Skip to main content

Brandanschläge in Sachsen-Anhalt

Einleitung

In den frühen Morgenstunden des 26. Juni 2002 wurde ein Brandsatz in ein Fenster des linken Kulturprojekts Reilstraße 78 in Halle/Saale geschleudert.

Bild: de.indymedia.org/CC BY-SA 2.0 DE

Die Reilstr.78 in Halle/Saale nach dem Brandanschlag.

Die Täter, dem Aussehen nach Neonazis, pöbelten vorher einen Menschen an, der hinter dem Fenster stand. Der Molotow-Cocktail durchschlug die Scheibe und setzte die dahinter liegende Küche in Brand. Die Flammen konnten rechtzeitig gelöscht werden, so dass niemand zu Schaden kam. Für den Abend riefen AntifaschistInnen zu einer Demonstration auf, an der sich ca. 250 Menschen beteiligten. Im Verlauf der lautstarken Demo wurde der Neonaziladen »Way of Life« angegriffen. Einige Stunden später schmierten Unbekannte vier Hakenkreuze an die Häuserwände und den Eingangsbereich des Hauses in der Reilstraße.

In der selben Nacht wurde ein Brandanschlag auf ein linkes Jugendzentrum in Gardelegen bei Magdeburg verübt. Die Täter drangen in den von linken und antifaschistischen Jugendlichen besuchten Club ein, stahlen eine Playstation und einen Fernseher aus dem Kinderbereich und legten ein Stockwerk höher Feuer. In einem anderen Raum wurde ein zweiter Brand gelegt. Das Feuer breitete sich in beiden Etagen schnell aus. Das Haus brannte fast völlig ab. Die Polizei geht davon aus, dass der Diebstahl nur zur Vertuschung des eigentlichen Motivs diente.

AntifaschistInnen vor Ort vermuten - sicher nicht zu Unrecht - Neonazis hinter dem Anschlag. Zwei Wochen vorher hatten zwei bekannte örtliche Neonazis das Jugendzentrum besucht, um sich umzuschauen. An einer antifaschistischen Spontandemo am Abend des 27. Juni nahmen ca. 150 Menschen teil. In der Nacht zum 28. Juni wurde in Magdeburg die Gaststätte »Reinheitsgebot« angezündet und zerstört. Das »Reinheitsgebot« war bis dahin Veranstaltungs- und Konzertort für NPD und freie Kameradschaften. Als Reaktion demonstrierten in Gardelegen am darauffolgenden Abend ca. 60 Neonazis.