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68er vor rechter Burschenschaft »Danubia«

Einleitung

Einige Ex-Linke scheinen sehr darunter zu leiden, daß ihre »große Zeit« längst vorbei ist und weder die Medien noch die heutige Linke ihnen als Strategen oder Theoretikern Gehör schenken wollen. Vielleicht sind sie aber auch ihrem Wunsch treu geblieben, auf der Seite der tatsächlichen oder vermeintlichen Sieger der Geschichte stehen zu wollen?

Bild: Christian Ditsch

Horst Mahler (links) und Reinhold Oberlercher (rechts) sind vom SDS in rechte und völkische Kreise gewechselt.

Wer (wie) die Geschichte umschreiben will...

Am 5. und 6. Dezember 1998 lud die Burschenschaft Danubia München  zu den »Bogenhausener Gesprächen« ein, die unter dem Motto »30 Jahre nach 68« standen.
Die Danubia gehört zum äußersten rechten Rand im rechten Dachverband Deutschen Burschenschaft (DB) - wo sie mehrfach den Vorsitz hatte. Sie gehört der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) an, deren Mitbegründerin sie ist. 1989 wurde der „Republikanische Hochschulverband“ (RHV) der Studentenverband der rechten Partei "Die Republikaner", im Haus der Danuben gegründet. Zu ihren politisch bekannt gewordenen Mitgliedern gehören u.a. der frühere Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten (JN) Alfons Hueber, der frühere Republikaner-Funktionär Hans-Ulrich Kopp und der ehemalige stellvertretender Bundesvorsitzender der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) Michael Paulwitz.
Die Burschenschaft Danubia München begreift sich als rechte Kaderschmiede. Die Bogenhausener Gespräche finden seit den achtziger Jahren statt. Dazu werden gerne vermeintliche politische Gegenspieler eingeladen.

Bogenhausener Gespräche im Februar 1989

Das Jahr 1968 scheint für Burschenschaften und andere konservative/rechte Vereinigungen immer noch ein Trauma zu sein, wurde doch mit der Studentenbewegung der Einfluß der Verbindungen in den Hochschulen nachhaltig gebrochen.

Bereits die "7. Bogenhausener Gesprächen" im Februar 1989 hatten schon einmal unter ähnlicher Themenstellung - »Die APO: Revolution und Happening« - stattgefunden. Als Referenten stellten sich die ehemaligen Aktivisten des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) Rainer Langhans, Reinhold Oberlercher und Manfred Lauermann zur Verfügung.

Während Reiner Langhans jetzt in esoterischen Kreisen wandelt, lehrt Manfred Lauermann als Soziologe am Institut für Soziologie der TU Dresden in Dresden und betätigt sich als Autor im »Neuen Deutschland« sowie der rechten Zeitschrift Criticon. Am 19. März 1998 stellte Lauermann im Berliner Kulturhaus einen Aufsatz mit dem bezeichnenden Titel »Das Soziale im 'Nationalsozialismus'« vor, in dem er zum Schluß kommt: »Im 'Nationalsozialismus' wurde in Deutschland Politik für die Arbeiter gemacht, bisher zum einzigen Mal.« Der Aufsatz erschien im PDS-nahen Blatt »Berliner Debatte«. Zudem war Lauermann 1995 als Referent bei einer Geopolitik-Tagung im rechten Collegium Humanum in Vlotho geladen.

Bogenhausener Gespräche im Dezember 1998

Für die Danubia-Veranstaltung im Dezember 1998 wurden drei Protagonisten aus dem Umfeld der 1968er geladen: Horst Mahler, Prof. Dr. Bernd Rabehl und Prof. Dr. Peter Furth. Komplettiert wurde das Trio von Dr. Hannes Kaschkat als bekanntem rechten Autor.

Den Kontakt zur Danubia sollen Mitglieder des "Hofgeismarer Kreises" hergestellt haben, einer Vereinigung rechter Jungsozialisten um Sascha Jung aus Leipzig, deren Mentoren wie Tilman Fichter (Ex- SDSler) seit über zehn Jahren für die »nationale Identität« in der Linken streiten. An dem Bogenhausener Gespräch beteiligten sich nach TeilnehmerInnen – Angaben 120 Personen, die laut rechter Berichterstattung u.a. proklamierten: »Notwendig sei (...) die Herausbildung einer 'neuen Elite', die dem heute von alten 68ern geprägten Establishment zum kulturellen Kampf um die Hegemonie entgegentreten könne. Ereignisse wie die Walser-Rede zeigten, daß eine zunehmende Auflösung geistiger Verkrustungen zu erwarten sei.«

Danubia-Referent Horst Mahler

Horst Mahler ist 1998 gewissermaßen zu seinen »Wurzeln« zurückgekehrt: Seine politischen Aktivitäten begann er in einer schlagenden Verbindung, bevor er vom SDS über die RAF zu FDP-Kreisen kam und schließlich zum Initiator der rechten Bewegung „Unser Land“ und gefragtem Redner der NPD wurde.

Dank seines damaligen Anwaltes und jetzigen Bundeskanzlers Gerhard Schröder wurde sein Berufsverbot, bereits Jahre zuvor, wieder aufgehoben. 1997 trat er als Laudator zum 70. Geburtstag von Günter Rohrmoser, dem rechten Autor und Vizepräsident des rechten Studienzentrum Weikersheim (SZW), unangenehm in Erscheinung. Mahler erklärte Deutschland in seiner Laudatio auf Rohrmoser zu einem „besetzten Land“, das sich von der „Schuldknechtschaft“ zum aufrechten Gang seiner „nationalen Identität“ befreien müsse.

Er entwickelte ein so gutes Verhältnis zur rechten Wochenzeitung „Junge Freiheit“, daß er für sie bei der Frankfurter Buchmesse 1997 eine Veranstaltung durchführte. Am 1. Mai 1998 organisierte er mit dem rechten Publizisten und langjährigem Funktionär in Strukturen der Landsmannschaft Ostpreußen Ansgar Graw dessen Buchpräsentation. Die geplante Reform des Staatsbürgerschaftsrechts führte zu seinem endgültigen Coming Out als Rechtsaußen. In einer »Flugschrift an die Deutschen, die es noch sein wollen« übernahm Mahler das Vokabular seiner neuen Freunde: So äußerte er sein Verständnis für rassistische Angriffe mit den Worten: »Diese Gefühle sind ein Frühwamsystem. (…) Daß diese Gefühle immer häufiger sich in haßvoller Gewalt äußern, ist nur Ausdruck von Hilflosigkeit der Täter und eine Folge des Versagens der politischen Klasse.«

Zum Jahresende 1998 erhielt Mahler im Nachrichtenmagazin Focus das Forum, um seine »Sammlungsbewegung« anzukündigen, in der vom CSU-Chef Edmund Stoiber bis zu Günter Deckert - dem inhaftierten ehemaligen NPD-Chef - alle gegen »Überfremdung« kämpfen dürften.

Mahlers Antisemitismus, der sich heute in Statements wie »Über die Staatsbürgerschaftsrechte muß allein das Volk entscheiden, nicht die staatstragenden Parteien oder der Zentralrat der Juden« ausdrückt, zieht sich als roter Faden durch seine Biografie. Als RAF- Mitglied attestierte er dem Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft in München »Sensibilität für historische und politische Zusammenhänge« und sah im damaligen israelischen Verteidigungsminister Moshe Dajan den »Himmler Israels«. Daher verwundert es auch nicht, daß sich bei den von ihm inzenierten Montagsdemonstrationen ehem. Neonaziterroristen wie Manfred Roeder sichtlich wohl fühlen. Schließlich findet Mahler die Strafbarkeit der Holocaust-Leugnung »unerträglich« (Focus).

Danubia-Referent Bernd Rabehl

Bernd Rabehl, heute Professor an der FU-Berlin, war früher Theoretiker des Berliner Sozialistischen Deutschen Studentenbunds (SDS) und ein Freund von Rudi Dutschke, wobei er als Vertreter der sog. »nationalen Fraktion« im Studentenverband galt (obwohl er 1963 noch Flugblätter, die die Burschenherrlichkeit verspotteten, unterzeichnete). 1992 soll Bernd Rabehl bei einem Treffen junger und eher nationaler Sozialdemokraten auf Schloss Windischleuba (Thüringen) dabeigewesen sein, aus dem der rechtslastige sozialdemokratische Hofgeismarer Kreis hervorging. 1 Auch der damalige Leipziger Juso-Vorsitzende und Junge-Freiheit-Autor Sascha Jung und Tilman Fichter sollen hier mitgewirkt haben.

Rabehl bot sich 1998 der rechten Veranstaltung „Freie Deutsche Sommeruniversität“ als Referent zum Thema »Die Nationalrevolutionäre von 1968« an, berichtete die Zeitschrift „Blick nach Rechts“ im Dezember 1998. Diese in Prag geplante Veranstaltung fiel jedoch aus. Vor seinem Publikum bei den Bogenhausener Gesprächen präsentierte sich Bernd Rabehl deshalb im ersten Satz als Opfer der »linksradikalen Zeitung«.

Bernd Rabehls Bogenhausener Rede erschien später - dank Horst Mahler - in der rechten Zeitung „Junge Freiheit“ (JF). Bernd Rabehl kritisierte anschließend in einem Brief an die JF-Redaktion die unautorisierte Veröffentlichung. Bernd Rabehl sieht sich in seinem Vortrag - wie die meisten Rechten - von »bestimmten Kreisen« und »bestimmten Medien« verfolgt und mutiert zum Verschwörungstheoretiker. Nach 1945 sei das deutsche Volk durch »russischen Terror« und »amerikanische Umerziehung« seiner »nationalen Identität« beraubt worden und Opfer »fremdbestimmter Eliten« geworden. Das deutsche Volk werde zudem durch »Überfremdung« an den Abgrund geführt. Mit den Ausländern hätten sich – so Bernd Rabehl - die Deutschen den Krieg ins unschuldige (deutsche) Haus geholt. Deshalb ließe sich der Untergang nur durch Rückbesinnung auf eine »nationale Identität« und auf entsprechende deutsche Tugenden abwenden.

Das alles ist in rechten Kreisen nichts Neues, neu ist jedoch Bernd Rabehls Behauptung, dieses Denken sei u.a. auf 1968 zurückzuführen und habe zwei geistige Väter: Bernd Rabehl und Rudi Dutschke. Bernd Rabehl stellt fest, er und Rudi Dutschke hätten nationalrevolutionäre Ideen des Vietkong auf die deutsche Situation übertragen, was damals breiten Widerhall gefunden hätte. Dasselbe behauptet übrigens auch der Ex-SDSler und jetzige Neonazi-Ideologe Reinhold Oberlercher von sich. Lediglich die Schüsse auf Dutschke hätten laut Rabehl das Ende dieser nationalen Radikalisierung der Studentenbewegung bedeutet.

Rabehl verschweigt allerdings, daß das Klima für Dutschkes Mord durch rechte Kreise und die Hetze der Boulevardmedien geschaffen wurde, als deren Vollstrecker sich der Attentäter wähnen konnte.

Michael „Bommi“ Baumann von der ehem. „Bewegung 2. Juni“ erklärte in einem Interview, daß, wenn sich im Zuge des gesellschaftlichen Rechtstrends Ex-1968er wie Horst Mahler oder Bernd Rabehl als Avantgarde der neuen Rechten ins Scheinwerferlicht rückten, dies eher eine persönliche Komponente habe. Auch Dutschkes Witwe Gretchen Dutschke wehrte sich vehement gegen die Vereinnahmung ihres toten Ehemannes für Rabehls nationalistische Geschichtsverfälschung. Insgesamt ist die Auseinandersetzung innerhalb der Ex-68er darüber eher unbefriedigend.

Danubia-Referent Peter Furth

Relativ neu in diesen Kreisen ist Peter Furth, der sich in den Anfangstagen in der linken Zeitschrift „Das Argument“ und den dazugehörigen politischen Kreisen  engagierte. Peter Furth, der 1953 Mitglied des SDS wurde, lehrte von 1973 bis zu seiner Emeritierung an der FU Berlin Sozialphilosophie. Er beklagte in seinem Vortrag »Verweigerte Bürgerlichkeit - Motive, Mythen und Folgen der 68er Kulturrevolution« eine »Schuldgemeinschaft«, deren Wortführer eine »ritualisierte Wiederholung von kollektiver Schande« betrieben.

Auch wenn Furth's Vortrag bei den Burschen der Danubia nicht so gut ankam wie der von Rabehl (immerhin setzte er ein wissentschaftliches Abstraktionsvermögen voraus), begeisterte er den Herausgeber der ultra-rechten Zeitung „Staatsbriefe“, Hans-Dietrich Sander, derart, daß dieser einen längeren Beitrag von Furth veröffentlichte.2

Zoff am Otto-Suhr-lnstitut

Bernd Rabehl veranstaltete zusammen mit dem in linken Kreisen als Autor bekannten Jochen Staadt im Wintersemester 1998/1999 am Otto-Suhr-lnstitut (OSI) der FU Berlin ein Seminar mit dem Titel »Krise und Existenz - Rechter und Linker Dezisionismus im Nachkriegsdeutschland«. In diesem Seminar sollen, so berichteten teilnehmende StudentInnen, »rechtsextreme Inhalte unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Unvoreingenommenheit an der FU etabliert« worden seien. In seinen Studienmaterialien (Zeitung "Anschlag") bemitleidet Bernd Rabehl sich als Opfer einer »Mischpoke aus Veteranen der Studentenrevolte« und »jungen Frauen und Männern der Antifa- Sekten«, die sich eine »jüdische Identität angedichtet« hätten, um ihn mit der »Faschismuskeule« zu erschlagen.

Horst Mahler soll sich um eine Mitwirkung an dem Seminar bemüht haben. Laut Berichten aus Universitätskreisen auch mit Unterstützung von Bernd Rabehl und Jochen Staadt, die mehrmals versucht haben sollen, ihn an die Uni zu holen.

Jochen Staadt und Bernd Rabehl kennen sich schon länger. Als nach 1968 nationalrevolutionäre Schlagworte und Ideologiegehalte in die Linke getragen oder diskutiert werden sollten, geschah dies auch über die Zeitung „Der lange Marsch“, an der neben Siegward Lönnendonker und Tilman Fichter  auch Bernd Rabehl und Jochen Staadt mitwirkten.

Gemeinsam engagieren sich Bernd Rabehl, Jochen Staadt und Siegward Lönnendonker heute im seit 1992 existierenden „Forschungsverbund SED-Staat“ an der Freien Universität Berlin, der in Zeiten allgemeinen Geldmangels an den Universitäten vom Bund und Land und einigen großen Unternehmen (u.a. Volkswagen Stiftung, Kulturstiftung der Deutschen Bank, Deutschen Forschungsgemeinschaft) mit Drittmitteln versorgt wird. Bernd Rabehl veröffentlichte zusammen mit Siegward Lönnendonker und Jochen Staadt über ein von der Volkswagen Stiftung gefördertes Projekt Beiträge zur „Geschichte des SDS“. Der „Forschungsverbund SED-Staat“ an der Freien Universität Berlin versucht, Antikommunismus auch nach dem Ende des kalten Krieges aktuell zu halten und die Totalitarismustheorie (d.h. vor allem den Vergleich und die Gleichsetzung von Faschismus und Kommunismus) an der Universität zu etablieren.

Danubia-Referent Hannes Kaschkat

Hannes Kaschkat ist sicherlich kein »Frontenwechsler«. 1968 war er Mitbegründer der Burschenschaftlichen „Aktionsgemeinschaft für Publizistik“ – später "Studentische Aktionsgemeinschaft" - und saß bis in die 1980er Jahre in deren Vorstand. Ihr erklärtes Ziel war es u.a., mit der Zeitschrift "Student" angesichts einer vermeintlich »linken Presselandschaft« als Gegengewicht aufzutreten. Der heutige Anwalt (u.a. vertrat er die REPs gegen den Freistaat Bayern) ist stellvertretender Landesvorsitzender der „Union der Vertriebenen in der CSU“ und zugleich im Umfeld von Alfred Mechtersheimer als stellvertretender Vorsitzender von "Unser Land - Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland" aktiv.

1968er als völkische Befreiungsfront ?

Horst Mahler, Günter Maschke und Reinhold Oberlercher verfassten am Jahresende 1998 eine dreiseitige »Kanonische Erklärung« zur Bewegung von 1968, in der sie den Versuch der Uminterpretation der 68er in eine Art völkische, rechte Befreiungsfront unternehmen und u.a. beklagen: »In der tragischen Ermordung des Arbeitgeberpräsidenten Hans Martin Schleyer traf die Waffen-SDS3 einen SS-Mann, der die Position der nationalrevolutionären Volksgemeinschaft zugunsten derjenigen des Anführers eines Klassenkampfverbandes verraten hatte.«

Desweiteren spielen sich die Ex SDS-Denker als drei tapfere Ritter gegen Überfremdung auf und biedern sich als geistige Führer einer Gegenbewegung an.

Günter Maschke ist schon seit den 1980ern Jahren ein bekennender Rechtsnationaler und publiziert überwiegend in Zeitschriften aus diesem Milieu wie "Staatsbriefe", "Criticón", "Junge Freiheit" oder "Etappe", wo er seit 1993 als Mitherausgeber fungiert. Maschke war einst Mitkämpfer des SDS in Tübingen und später Aktivist der „Kommune Wien“. Ende der sechziger Jahre »floh« er aus Österreich nach Cuba - wo er nach zwei Jahren wieder ausgewiesen wurde.

Auch Oberlercher erklärte in der ultra-rechten Zeitschrift „Staatsbriefe“ von sich und seiner Bedeutung vollkommen überzeugt: »Ich selbst, mit fünfzehn Jahren DDR-Häftling wegen Republikflucht (...) war der Theoretiker des Hamburger SDS und Auslöser des Hamburger Universitätsaufstandes, der die gesamte Systemkritik der 68er theoretisch vollendet.« Und unverkennbar antisemitisch schreibt Oberlercher weiter: »Die Hauptkampflinie aber verlief in Frankfurt am Main, weil dort ein jugendlich unerfahrener deutscher Idealismus, gefuhrt von Hans Jürgen Krahl, auf die Speerspitze des jüdischen Geistes in Deutschland traf 4 - (...) Habermas wie die Frankfurter (Juden) Schule waren Feinde, nicht aber Ideengeber der 68er Theorie.« (sic!).

1993 veröffentlichte die Zeitschrift „Staatsbriefe" ein von Oberlercher verfasstes Hundert-Tage-Programm der nationalen Notstandsregierung, in dem konkrete Schritte des „nationalen Lagers“ für den Fall einer Machtergreifung vorgeschlagen wurden. Folgende Punkte wurden unter anderem aufgelistet: Einstellungsverbot für ausländische und volksfremde Arbeitskräfte, die standrechtliche Erschießung von Rauschgiftbesitzern, Verbot der Ideologie der Menschlichkeit, Verbot des Pazifismus und die Wiedereinsetzung des Deutschen Reiches.
Zuletzt machte Oberlercher durch sein für die NPD geschriebenes »Volkswirtschaftsprogramm« von sich reden.

Auch wenn Mahler, Rabehl und Co. zunächst einmal als profilneurotische Einzelkämpfer daherkommen, gehören sie doch zu einem weiteren Netzwerk ehemaliger und neuer Weggefährten. Und ihre Ideen stoßen in rechten und neonazistischen Kreisen auf erhebliche Resonanz. Die Bildung gemeinsamer Gesprächskreise von intellektuellen Vertretern rechter und »nationalrevolutionärer« Gruppen und Einzelpersonen scheint geplant.

In einem in Hamburg bekanntgewordenen Flugblatt heißt es, es sei an  der Zeit einen »antiimperialistischen Volkskongreß« mit Gesprächspartnern aus anderen Städten wie Berlin abzuhalten.

  • 1Der Hofgeismarer Kreis war bereits von 1923 bis 1926 eine Gruppe von national gesinnten Jungsozialisten.
  • 2Aufgrund der Veröffentlichung eines Artikels von Germar Rudolf und eines Beitrages zum Thema „Holocaust“ wurde Hans-Dietrich Sander 1998 vom Münchener Landgericht als verantwortlicher Herausgeber der Staatsbriefe wegen Volksverhetzung und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener „zu einer Haftstrafe von 8 Monaten auf Bewährung sowie zu einer Geldstrafe in Höhe von 4.000 DM rechtskräftig verurteilt“.
  • 3Gemeint ist die RAF, Anm. des AIB
  • 4Gemeint ist Theodor W. Adorno, Anm. des AIB.