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Antirassistisch campen im Sommer 2003

Einleitung

An dieser Stelle wollen wir einen kleinen Camp-Fahrplan durch die Vielzahl antirassistischer Camps geben, die quer durch Europa stattfinden. Allen gemeinsam sind die Hauptthemen Abschiebelager, (Grenz-) Kontrolle und Erfassung sowie die Arbeitssituationen von MigrantInnen und Flüchtlingen.

Antirassistisches Grenzcamp in Köln (2003).

Zwei dieser vielen Camps wollen wir hier näher beschreiben.

Puglia in Süditalien

Vom 26. Juli bis 3. August findet das No-Border Camp im apulischen Puglia zwischen Brindisi und Bari statt. Das »Immigranti in Movementi«-Kollektiv aus Neapel und das »Tavolo Nazionale Migranti« organisieren dieses Camp. Entstanden ist die Idee beim Europäischen Sozial Forum in Florenz. Puglia als Camp-Ort wurde gewählt, weil er exemplarisch ist für die Aussengrenzen der »Festung Europa« und hier in der Erntesaison tausende von MigrantInnen in der Landwirtschaft unter extremen Ausbeutungsbedingungen arbeiten.

Die beiden Hauptthemen des Camps werden die Grenzkontrollen und migrantische Arbeit sein. Sie werden in Workshops und Aktionen nicht nur mit explizit antirassistischen Gruppen, sondern auch zusammen mit sozialen Bewegungen und Gruppen bearbeitet. Eines der wichtigen Ziele des Camps ist eine gemeinsame Politik, um vom Delegierten- und Spezialistentum wegzukommen und eine gleichberechtigte Selbstorganisation zu erreichen.

Köln am Rhein

Unter dem Motto »Out of Control! Für globale Bewegungsfreiheit! Verwertungslogik und rassistische Ausgrenzung angreifen!« werden vom 31. Juli bis 10. August auf dem 6. antirassistischen No-Border Camp in Köln elf Tage lang rassistische Institutionen und Zustände rund um Köln angegangen. Eines der Camp-Ziele ist das Ausländer Zentralregister (AZR), das alle Daten über familiäre, soziale und sonstige Verhältnisse aller in Deutschland lebenden Menschen ohne deutschen Pass speichert. Zugriff auf AZR-Daten haben Polizei, Staatsanwaltschaften und andere (auch internationale) Behörden sowie Arbeits- und Sozialämter.

Der Kölner Hauptbahnhof wird ein weiterer Aktionsort. Er ist einer der prominentesten Orte rassistischer Kontrollen in der Stadt. Hier wird das Camp auf vielfältige Weise sein Bestes tun, um der dortigen Kontrollmaschine - zumindest kurzzeitig - Sand ins Getriebe zu streuen und die offizielle »Politik der Abschreckung« zu stören. In Bonn ist die »International Organisation of Migration« (IOM) Ziel von Aktivitäten.

Die IOM arbeitet im Auftrag von Industrieländern an Strategien der Verhinderung von Flucht und Migration. So organisiert die IOM z.B. in der Hansestadt Bremen die Abschiebungen im Auftrag der Stadt. Die australische Regierung betreibt mit Hilfe der IOM auf der Insel Nauru ein Flüchtlingsinternierungslager, in denen Flüchtlinge aus Asien bei über 40 Grad leben müssen. Erinnert wird von Seiten des Grenzcamps auch an die menschenverachtende Politik, mit der die IOM ehemaligen ZwangsarbeiterInnen aus Osteuropa die Auszahlung bewilligter Gelder verweigert. (Vgl. AIB Nr. 58)

Bei Aktionen an und in den Abschiebeflughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn werden die guten Erfahrungen vom Frankfurter Camp 2001 von Nutzen sein, um die Abschiebemaschine am Flughafen lahmzulegen. Am Anfang des diesjährigen Grenzcamps wird erstmalig ein 3-tägiges Auftaktforum unter dem Titel »Antirassismus ausbuchstabiert« stehen. In Workshops, Filmen, Vorträgen, Plenumsdiskussionen etc. kann vom 31. Juli bis 3. August in die Tiefen antirassistischer Arbeit eingetaucht werden.

Mehr Informationen zum Camp und dem Auftaktforum gibt es unter: www.nadir.org/camp03

Weitere Camps in Europa:
9. bis 15. Juni Noborder-Camp in Timisiora/Rumänien
2. bis 5. Juli Noborder-Camp in Krynki/Polen
11. bis 14. September Anti-Lager-Camp in Nürnberg/Deutschland