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Die Mondverschwörung

In dem Dokumentarfilm »Die Mondverschwörung« versucht der US-Reporter Dennis Mascarenas »das Verhältnis der Deutschen zum Mond« zu ergründen und trifft bei seiner Tour durch die BRD dafür mitunter die krudesten Vertreter einer bunten Mischung aus Esoterikfans und extremer Rechte. So ist er zunächst mit dem Streit konfrontiert, wem der Mond überhaupt gehört. Denn während in den USA hektarweise Mondlandschaft verkauft wird, beruft sich in Deutschland jemand auf Friedrich den Großen, der seinen Vorfahren per Urkunde den Mond geschenkt haben soll.

Ungeklärt dessen wendet er sich dann verschiedenen Esoterikern, die mit »Mondwasser«, Kosmetikmitteln die nur zu Vollmond produziert werden oder einer »Mondfriseurin« die unter den Ladenöffnungszeiten leidet zu, und die mit dem Erdtrabanten vor allem Geld machen wollen. Zum Ende hin landet er dann immer tiefer in die Kreise der »Reichsbürger« welche nur noch periphär über den Mond sprechen, dafür umso ausführlicher über antisemtische Verschwörungstheorien, die angeblich hohle Erde, »Neuschwabenland« und »Chemtrails« schwadronieren.

Bei dem Film handelt es sich um den Nachfolger der ebenfalls realsatirischen Dokumentation »Deckname Dennis« aus dem Jahre 1997, in der Mascarenas beauftragt worden war, zu überprüfen, ob es in Deutschland für die USA gefährliche Tendenzen gibt. In seinen Interviews traf er ein Potporrie an Kuriositäten und rechten Spinnern, wie den diversen Besitzern der jeweils »weltgrößten Kukucks-Uhr«, einer Autofahrerpartei die sich durch den »Autofreien Sonntag« wie die Juden im NS behandelt fühlen, Revisionisten und Reichsbürger.

Das besonders unterhaltsame an beiden Filmen ist die Tatsache, das die Bewertung des Ganzen dem Zuschauer überlassen bleibt. Ganz offen und naiv befragt Mascarenas seine Interviewpartner, die neben harmlos-witzigen Theorien zum Teil ganz unverholen ihre kruden Thesen von jüdisch-amerikanischer Weltverschwörung ausbreiten. Mitunter kann da selbst der Journalist, der sonst ziemlich unbeeindrukt seinen Gegenübern lauscht, eine ungeläubige-überraschte Miene nicht unterdrücken. Denn eine Kommentierung ist nicht nötig: Für ihre Demontage sorgen die Interviewten selbst.

Thomas Frickel
Die Mondverschwörung
2010, 85 Min. Verleih: W-Film