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„Moderne Lohnsklaverei?“

„Die Wahrheit“ / SEW West-Berlin (Gastbeitrag)
Einleitung

Berichte über Ausbeutung und Rassismus bei der "Deutsche Industrie Wartung" (DIW). Dokumentiert aus: „Die Wahrheit“ der SEW in West-Berlin.

IG BAU Buch

(Symbolbild)

Zahlreiche Konzernbetriebe in unserer Stadt haben zur Reinigung von Maschinen und Produktionsanlagen, von Transport- und Fördertechnik, von Lüftungs- und Klimaanlagen usw. private Reinigungsfirmen angeheuert. Zuvor wurde den betriebseigenen Reinigungskräften, die nach Tarifvereinbarungen mit den Gewerkschaften entlohnt werden mussten, aus "Kostengründen" der Laufpass gegeben, um sich der "Billigtarife" privater Reinigungsfirmen zu bedienen.

In diesem Sektor arbeiten besonders viele ausländische ArbeiterInnen unter schlechtesten Bedingungen. Die DIW lebt offenbar davon, verschiedene Industrieunternehmen zeitlich flexibles und versetzbares Personal zu Billigtarifen anzubieten. Die Firma hat fast täglich über 100 Reinigungskräfte, einschließlich Aushilfen, meist türkische KollegInnen, in zahlreichen Großbetrieben, wie Daimler, Reemtsma, Brinkmann, Siemens, Klärwerk Ruhleben u.a., im Einsatz. Die Industrieanlagen und Maschinen werden meist nachts gereinigt.

Um aus diesen Arbeiten einen hohen Gewinn für die zahlreichen GesellschafterInnen und KommanditistInnen der DIW ziehen zu können, werden die Beschäftigten - so wird es von den Betroffenen geschildert - regelrecht "über den Löffel barbiert".

Da wird der Abschluss von Tarifverträgen mit der Industriegewerkschaft Bau-Steine-Erden (BAU) hintertrieben, so dass Mini-Entlohnungen von 10,- bis 11,- DM die Stunde diktiert werden können. Die Arbeitenden werden mit Abmahnungen unter Druck gesetzt, in denen ständig Entlassungsdrohungen enthalten sind. Immer mehr KollegInnen werden Zeitverträge aufgezwungen. Angeblich sollen keine ordnungsgemäßen Personalpläne geführt werden, sogar von "Schwarzarbeit" war schon die Rede.

Zwecks Einschüchterung der KollegInnen bediene sich die Firmenleitung einer innerbetrieblichen Hierarchie von Vorarbeitern als „Unterdrückungsapparat“. Diese Typen würden wesentlich besser bezahlt als die KollegInnen und gäben den Druck von Oben auf ihre Art weiter. So brüstete sich der Eine der sechs oder sieben Vorarbeiter damit ein "zweiter Hitler" zu sein, und ein anderer gäbe damit an, bei einer illegalen „Nazi-Partei“ zu sein. Wieder ein Anderer habe gleich ein Hakenkreuz auf den Stimmzettel gezeichnet, als es um die Abstimmung über den Paragraphen 116 AFG (Anti-Streik-Paragraf) ging. Alle zusammen, wenn man mal von einer Ausnahme absieht, verdienten zudem gutes Geld durch Vermittlung von einer Art "Schwarzarbeit".

Fast müßig zu erwähnen, dass auch die Ausländerfeindlichkeit bzw. Rassismus hier nicht fehlt. "Fenster auf, hier stinkts" mussten sich einige türkischen KollegInnen vom Vorarbeiter anhören, als sie beim Personalbüro vorsprachen. Dieselben Vorarbeiter liefern dann der Geschäftsleitung mit ihren Behauptungen Vorwände für zahlreiche Abmahnungen und Kündigungsandrohungen gegen ArbeiterInnen, die sich entschieden sich für die Interessen ihrer KollegInnen einzusetzen. Von Prämien bis zu 2000,- DM für die Vorarbeiter ist die Rede.

Für solche Einschüchterungsversuche müssen angebliche Äußerungen oder Pausenüberziehungen sowie andere Vorwände herhalten, die jeglicher Stichhaltigkeit entbehren. In letzter Zeit wurden deshalb auch alle Prozesse gegen Abmahnungen gewonnen, die von den betroffenen KollegInnen geführt worden sind. Zahlreiche KollegInnen, circa 30, sind gezwungen vor dem Arbeitsgericht weiter zu klagen. Gegen die Verletzung des Kündigungsschutzes, "krumme Lohnabrechnungen", gegen ungerechtfertigte Abmahnungen und anderweitige Machenschaften der Geschäftsleitung.