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Anti-"Wehrmachtsausstellung" Demonstration in Dresden

Einleitung

Wie in zahlreichen anderen Städten, so war auch in Dresden die Ausstellung »Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941-1944« des Hamburger "Instituts für Sozialforschung" willkommener Anlaß für Geschichtsleugner jeglicher Couleur, ihre Aktionen zu starten. Neben diversen Aktivitäten aus dem Bereich Braunzone taten sich dabei vor allem die Neonazis und anderen Rechtsextremisten in und um die NPD hervor.

Das fehlerhafte "Propganda" hinter dem in München Tausende hinterliefen wurde mittlerweile korrigiert.

Gute Voraussetzungen rechts

Die NPD hat in Sachsen mit gut 1.000 Mitgliedern nicht nur den stärksten Landesverband. Zu allem Überfluß ist Dresden auch noch neuer Sitz der Bundesgeschäftstelle der NPD-Jugendorganisation unter Leitung von Oliver Händel (ehem. Köln) und Katharina Handschuh (JN-Bundesmädelbeauftragte). Somit verwunderte es kaum, daß am 24. Januar 1998 etwa 1.200 Neofaschisten dem Ruf der NPD gefolgt waren, um durch Dresden zu marschieren. Der schon lange geplante Aufmarsch richtete sich nicht nur gegen die Wehrmachtsausstellung, sondern war gleichzeitig auch der offizielle Auftakt der NPD für das Wahljahr 1998.

Schlechte Voraussetzungen links

Eine antifaschistische Bündnisdemonstration gegen den Aufmarsch mit etwa gleich vielen TeilnehmerInnen war per Auflagen kurzfristig aus der Innenstadt verbannt worden. Das Ordnungsamt hatte die Kommunkation mit dem Anmelder der Proteste gegen die NPD quasi verweigert.  Wegen einer (!) Parole in Berlin-Friedrichshain ("24.01. auf nach Dresden! Nazis jagen") gab es zeitweilig sogar eine "Verbotsverfügung" gegen den Antifa-Protest. Nur vereinzelt gelang es schließlich Gruppen von Antifas, durch die Polizeiketten zu sickern und die Neoazis zumindest mit Sprechchören zu ärgern und ihrem Ärger somit Luft zu verschaffen.

Schaulaufen im Schnee

Angemeldet worden war der NPD-Aufmarsch vom Landesverband Sachsen in Person von Jürgen Schön, dem stellvertretenden NPD-Bundesvorsitzenden aus Leipzig. Neben zahlreichen Kadern der sächsischen NPD/JN-Führungsebene (Winfried Petzold, Jürgen Schön, Uwe Leichsenring) beteiligten sich an dem Aufmarsch auch Personen aus den "Kameradschaften".

Die überwiegende Mehrheit der 1.200 Teilnehmer kam aus Sachsen und anderen ostdeutschen Bundesländern. Alleine aus dem Niederschlesischen Oberlausitzkreis reisten mehr als 100 Neonazis an. Dort ist seit Sommer 1997 der Berliner Neonazi-Kader Frank Schwerdt (NPD) verstärkt aktiv und außerdem lebt Gregor Janik, NPD-Bundesvorstandsmitglied und Rechtsanwalt, in Zittau. Weitere große Abordnungen waren aus Chemnitz, Zwickau und Riesa/Großenhain gekommen.

Rund 80 Neonazis aus dem "browntown" Wurzen, die per Zug nach Dresden kommen wollten, schafften es nicht rechtzeitig in die Elbstadt. Nachdem sie eine Gruppe Leipziger Antifas, die ebenfalls mit dem Zug zur Gegendemonstration unterwegs waren, angegriffen hatten, kam es auf einem Feld nahe Wurzen zur offenen Auseinandersetzung und die Neonazis ergriffen die Flucht. Hierbei wurden laut Berichten aus der Neonazi-Szene unter anderem die zugereisten Neonazi-Kader Sascha Wagner (Herzogenrath), Mitglied im JN-Bundesvorstand, und Uli Peter D. (Heusweiler-Wahlschied) verletzt. Die Teilnahme westdeutscher Funktionäre war im Vergleich zum Aufmarsch in München überschaubar. Der erst vor einem Vierteljahr aus dem Gefängnis entlassene ehemalige GdNF-Kader Christian Worch (Hamburg), der ehemalige Landesvorsitzende der niedersächsischen FAP Thorsten Heise (Northeim) und der Neonazi-Händler Jens Ulrich Hessler (Lingen) vom "Nibelungen Versand" waren jedoch vor Ort.

Neben Neonazis aus Berlin beteiligten an der Demonstration auch Jenaer Neonazis des "Thüringer Heimatschutz" (THS). Der JN-Jammerbarde Jörg Hähnel (Lebus, Frankfurt/Oder) war mit Mary E. (Frankfurt/O) und einigen Brandenburgern NPD-Anhängern erschienen. Der  NPD-Kader Steffen Hupka (Quedlinburg) war mit David R. (Quedlinburg) und anderen Neonazis aus Sachsen-Anhalt anggereist. Der Dresdner Ronny Thomas aus dem Kreis der "Kamerdaschaft Sachsenfront" war an der Koordination der Ordner beteiligt.

NPD etabliert sich

Unterdessen geht der Parteiaufbau der NPD in Sachsen weiter: Nur einen Tag nach dem Aufmarsch, am 25. Januar, nahm der Kreisverband Sächsische Schweiz unter der Anwesenheit des Bundesvorsitzenden Udo Voigt (Moosburg) acht neue Mitglieder auf. Eine der neuen NPD-Mitstreiterinnen war Katrin Woltersdorf aus Bad Schandau, die als das 1.000. Mitglied in den Reihen der Partei in Sachsen präsentiert wurde. Mittlerweile dürfte die NPD Sachsen ungefähr 1.100 »Kameraden« haben.