugt werden“ halte.