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Der Kopp-Verlag: Das rechte Geschäft mit der Angst

Lucius Teidelbaum
Einleitung

Der Kopp-Verlag mit Sitz in der württembergischen Bischofsstadt Rottenburg dürfte der größte rechte Verlag im deutsch-sprachigen Raum sein. Nicht jedes Buch, das er herausbringt, beinhaltet rechte Ideologie zwischen den Klappendeckeln. Jedoch verfügt der Verlag erkennbar über ein eigenes Segment von rechten Büchern und seine Anzeigen-Politik (z.B. mittels regelmäßiger Anzeigen im rechten Monatsmagazin „Compact“ oder der Wochenzeitung „Junge Freiheit“) zielt auf rechte KundInnen ab.

Bild: Faksimile: Prospekt; KOPP-Verlag

Mit den Angeboten aus dem KOPP-Verlag gerüstet für den Bürgerkrieg?

Insofern scheint die Einordnung als ‚rechter Verlag‘ gerechtfertigt. Vor allem aber erscheinen beim Kopp-Verlag gedruckte Alternativ- und Verschwörungserzählungen. Ob die Attentate vom 9. November 2001, Aliens oder Alternativmedizin, es werden in Kopp-Büchern Behauptungen und Vermutungen aufgestellt, die jenseits wissenschaftlicher Beweisbarkeit liegen und schlicht auf Glauben oder Ideologie basieren.

Mit Pumpernickel prepared für den Weltuntergang

Prepper*innen sind Personen, die von einem baldigen Versagen staatlicher Strukturen infolge von Krisen und Katastrophen ausgehen und versuchen sich für diesen Ernstfall vorzubereiten. Es handelt sich um eine egoistische Krisen-Strategie, da die Krisenbewältigung nur als Individuum oder im kleinen Kollektiv vorbereitet wird. Die Ellenbogengesellschaft soll auch im Krisenfall fortgeführt werden. Der Kopp-Verlag bemüht sich – offenbar mit Erfolg – um Prepper*innen als Kund*innen, die hier finden, was das Prepper*innen-Herz begehrt. Neben diversen Büchern über Not- und Selbstversorgung gibt es auch Gegenstände wie Wasserfilter, Kurbellaternen oder „SURVIVOR Emergency Food“ im Angebot. 12 Dosen Pumpernickel á 500 Gramm gibt es zum Preis von nur 33,39 Euro.

Stark verbunden mit dem Thema Preppen ist das Thema Survival, also Überleben in der Natur. Der Kopp-Verlag gab 2017 und 2018 sogar ein eigenes Survival-Magazin namens „Save your life“ heraus. Hauptautor war der Survival-Trainer Lars Konarek aus Freiburg. Der ehemalige Fallschirmjäger Konarek, Jahrgang 1977, ist seit 2009 Überlebenstrainer. Er war Buchautor im rechten Stocker-Verlag und im Gerhard-Hess-Verlag. Im Kopp-Verlag erschien im Jahr 2017 von ihm das Buch „Selbstverteidigung im Straßenkampf“. Außerdem  findet sich auf der Homepage unter Kategorie „Outdoor & Survival“ die Unterkategorie „Empfohlen von Lars Konarek“.

Nachdem es zu Beginn der Corona-Pandemie zu Engpässen infolge von Hamsterkäufen kam, sah sich Stefan Schubert, Buchautor im Kopp-Verlag, auf „Kopp-Report“ bestätigt: „Der KOPP Verlag gerät regelmäßig ins Visier von ‚Journalisten‘, da dieser auch ein breites Angebot für Outdoor, Survival und Krisenvorsorge im Programm hat. Rucksäcke, Werkzeuge, Camping-Zubehör wie Zelte, Grills oder Kochgeschirr: Erhältlich sind unter anderem eine Kurbel-Laterne, ein preisgekrönter Wasser lter und Langzeitlebensmittel. Das Angebot ist über Jahre gewachsen, wobei der Schwerpunkt auf Qualität statt Quantität gesetzt wurde. Anstatt, wie viele Menschen in der Republik nun vor leeren Regalen bei Nudeln und Toilettenpapier stehen, können die Prepper und ihre Familien den ersten Ansturm auf die Lebensmittelgeschäfte in Gelassenheit zu Hause abwarten.1

Von Stefan Schubert erschien Ende April 2021 im Kopp-Verlag ein Buch mit dem Titel „Der Bürgerkrieg kommt. Die Vorboten von Aufstand und Revolution in Deutschlands Städten“.
Die Vorstellung eines ethnischen und politischen Bürgerkriegs spukt in vielen rechten Köpfen als Angst und Hoffnung zugleich herum. Prepper*innen, die von dieser Art von Krisenfall ausgehen, haben oft rassistische Weltbilder verinnerlicht, in denen Menschen mit Migrationsgeschichte die feindliche Bürgerkriegs-Fraktion darstellen. Hier finden sich dann auch die Überschneidungen zur (extrem) rechten Szene und deren „Tag X“-Vorstellungen.

Gerüstet für den Bürgerkrieg?

Auf Bürgerkrieg und Verteilungskämpfe bereiten sich also auch viele Prepper*innen vor und der Kopp-Verlag bietet das entsprechende ‚Handwerkszeug‘. So finden sich im Katalog des Kopp-Verlag auch mehrere Gegenstände, die legale Waffen sind und vorgeblich der Selbstverteidigung dienen sollen. Angeboten wurde im Mai 2021 online beispielsweise der „Selbstverteidigungsschirm iX-brella“. Im Werbe-Text2 hieß es zum Produkt: „Der Multifunktionsschirm steigert Ihr Sicherheitsgefühl und gewährleistet einen unverdächtigenabere effektiven Selbstschutz. Er ist eine äußerst wirkungsvolle Defensivwaffe, wenn es darauf ankommt. Anders als bei anderen Verteidigungswaffen, können Sie diesen Schirm jederzeit mit sich führen. Er unterliegt keinerlei Vorschriften und ist eine legale Alternative, da es sich um einen gewöhnlichen Alltagsgegenstand handelt.“3 Daneben finden sich Pfefferspraypistolen, Elektroschocker oder auch ein Nachtsichtgerät für knapp 600 Euro.

Auch Bücher zum Thema Waffen finden sich im Sortiment. Etwa das 2016 bei Kopp erschienene Buch „Ratgeber Freie Waffen“ von T.C.A. Greilich.

Krisengewinner Kopp-Verlag?

In der Corona-Krise verstärkte der Kopp- Verlag seine Angebote an Prepper*innen und nutzte damit die Krisenängste vieler Menschen aus. Gleichzeitig bewarb man alternativmedizinische Bücher und Mittel, deren behauptete Wirkung mehr als zweifelhaft ist. So hieß es Ende März 2020 in der Werbung zu dem Kopp-Buch „Superheilmittel Vitamin C“ von Thomas E. Levy: „Bereits vor über 50 Jahren wurde entdeckt, dass hochdosiertes Vitamin C Krebs, Herzerkrankungen und eine Vielzahl infektiöser und degenerativer Erkrankungen heilen kann. Über 50.000 medizinische Studien und klinische Tests beweisen seine Wirksamkeit. Doch seine flächendeckende Anwendung wird vom Pharmakartell unterdrückt, und seine Unterstützer werden häufig als Scharlatane diffamiert.“4

Auf einem kopp-kritischen Blog hieß es dazu treffend: „Pseudo-Medizinlösung plus Verschwörungstheorie. Das ist das bewährte Geschäftskonzept des Kopp-Verlag.“ 5 Doch der Kopp-Verlag dürfte nicht nur von den Ängsten profitieren, er schürt sie auch. So bringt er Bücher heraus, die vor Bürgerkrieg und Untergang warnen, wie das 2009 erschienene „Vorsicht Bürgerkrieg!: Was lange gärt, wird endlich Wut“ vom verstorbenen Kopp-Stammautor Udo Ulfkotte (1960-2017). Das Buch enthielt sogar eine Karte mit den erwarteten Konflikt-Regionen in der Bundesrepublik. Ulfkotte empfiehlt in seinem Buch seinen Leser*innen: „Treten Sie in einen Schützenverein ein. Lernen sie den Umgang mit Schusswaffen.“6 Außerdem weiß er: „Zur Abwehr von Angreifern auf dem eigenen Grundstück in Krisenzeiten genügen Armbrüste.“6

Der Verlag finanzierte wohl auch Hass-Seiten im Netz, die Krisenängste verstärken und gleichzeitig Kopp-Produkte anboten. Wie die „Süddeutsche Zeitung“ berichtete zahlte der Verlag Geld an Mario Rönsch. (Vgl. AIB 131: Der „Migrantenschreck“-Komplex und die "Compact"-Connection) Rönsch bot illegal in seinem Onlineshop von Ungarn aus Waffen mit Namen wie „Migranten- schreck“ oder „Antifaschreck“ an und wurde dafür zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten verurteilt. Laut Süddeutsche erhielt Rönsch insgesamt bis zu 100.000 EUR vom extrem rechten Magazin Compact, aber bis zum Juli 2017 auch Geld vom Kopp-Verlag. Es handelte sich offenbar um Provisionen für verlinkte Produkte.7 Anscheinend wollten nicht alle die erkennbar illegalen Waffen aus Ungarn bestellen, sondern griffen stattdessen auf das legale Angebot des Kopp-Verlag zurück.

  • 1kopp-report.de: "Prepper: Sie haben recht behalten!" von Stefan Schubert, 18.03.2020.
  • 2kopp-verlag.de: "selbstverteidigungsschirm-ix-brella"
  • 3Für sicherheitsschirm.com zeichnet sich die "GS Explore International L.C.C" verantwortlich. Als deren Geschäftsführer wird Gerhard Spannbauer benannt. Hier schließt sich der Kreis wieder, da Gerhard Spannbauer Autor mehrerer "Krisen"-Bücher im Kopp Verlag ist.
  • 4kopp-verlag.de: "superheilmittel-vitamin-c"
  • 5tuebingenrechtsaussen.wordpress.com: "Krisengewinner Kopp-Verlag?" von tuebingenrechtsaussen, 19. März 2020.
  • 6 a b Udo Ulfkotte in „Vorsicht Bürgerkrieg!“ (3. Auflage September 2009, Rottenburg), Seite 379
  • 7sueddeutsche.de: "Rechte Verlage zahlten wohl Geld an Betreiber von Hetzseiten" von Katja Riedel und Sebastian Pittelkow, 28. November 2018