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Die Neue Rechte in Frankreich

Ebenso wie der besprochene Band von Jürgen Peters und Christoph Schulze zu »Autonome Nationalisten« ist auch das Buch von Bernard Schmid in der neuen Reihe
»rechter rand« des Unrast Verlags erschienen. Die Reihe richtet sich an all jene, die sich zu einem Phänomen der extremen Rechten schnell einen ersten fundierten Überblick verschaffen wollen, ohne langwierig nach Primärliteratur suchen und Unsummen ausgeben zu müssen. Der hier vorliegende Band will Klarheit zum Begriff der »Neuen Rechten« schaffen, der oft und gerne auch fälschlich für alle möglichen Strömungen der extremen Rechten verwendet wird. Schmid, der im AIB regelmäßig aus Frankreich berichtet, ist seit Jahren ein profunder Kenner und Kritiker sowohl der französischen Rechten als auch der linken sozialen Bewegungen Deutschlands und Frankreichs. Der Band ist übersichtlich in die Kapitel »Entwicklung«, »Ideologie«, »Strategie«, »Positionen« und »Personal« gegliedert und zeichnet die Entstehung der »Nouvelle Droite« und insbesondere des Theoriezirkels »GRECE« nach, der Ende der 1960er Jahre unter anderem von Alain de Benoist gegründet wurde (siehe zu Benoist den Artikel: Der Vordenker). Im Abschnitt zur Strategie der »Nouvelle Droite« schildert Schmid den »Gramscismus von rechts«, d.h. das Bestreben, die kulturelle Hegemonie oder zumindest Einfluss im vorpolitischen und medialen Raum zu erlangen, »um ein neues Wertesystem zu befördern«. Es wird aber auch aufgezeigt, wie verflochten die »Nouvelle Droite« seit ihrer Gründung mit dem »Front National« Jean-Marie Le Pens oder später dessen Abspaltung MNR unter dem »alten Neurechten« Bruno Megret war. Sehr anschaulich werden die ideologischen Eckpfeiler der »Nouvelle Droite« geschildert -ein antichristlich und antisemitisch motiviertes Neuheidentum, das »modernisierte« kulturrassistische Konzept des Ethnopluralismus und der starke Griechenlandbezug, der Ausdruck der Suche nach den »authentischen« europäischen Wurzeln ist und sich auch in der Abkürzung GRECE wiederspiegelt. Nur kurz erwähnt der Autor die deutsche »Neue Rechte« und als einzigen nennenswerten Protagonisten dieser Strömung den Franzosen Pierre Krebs und sein »Thule-Seminar«, das nie die Bedeutung seines französischen Vorbilds GRECE erlangte. In der Einleitung schreibt Schmid, dass die rechte Wochenzeitung »Junge Freiheit« mit dem Begriff der »Neuen Rechten« nicht zu fassen sei und attestiert ihr vielmehr einen »etwas verschärften(National-) Konservativismus« – eine Position, die sicherlich diskussionswürdig ist. Für deutschsprachige und mit der Materie bisher nicht vertraute LeserInnen wird es mitunter etwas schwierig sein, die Namen der vielen französischen Akteure (Frauen spielen in der »Nouvelle Droite« eher keine Rolle) zu behalten. Dem Erkenntnisgewinn tut dies aber keinen Abbruch und der Band sei allen empfohlen, die einen schnellen und guten Einstieg ins Thema suchen.

Bernhard Schmid:
Die Neue Rechte in Frankreich
Unrast Verlag, Münster 2009