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Düsseldorf. Mit 0,4 km/h für Deutschland

Einleitung

Fast fünf Stunden benötigte die 300köpfige Demonstration, die unter dem Motto »Meinungsfreiheit auch für Nationalisten – Argumente statt Verbote« stand, für ihre zwei Kilometer lange Route. AntifaschistInnen war es mehrmals fast gelungen, auf die Demonstrationsroute zu gelangen. Zu allem Unglück wurden den gefrusteten »Kameraden« dann auch noch von der Polizei untersagt, ihren Lautsprecherwagen weiter zu nutzen, da zuvor über diesen »Ruhm und Ehre der Waffen-SS« skandiert worden war. 

Bild: attenzione-photo.com

Der Neonazi Sven Skoda zählt zu den Organisatoren der Neonazi-Demonstration in Düsseldorf.

Organisiert worden war die Donstration vom »Widerstand West«, einem Zusammenschluss nordrhein-westfälischer »Freier Kameradschaften«. Die Abwicklung der Demonstration, die von dem Neusser NPD-Kreisvorsitzenden Reinhard Vielmal als »Privatperson« angemeldet worden war, lag in den Händen der »Kameradschaft Düsseldorf« um Sven Skoda. Dieser wurde von den nordrhein-westfälischen »Führungskameraden« Siegfried Borchardt (Dortmund), Ralph Tegethoff (Bad Honnef), Christian Malcoci (Jüchen) und Carsten Köppe (Witten) unterstützt.

Auch der Bonner NPD-Kreisvorsitzende Hans-Robert Klug wirkte in der Demonstrationsleitung mit. Ebenso wie Vielmal konnte offenbar auch er dem Beschluss des NPD- Bundesvorstands, aufgrund der aktuellen Debatte über ein Verbot der NPD derzeitig keine Demonstration durchzuführen, nichts abgewinnen. Neben der »Kameradschaft Düsseldorf« und ihrem zahlreichen Umfeld waren insbesondere Neonazis aus dem Ruhrgebiet, dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Bonner Raum anzutreffen.

Nennenswerte Unterstützung von außerhalb NRWs, wie noch eine Woche zuvor in Dortmund, gab es nicht. Und auch diverse »Kameradschaften« aus NRW ließen sich nicht blicken. Ob diese geringe Beteiligung mehr auf fehlende Unterstützung aus der Szene oder auf antifaschistische Blockaden und Aktionen zurückzuführen ist, blieb ungeklärt. Fest steht, dass zwischen 100 und 200 Neonazis ihr Ziel nicht erreichten und bei der Anreise wieder abdrehen mussten.

Alle anderen mussten Reden von Skoda, Tegethoff, Vielmal, dem angeblich »bekannten nationalen Redakteur Truchs« und einer nicht näher vorgestellten Vertreterin der»Erlebnisgeneration« über sich ergehen lassen. Letztere appellierte an die »jungen Kameraden«, doch mehr auf ihr »Äußeres zu achten«. Besorgt um das Bild der »Deutschen Jugend« in der Öffentlichkeit hatte sie zuvor vergeblich versucht, einem angetrunkenen Naziskinhead die Bierdose zu entreißen.