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Beinahe-Mord durch Neonazi

Einleitung

Seit einem Überfall des damals 19jährigen Neonazis Kevin Schnippkoweit auf ein Jugendcamp der Linkspartei auf einem Campingplatz in Neuental-Neuenhain (Hessen) erwartet diesen ein Strafverfahren wegen versuchtem Mord. Er hatte am 20. Juli 2008 einer 13jährigen schlafenden Camperin durch Schläge auf den Kopf mit einem Spaten lebensbedrohliche Verletzungen zugefügt. Zuvor hatte die Neonazi-Gruppe um Kevin Schnippkoweit, Dennis W. (Willingshausen-Zella), Patrick M. (Schwalmstadt-Niedergrenzebach), Markus D. (Schwalmstadt-Treysa), Marco H. (Willingshausen), Oliver U. und Tobias U. (Willingshausen) mehrere Autos auf einem Parkplatz beschädigt.

Kevin Schnippkoweit bei einer Neonazi-Demonstration am 1. Mai 2008 in Nürnberg

Als Grund führt Schnippkoweit selbst eine neonazistische Gesinnung an. Der 1989 geborene Schnippkoweit ist seit etwa 2005 in der Neonazi-Szene aktiv. Auf Grund seiner Kenntnisse bei der Videobearbeitung konnte er sich dort schnell etablieren. Nach der Festnahme durchsuchte die hessische Polizei dreizehn Wohnungen von Neonazis und beschlagnahmte Propagandamaterial und Waffen. »Deutscher – Du bist im Krieg!« – hatte Schnippkoweit schon zuvor bei dem extrem rechten Videoprojekt »Volksfront Medien« verkündet.

Wahlkampf-, Propaganda- und Musik-Videos hatten die drei hinter dem Projekt stehenden Neonazis Christian Müller, Kevin Schnippkoweit und Philipp J. regelmäßig im Internet veröffentlicht. Die Neonazis aus dem Umfeld eines extrem rechten Wohnprojekts im Kreis Wetterau (Hessen) hatten auch mit dem früheren NPD-Landesvorsitzenden Marcel Wöll ihre Clips produziert. Alle drei entstammen dem Umfeld der Neonazigruppe »Freie Nationalisten Rhein-Main« und der »autonomen Nationalisten«, doch auch das NPD-nahe Tagesschau-Plagiat »Kritische Nachrichten der Woche« gehörte zu ihren Machwerken.  Nach seinem Umzug 2007 von Hessen nach Jena (Thüringen) agierte er unter dem Titel »Media Pro Patria« weiter und fand kurzzeitig ein Zuhause im »Braunen Haus«, wo auch die örtliche Geschäftsstelle der NPD ist.

Schnippkoweit selbst gehörte zu den aktionsorientierten Mitgliedern des Jenaer Stützpunktes der JN bzw. der personell weitgehend identischen Kameradschaft »Nationalen Widerstand Jena« (NWJ). Im April zog Schnippkoweit offenbar aus finanziellen Gründen zurück nach Butzbach. Media-Pro-Patria distanziert sich nach dem Überfall und schloss den inhaftierten Kameraden per veröffentlichter Erklärung aus »sämtlichen Arbeiten in regionalen Strukturen und auch in unserem Projekt« aus.