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Anti-Antifaschismus, das alte/neue Thema der Rechten

Einleitung

Im November 1993 erschien die bundesweit vertriebene Neonazi-Broschüre 'Der Einblick'. Sie ist Ausdruck der Anti-Antifa-Kampagne als eine Art neonazistisches Bündnisprojekt.

Der Berliner Neonazi Oliver Werner gilt als ein lokaler Vertreter der Anti-Antifa-Kampagne.

NS-Struktur mit Broschüren und Bündnissen

Im November 1993 erschien die bundesweit vertriebene Neonazi-Broschüre 'Der Einblick'. Sie enthält hunderte Namen und Adressen bekannter AntifaschistInnen, GewerkschafterInnen, JournalistInnen und SozialdemokratInnen. Im Visier der Neonazis stehen auch »die Literaten, Richter, Anwälte, die letzten Überbleibsel [...] anno 1968«1 . Die rechten Kader mobilisieren zum Terror gegen alle, die gegen Rassismus Stellung beziehen und die Position vertreten, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Zu diesem Kampf will man » das Mitglied des Deutschland-Forums der CDU, den Skinhead und das Mitglied der verbotenen Deutschen Alternative« 1 gewinnen.

Derartige Listen aus Neonazi-Kreisen sind nichts Neues. Schon der „Bund Deutscher Jugend“ (BDJ), führte 1950 eine „Todesliste“ von über hundert Menschen aus einem ähnlichen Spektrum. Bei den ersten Neu-Gründungsversuchen der NSDAP in den 1970er Jahren, berichtete der Verfassungsschutz bereits von umfangreichen Dateien. Der Terror gegen den, zumeist linken, politischen GegnerInnen war bis Anfang der 1980er Jahre Hauptbetätigungsfeld (neo)faschistischer Gruppen, bevor der Schwerpunkt auf das erfolgversprechendere Schüren des Rassismus gelegt wurde.

Der Verfassungsschutz war maßgeblich beim Aufbau dieses Netzwerkes beteiligt und einer seiner Agenten tippte 1979 eine NSDAP/AO-Todesliste gegen Linke in Westberlin, die bundesweit in Umlauf gebracht wurde.2 Bis zu der Veröffentlichung des 'Der Einblick', wurde die terroristische Anti-Antifa-Initiative in den bürgerlichen Medien bagatellisiert. Wenn sie aufgegriffen wurde, dann im Tenor der Verfassungsschützer, die von einer quasi »natürlichen« Reaktion auf die Gewalt der Linken sprechen. Hier versucht sich die offizielle bundesdeutsche Nachkriegsphilosophie, dass der Staat in der Mitte sich gegenseitig hochschaukelnder Extreme stehe, wobei den organisierten Neonazis die Rolle der Selbstverteidigung zugesprochen wird.

Anfangs erblödeten sich Kreise der Sicherheitsbehörden nicht, die Herstellung des 'Der Einblicks' der antifaschistischen Szene zuzuschreiben: von der Art des (intellektuellen) Schreibens und des Layouts seien die Täter eher in linksextremen Kreisen zu suchen, die den Neonazis Schwierigkeiten bereiten wollen, erklärte ein Verfassungsschützer aus Nordrhein-Westfalen. Dann aber erhob sich kurzzeitig ein Sturm der Entrüstung, die Herkunft aus dem rechten Lager war angesichts des Vertriebspostfaches der „Dänischen Nationalsozialistischen Bewegung“ (DNSB) nicht zu übersehen und die Bundesanwaltschaft übernahm die Ermittlungen wegen Verdachts auf Bildung einer kriminellen Vereinigung. Das Heft war kein wohl gehütetes Geheimnis gewesen. Die Neonazi-Hefte "Index" und "Neue Front" (August 1992) priesen im Vorfeld die erste Ausgabe des "Anti-Antifa-Magazins EINBLICK" an: "Wiesbadener Kameraden haben uns darüber informiert, daß im September 1992 die erste Ausgabe des Anti-Antifa-Magazins EINBLICK erscheinen wird. Nach dem Vorbild der bekannten linken Szeneblätter (...) werden Drahtzieher der Knüppelhelden und Steinewerfer genannt." Zweimal beschlagnahmte die Polizei das 'Nationale Info-Telefon' (NIT) in Mainz, wegen seiner Ankündigung vom 7. Juli 1993, dass bald eine Broschüre mit gesammelten Daten politischer Gegner erscheinen werde. Die mutmaßlichen Mit-Betreiber Sascha Chaves-Ramos und der Bundesvorsitzende der „Deutsche Nationalisten“ (DN) Michael Petri wurden am 8. Dezember 1993 kurzzeitig in Haft genommen, doch bald wieder auf freien Fuß gesetzt.

Polizeiliche Ermittlung und antifaschistische Recherche

Während die Polizei offenbar im Nebel stocherte und selbst offensichtlichen Hinweisen nicht nachging, legten AntifaschistInnen aus dem Rhein-Main-Gebiet der Presse zahlreiche Fakten vor, die auf den potentiellen Mit-Hersteller des 'Einblick' Stephane Cumic hinwiesen. Ein Postfach von ihm galt wohl zeitweilig als eine Art (interne) Kontaktmöglichkeit zum "Der Einblick". Der Wiesbadener Kader der „Gesinnungsgemeinschaft der Neuen Front“ (GdNF) gab vor, zwar die Idee gehabt, sich jedoch ins Privatleben zurückgezogen zu haben. Zu dumm, daß er im September 1993 auf einem Kadertreffen der Neonazi-Gefangenenhilfsorganisation „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ (HNG), auf dem nord-hessischen Hoherodskopf gesehen worden sein soll - zu einem Zeitpunkt, an dem er angeblich bereits ausgestiegen war.

Durch Nachfragen und öffentliches Aufsehen unter Druck geraten, musste die Polizei handeln. Nachdem Stephane Cumic festgenommen war, folgten Durchsuchungen, in deren Folge eine Druckerei ausgehoben und der mutmaßliche Verfasser des Vorwortes sowie andere Beteiligte festgenommen wurden. Dabei handelte es sich um den 63-jährigen Eberhard Hefendehl (Odal-Verlag) aus Rodach (Coburg), der Teile der Auflage gedruckt und vertrieben haben soll. Hefendehl ist Herausgeber der NS-Zeitung 'Scheinwerfer' und gilt szene-intern als NSDAP/AO-Anhänger. Seine Zeitschrift veröffentlichte in ihrer Januar-Ausgabe 1991 Adressen und Telefonnummern von Kölner Vereinen, die sich angeblich für AusländerInnen engagieren sollen ("Adressen, die man sich merken sollte!").

Zu den Festgenommenen gehörten auch die oben bereits erwähnten Betreiber des 'Nationalen Infotelefons', die sich wie Hefendehl auf freiem Fuß befinden. Nach den Festnahmen setzten Bundesanwaltschaft und Polizei ihre Verschleierungstaktik fort. Der Name des mutmaßlichen Verfasser des Vorwortes wurde mit „Wolfgang K.“ angegeben und die Bundesanwaltschaft erklärte, dass dieser bisher noch nicht in Erscheinung getreten sei. Einige AntifaschistInnen schenkten dem keinen Glauben und gaben bekannt, daß sich hinter „Wolfgang K.“, niemand anderes als der bekannte Neonazi Norman Kempken bzw. Norman Wolfgang Kempken aus Rüsselsheim verbirgt - die Bundesanwaltschaft musste dies zähneknirschend bestätigen.

Die Rüsselsheimer Polizei betonte, dass ihr von keiner Dienststelle Angaben über dessen Aktivitäten zugeleitet wurden. Dabei gilt er Szene-Kennern als ein bundesweit aktiver Akteur der Neonazi-Szene.

Laut Berichten aus der Szene sollen auch die bundesweit aktiven Neonazi-Funktionäre Norbert W. (Bonn), Kai D. (Oberrodach) und Christian W. (Hamburg) das Projekt forciert haben. In die konkrete Produktion sollen schließlich Karin M. (Rüsselsheim) als Falterin und Verpackerin, Andreas G. (Karsldorf/Karlsruhe) und Norman Kempken als Fahrer und Heinrich B. (Wien) als Zeichner involviert gewesen sein. Michael Petri und Sascha Chaves-Ramos sollen über ihr "Nationales Infotelefon" (NIT) die Werbung betrieben haben, welche Ilias Casteas ("Deutsche Nationalisten") aufgesprochen haben soll.

Stephane Cumic (GdNF-Kader, Wiesbaden) machte bei der Polizei angeblich Aussagen gegen "Kameraden". Diese führten wohl zu den konkreten Ermittlungen und zu den zeitweiligen Festnahmen der mutmaßlichen 'Einblick'-Hersteller. Der Verrat erfolgte, um »strafmildernde Umstände zu erzielen«, wie das 'Nationale Infotelefon' mutmaßt. Er war scheinbar in die Planung der Anti-Antifa-Aktivitäten einbezogen. Er nahm an zentralen Vernetzungs-Treffen teil, wie sie z.B. abseits des ersten Anti-Antifa-Aufmarsch in Meschede/Sauerland stattgefunden haben. Dieser Aufmarsch war eine Art Startsignal zur Anti-Antifa-Kampagne. Wenn auch "nur" 100 Neonazis daran teilnahmen, waren doch einige Akteure vertreten, die in der weiteren Kampagne eine Rolle spielen sollten. Neben Christian Worch sollen auch die später festgenommenen Betreiber des 'Nationalen Info Telefons' Sascha Chaves-Ramos und Michael Petri (DN-Vorsitzender) vor Ort gewesen sein. Auf einem Treffen von Neonazi-Akteuren in der „Gärtnerei Müller“ von Ursula Müller und Curt Müller in Mainz-Gonsenheim am 17. April 1993 beteiligte sich auch eine Delegation der dänischen „Danmarks Nationalsocialistiske Bevægelse“ (DNSB). Es wir davon ausgegangen, das hier die letzten Formalitäten zur Einrichtung des 'Einblick'-Postfaches im dänischen Randers getroffen wurde. Auf dem hessischen Hoherodskopf fand im September 1993 ein weiteres Treffen von Neonazi-Kadern statt, die sich im Namen der HNG e.V. versammelt hatten. Es war ein Treffen ausgewählter Führungskader, zu dem Stephane Cumic mit dem Ehepaar Müller aus Mainz angereist sein soll.

Das Feinbild der Neonazis

Viele, der im 'Einblick' erschienenen, Adressen waren bereits an anderer Stelle veröffentlicht worden. So war die Broschüre in erster Linie ein Testballon und hat das gewünschte öffentliche Aufsehen erregt. Weniger erwünscht waren sicherlich die Festnahmen der Hersteller, deren formuliertes Ziel war, daß »sich Informationen nur noch über lokale Anti-Antifa-Gruppen abspielen"1 sollen. Seit 1992 stimmen die Neonazi-Kader ihre Gefolgschaft auf einen Bürgerkrieg gegen liberale und linke Kräfte ein. Auffällig ist, dass es sich hierbei um eine international koordinierte Kampagne handelt, die zeitgleich in Großbritannien, Österreich, Niederlande und der Bundesrepublik startete. Der NS-Flügel stellt hierbei seine eigentlichen Ziele in den Vordergrund, argumentativ wird auf der Kampagne gegen das Asylrecht aufgebaut und Einwanderung als »Ethnozid (Völkermord Anm. Red.) an den Deutschen« bezeichnet. Dagegen müsse man sich wehren »um welchen Preis auch immer. Die Alternative heißt Sarajevo oder Los Angeles.« Verantwortlich seien »Hunderttausende von Deutschen, die sich darüber klar sein (müssen), eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden«. Der für Grundsatzartikel im Theorieorgan der NS-Organisationen, 'Nation+Europa', zuständige Hartmut Hesse (mglw. Pseudonym) benennt das gemeinte Spektrum, damit kein Zweifel über die Größe der Aufgabe aufkomme.

Die Liste der »Inländerfeinde« ist lang, sie beginnt beim »deutschen Gesetzgeber« und setzt sich fort über Politiker aus »CDUCSUSPDFDPPDSGRÜNEN, Juristen, Kirchenvertreter, Gewerkschaftsfunktionäre, deutsche Medien Vertreter, deutsche Lehrer aller Schulstufen, Funktionäre deutscher Sportvereine, verschiedene Bürgerinitiativen« usw. ('Nation+Europa' [11-12/1992]). Diese Aufzählung liest sich wie die Liste der Briefbombenopfer in Österreich und ist auch das eigentliche Spektrum gegen das unter dem Vorzeichen Anti-Antifaschismus mobilisiert wird.

Auch 'Der Einblick' gesteht in den ersten Zeilen des Vorwortes, dass der Begriff Anti-Antifaschismus eigentlich nicht das Gemeinte so genau treffe, man habe sich den Begriff jedoch zu Eigen gemacht, weil er schon Bekanntheitsgrad besäße. Getragen wird die Kampagne von der GdNF, der JN („Junge Nationaldemokraten“), ihrer Mutterpartei „Nationaldemokratische Partei Deutschlands“ (NPD), der „Deutschen Liga“ (DL), der „Freiheitlichen Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP), den Nachfolgern der verbotenen „Nationalistische Front“ (NF), der Monatszeitung „Nation+Europa“, sowie allen weiteren Institutionen, die sich der NS-Bewegung zugehörig fühlen.

Die Federführung liegt u.a. bei Aktivisten der illegalen NSDAP/AO, die seit Anfang der 1970er Jahre Fäden hinter den Kulissen ziehen. Im Kreis ausgewählter Neonazi-Kader funktionierte die Zusammenarbeit von Angehörigen verschiedener NS-Gruppen, Zeitungen oder Parteien schon lange recht gut, doch im politischen Unterbau dominierten lange Jahre Eifersüchteleien und Streit. Mit Hilfe der Anti-Antifa-Aktivitäten soll die Szene vereinigt, umstrukturiert und von »Querulanten« bereinigt werden: »Interesse besteht an den Namen, Funktionen und die entsprechenden Adressen von Personen innerhalb unserer Parteien und Organisationen, die sich der Anti-Antifa-Arbeit feindlich gegenüber verhalten und Kameraden bei Aktionen hindern oder stören. Wer sich Anti-Antifa-Arbeit als Bindeglied aller konstruktiven Kräfte versagt, steht zumindest im Verdacht ein eingeschleuster Provokateur zu sein

Die organisatorische Ausbreitung der NS-Struktur

Angesichts der Parteienverbote und eines beklagten »Moralverlustes« etablierterer Rechtsparteien, wird eine Umstrukturierung der NS-Szene in Angriff genommen und der Gefolgschaft die Bildung einer Zellenstruktur verordnet. Aus der Sicht der „Nation+Europa“ (1/1994), müsste »sich die nationale Gemeinschaft praktisch organisieren, sie muß die Keimzelle einer streitbaren Gegen-Gesellschaft bilden. Daraus folgt selbstverständlich, daß die Organisationsform dieser Gemeinschaft nicht eine Partei, ein Verein oder eine sonstige Körperschaft im rechtlichen Rahmen des bestehenden Systems sein kann, sondern den Charakter einer »Bewegung« haben muß, mit strenger, verbindlicher Organisierung nach Innen, jedoch ohne formale, von außen her nachvollziehbare Strukturen. Es geht auch nicht um eine Massenbewegung.«

Es gehe um die Verbreitung einer Struktur, wie sie in Gestalt »zahlreicher Gruppen, Freundeskreise, Gesprächsrunden und informelle(n) Zusammenschlüße(n),« längst existiere. Empfohlen wird diese als Ausgangspunkt »entsprechender Aktivitäten« zu nutzen, sprich Kontakt mit dem schon bestehenden (NSDAP/AO-)Netzwerk aufzunehmen.3 In der Tat spielen die bisherigen Organisationsgrenzen unter militanten Neonazis eine untergeordnete Rolle und die Zusammenarbeit in der Anti-Antifa-Kampagne trägt zur weiteren Vereinheitlichung bei.

Fast die gesamte Infrastruktur wird zeitweilig für die Anti-Antifa-Arbeit eingesetzt. Informationen werden über „Nationale Info-Telefone“ (NIT), Computer-Mailboxen, Zeitungen und Flugblätter ausgetauscht. Regional entstehen überparteiliche Anti-Antifa-Gruppen und Bündnisse. Dieser Schwerpunkt der Zusammenarbeit dominiert die Neonaziszene auf allen Ebenen, bis zum Bündnis mit Neonazi-Hooligans oder rechten Jugendcliquen auf der Straße. Mehrmals wurde bisher überregional zum Angriff geblasen, die tagelangen Angriffe und Bedrohungen gegen das Auricher oder Rostocker Jugendzentrum waren Höhepunkte dieser Art von Bündnissen, die von Aktivisten neonazistischer Organisationen initiert oder angeleitet wurden.

Gleichzeitig mit der Herausgabe von »Feindlisten« wurden Disketten mit präzisen Anleitungen zum Bombenbau von der NSDAP/AO in Umlauf gebracht. Das Handbuch des »Autorenkollektiv Werwolf« wird von der NSDAP/AO aus den USA hauptsächlich in Deutschland und Österreich vertrieben. Die Disketten wurden von der NSDAP/AO der Presse zugespielt, damit darüber berichtet und Werbung betrieben werde. Die offen propagierte Aufforderung zum Terror soll die Lage der „inneren Sicherheit“ verschärfen und das Umfeld zu Aktionen aufrufen. Hier treffen sich die Interessen der Neonazis mit denen der Hardliner im Sicherheitsapparat und der Union. Ihnen ist jede Gewalt willkommen, die sich dazu eignet Angst und Schrecken zu verbreiten, um einen Notstand der Inneren Sicherheit zu beschwören.

Das lokale Netz der Anti-Antifa (unvollständig):

Hamburg:

Hier fungiert das Postfach der "Nationalen Liste" (NL) als Anschrift. Ihr Leiter Christian Worch gehört gleichzeitig zur Organisationsleitung der GdNF. Er war treibende Kraft und Koordinator der Anti-Antifa, deren Aufbau er seit 1992 an führender Stelle vorantrieb.

Nordrhein-Westfalen:

In Bonn sitzt Norbert Weidner (ehemaliges FAP-Bundesvorstandsmitglied), der in Absprache mit Christian Worch, Mitte 1992, eine erste lokale Anti-Antifa-Initiative startete. Eine Klage von Bonner AntifaschistInnen wurde von der Staatsanwaltschaft als unbegründet zurückgewiesen. In Duisburg existiert ein Postfach der Anti-Antifa, welches von Stefan Sch. (FAP) betrieben wird und in Köln zeichnete sich der FAP-Anhänger Frank Scholz aus Altena für einen ersten Anti-Antifa-Aufruf verantwortlich (vgl. Antifa-NRW-Zeitung) Die "Antifaschistischen Nachrichten" bezeichneten den Vorsitzenden der "Sauerländer Aktionsfront" (SAF), Thomas Kubiak, als verantwortliche Person für den Sauerländer Raum. Aus dem Kreis der Neonazi-Gruppe "Volkswille" traten Marc Meyer zu H. (Bochum) und Lutz M. als Anti-Antifa-Akteure in Erscheinung.

Franken:

Hier liegt ein organisatorisches Zentrum der Anti-Antifa-Arbeit. Hier wirken vor allem Vertreter der GdNF, der FAP und der JN in diversen Netzwerken zusammen.

Als mutmaßlicher Hersteller des 'Einblick' wird gegen den 63-jährigen Eberhard Hefendehl aus Rodach b. Coburg ermittelt. Er soll Kontakte zu dem GdNF-Kader Kai Dalek (GdNF-Franken) und zu Theodor Kotzenbauer, der mit dem "Videoodal Videoversand" als eine Art "Filmwart" der NSDAP/AO-Strukturen fungiert, unterhalten. Ihm werden auch gute internationale Kontakte nachgesagt. Er sprang nach der Verhaftung von Christian Malcoci 1993 ein, um den Versand der HNG-Nachrichten zu gewährleisten. Bereits 1976 war Hefendehl mit einer 15-köpfigen Kampfgruppe Teil eines illegalen »NSDAP-Gau's Nordhein-Westfalen«. In den Berichten des Verfassungsschutzagenten Werner Gottwald wurden ihm schon damals gute Verbindungen zu dem, Neonazi-Terroristen Manfred Roeder bescheinigt (vgl. Zeitung 'Konkret': Deckname Reiser – 1982). Heute fungiert er als Herausgeber der fränkischen Neonazi-Postille 'Scheinwerfer'. Einige der Redaktionsmitglieder des 'Scheinwerfer', sind Anhänger des "Bund für Gesamtdeutschland" (- Ostdeutsche, Mittel- und Westdeutsche Wählergemeinschaft / Die neue deutsche Mitte) - kurz BGD - und unterhalten wie ihr Landesschriftführer Siegfried Neubacher gewisse Kontakte zum Netzwerk der verschiedenen ultra-rechten Gruppen.

Im fränkischen Erlangen ist die Computer Mailbox "Widerstand BBS" zu erreichen. Sie gehört zum harten Kern des "Thule-Netzwerk", ein Verbund von derzeit sechs aktiven Mailboxen. Die "Widerstand BBS"-Mail Box wird von dem Informatikstudent Thomas Hetzer (JN) unter dem Pseudonym "Alfred Tetzlaff", betrieben, der auch die Zeitung 'Saufeder' herausgibt. Die Mailbox ist einer der Dreh-und Angelpunkte der Anti-Antifa Kommunikation. Sie hat mehrere Zugriffsebenen, von der Ebene, die für den einfachen Benutzer einer Mailbox vorgesehen ist, bis zu internen Ebenen, die nur zu erreichen sind, wenn man den Neonazi-Kadern vertrauenswürdig erscheint. Über diese Ebenen werden Informationen, Daten und Adressen ausgetauscht, teilweise geschieht dies in codierter Form. Das Brett für die interne Anti-Antifa-Ebene ist nur durch Erreichen einer höheren Sicherheitsstufe einsehbar. Auch hier im "Thule Netz" hat wieder auch Kai Dalek über seine "Kraftwerk BBS" seine Finger mit im Spiel. Weitere identifizierte Boxen sitzen bei Jürgen J. in Offersheim ("Elias BBS"), bei Thomas Sch. in Winnenden ("Empire BBS"), bei Thomas R. in Berlin ("SoRevo BBS") und bei Wilhelm H und Hans-Peter K. in Bonn ("Germania BBS").

Berlin:

Der Neonazi Arnulf Winfried Horst Priem gilt hier als ein Vertreter der Anti-Antifa-Kampagne. Seine recht stümperhaft zusammengeschriebenen Listen waren 1992 Vorläufer der "Anti-Antifa"-
Aufrufe in Berlin. Er nahm als Berliner Vertreter an dem bereits erwähnten Treffen in der Gärtnerei Müller/Mainz teil.

Das Postfach der stillgelegten „Nationale Alternative“ (NA) dient als eine Anschrift für die aktuellen Anti-Antifa-Strukturen. Zugang hierzu hat laut Berichten aus der Szene auch Oliver Carsten Schweigert, der Funktionär der Berliner Neonazi-Partei war. Schweigert bewegt sich in den Kreisen der Anti-Antifa-Akteure. Als "Pittiplatsch" ist er im "Thule Netz" unterwegs und auch beim erwähnten Vernetzungs-Treffen auf dem hessischen Hoherodskopf im September 1993 soll er gewesen sein.

Auch die Berliner Neonazi-Gruppe „Freundeskreis Revolutionärer Volkssozialisten“ (FRVS) beteiligt sich in Berlin an der Anti-Antifa-Kampagne und rief zur Sammlung von Daten auf. In seiner Zeitung 'Stadtrebell' wurde eine Liste von 90 Projekten der Berliner politischen Linken veröffentlicht, bzw. von Projekten die für links gehalten werden. Diese Liste ist in puncto Berlin zwar umfangreicher, als die im 'Einblick' veröffentlichte, dafür ist sie aber noch schlechter recherchiert. Zusammen mit der lokalen FAP wurde im August 1993 vom FRVS überregional zu einer Anti-Antifa-Aktion nach Berlin-Marzahn aufgerufen und der FRVS versucht im November 1993 eine eigene Anti-Antifa-Kundgebung durchzuführen (vgl. Antifaschistisches Infoblatt Nr. 24 und Nr. 23). In dieser Gruppe spielt als "Versand-Verantwortlicher" das ehemalige NA-Mitglied (laut Parteiunterlagen angeblich "Beisitzender Richter" des Landesverbandes Berlin) Oliver Werner eine führende Rolle.

Als Vorbild für ein reputierliches Anti-Antifa-Bündnis wird der „Förderkreis Gerhard Kaindl“ vom „Der Einblick“ auf den Berlin-Seiten präsentiert. Dieser ist scheinbar einer der "Knotenpunkte" zwischen Vertretern des Berliner Neonazi-Milieus und "angesehenen" (rechts-)konservativen Bürgern der Stadt. Einige "seriöse Rechte" sollen sich laut Medienberichten punktuell im Umfeld der Neonazi-Kreise gezeigt haben. So der Professor Klaus Motschmann von der HdK-Berlin und ein Berliner Landesschulrat a.D. 4 Verantwortlich für den "Förderkreis" zeichnete sich Thorsten Thaler, der seine rechte Karriere bei der Berliner "Jungen Union" der CDU begann und heute als Autor auch für ultra-rechten Publikationen tätig ist. Der Verein soll angeblich steuerabzugsfähige Spenden für das ultra-rechte Berliner „Hoffmann von Fallersleben Bildungswerk“ (HvFB) ermöglichen.

In der Stadt arbeiten punktuell fast alle Fraktionen der (extremen) Rechen zusammen, da hier große Schwierigkeiten bestehen sich öffentlich zu zeigen. Ein Beispiel: Einen Tag, nachdem AntifaschistInnen eine Kundgebung gegen einen Parteitag der Berlin-Brandenburgischen „Republikaner“ (REPs) angemeldet hatten, wurden sie zwei Wochen lang von Neonazis in Eberswalde beobachtet. Als Informant zwischen den REPs und Akteuren der militanten Organisation wird Olaf H. (Ex-REP-Funktionär) aus Berlin-Charlottenburg vermutet, der auch eine Kundgebung des FRVS anmeldete. Die REPs gaben danach seinen Ausschluss bekannt. Ein paar Tage zuvor war Olaf H. noch Ordner auf ihrem Landesparteitag in Berlin.

Brandenburg:

Hier hat sich die lokal am stärksten aktive NS-Gruppierung in die Anti-Antifa-Arbeit eingeklinkt. Die NF-Nachfolgeorganisation „Direkte Aktion/Mitteldeutschland“ (JF) um Enno Gehrmann veröffentlicht Anschriften von AntifaschistInnen in ihrer Zeitung „Angriff“, die in einer Auflage von mehreren tausend Exemplaren kostenlos verteilt wird. Das von Daniel Kersten betreute Postfach 609 der „Direkte Aktion/Mitteldeutschland“ (JF) in Frankfurt/Oder wurde vom 'Nationalen Info-Telefon' (NIT) als Anti-Antifa-Kontakt für Brandenburg bekannt gegeben.

Mecklenburg Vorpommern:

Ende November bis Anfang Dezember 1993 hatten Neonazis an drei Wochenenden zum Angriff auf die linke Akteure in Rostock aufgerufen. Die rechten Kader, die schon am Pogrom von Rostock-Lichtenhagen beteiligt waren, leiteten zwischen 100 und 150 hauptsächlich lose organisierte Neonazis, zum Sturm. Ein Alternativ-Cafe wurde zerstört und PassantInnen in der Rostocker Innenstadt angegriffen. Die Stürmung des linken Jugendzentrums „JAZ“, konnte abgewehrt werden. Trotz einer Unterzahl an diesem Tag ließen sich die Rostocker AntifaschistInnen nicht unterkriegen und dankten angereisten UnterstützerInnen »für die Hilfe bei der Nachlese«.

In Rostock ist neben kleineren Skinhead- und Hooligan-Gruppen hauptsächlich die NPD-Jugend und FAP aufgefallen. Für die Angriffe reiste Unterstützung aus Mecklenburg-Vorpommern, Bochum und Berlin an. Kontakte für auswärtige Neonazis sollen von dem Hamburger Neonazi-Führer Christian W. vermittelt worden sein, der an einen Kontaktmann »Andre« verwies. Aus Rostock selbst beteiligte sich u.a. eine Gruppe aus dem Kreis um Andras Cz. Dieser organisierte den versuchten Angriff auf das JAZ mit und unterhält Kontakte zur "Wiking Jugend". Zusammen mit einer von älteren Neonazis aufgebauten Infrastruktur gelang es ihm zahlreiche rechte MitläuferInnen zu mobilisieren. In Rostock war auch die zentrale Abschlußkundgebung der Neonazi-»Rechtskampf-Woche« gegen die Parteienverbote geplant. Sie wurde von zwei FAP-Kadern aus Hamburg angemeldet, jedoch auf Grund antifaschistischer Proteste verboten.

Dänemark:

Henrik Asferg Kristensen ist der Inhaber des Vertriebspostfaches für den 'Einblick'. Das Postfach 1 in Randers ist Kontaktadresse der NSDAP/AO, Bestelladresse für die dänische Ausgabe des NS-Kampfrufes ('Vaterland') und auch Kontaktadresse für die DNSB (Dänische Nationalsozialistische Bewegung). Der DNSB-Vertreter Esben Rohde Kristensen soll ebenfalls Zugang zum Postfach haben. H.A. Kristensen ist zweiter DNSB-Vorsitzender und betreibt ein 'Nationales Infotelefon'. Er nahm mit einer Delegation an dem Rudolf-Heß-Marsch 1993 teil und war einer der offiziellen Redner. Bereits am Wochende des 17. April 1993 nahmen Mitglieder der DNSB an der „Hitlerfeier“ ins Mainz-Gonsenheim teil.

  • 1 a b c "Der Einblick"
  • 2Laut Aussagen im Prozess um die Berliner NSDAP-Neugründung im Jahr 1979
  • 3Nach Einschätzungen aus dem inneren Kreis der Neonazis soll es sich bei bei dem Autor „Jürgen Riehl“ um ein Pseudonym für den Hamburger Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger handeln. Bereits vor 20 Jahren veröffentlichte er unter dem Namen „Jörg Rieck“.
  • 4Nachtrag: Ein Herbert B. (*1926), war Landesschulrat in Berlin. Laut der "Der Spiegel" Nr. 10/1983 im Artikel "Berlin - Abends radikal" schürte er "in einer Bürgergemeinschaft prominenter Stadtpolitiker die Ausländerfeindlichkeit", womit die "Berliner Bürgergemeinschaft e.V." gemeint war. Laut „taz“ (14.3.1989) ist Matthias B. (*1956) der Sohn des Landesschulrats Herbert B.. Der Staatsanwalt und „Republikaner“ Matthias B.  war Gründungsmitglied des "Hoffmann-von-Fallersleben-Bildungswerk e.V.".