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Revisionisten der NDO und GOG in Uelzen

Einleitung

Eine Aktion der "Autonomen Gruppe Uelzen" verhinderte ein Treffen von Neonazis und Revanchisten. Eine "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" (GOG) und eine "Notverwaltung des Deutschen Ostens" (NDO) wollten - wie schon mehrmals andere Ostpreußen-Vereinigungen zuvor - in dem örtlichen Gildehaus tagen. 30 AntifaschistInnen besetzten den Raum, verteilten Flugblätter und entrollten Transparente. Als die AntifaschistInnen der Aufforderung der angerückten Polizei, den Saal umgehend zu verlassen, nicht nachkamen, zerrten die Beamten einen Demonstranten heraus und stellten seine Personalien fest. Die BesetzerInnen entschieden sich daraufhin ihre Aktion vor dem Gebäude weiter durchzuführen, bis sie die Meldung erreichte, daß die Revanchisten auf einmal für die Betreiber des Gildehauses unerwünschte Gäste waren. Somit wurde die Veranstaltung verhindert.

Bild: Faksimile GOG-Publikationen

Die Übergänge zwischen Revanchisten und Neonazis sind hier fließend. Für eine "Arbeits- und Aussprachetagung" der GOG/NDO waren 1993 in Minden Christian Stoll (Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Oberschlesier Niedersachsen) und der Neonazi Udo Walendy (ehem. NPD Parteivorstand) als Referenten angekündigt.

Verwirrendes Geflecht von "Notverwaltungen" und „Ost-Grundeigentümern“

Unter den Namen sind immer wieder eine Vielzahl von Akteuren und Zirkeln quer durch Deutschland aufgetreten. Die Gruppierung war dabei mehrfach in sich zerstritten und gespalten. Eine GOG war zeitweilig in Bad Homburg zu erreichen, später galt Plön oder Kiel als Sitz der GOG.

Friedrich Wilhelm Teschemacher hatte Ende 1975/Anfang 1976 eine "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" in Plön als Verein registriert. Peter von Oelsen (Buchschlag) und Otto Schäfer (Eschborn) hatten im Sommer 1976 eine weitere "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" in Bad Homburg als Verein registriert. Später wechselten Hartwig Golf (Limburg) und Herbert Pietsch (Wiesbaden) in den Vorstand dieses Vereins.

Die frühste Gründung einer "Notverwaltung des Deutschen Ostens/Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" (NDO/GOG) wurde bereits auf 1969 datiert. Sie war damals ein loser Zusammenschluß diverser ultra-rechter und neonazistischer Aktivisten, die polnisches Land für (Groß)-Deutschland zurückerhalten wollen. In ihrem "Anzeiger" (angebliche Auflage 3000) waren neben revisionistischen auch antisemitische Texte zu lesen.

Im Oktober 1983 spaltete sich dieser Zusammenhang in eine Kieler Gruppe (ca. 50 Anhänger bundesweit) und eine Gruppe in Hessen auf. Zur Kieler Gruppe (ehem. "NDO/GOG Generalsekretariat") zählte auch der Funktionär der NPD-Jugend (Leiter des JN Kreisverband Segeberg) Ulrich Schwetasch, der im Februar 1984 eine NDO/GOG Sitzung in Bad Segeberg leitete.

Am 27. Oktober 1970 wurde die GOG/NDO per »Verfassunggebende Nationalversammlung des Deutschen Ostens« in Bonn (erneut) "offiziell" gegründet. Hierzu kamen immerhin ca. 2000 Vertriebene zusammen. Diese Veranstaltung von Fritz Münch und Bolko (Freiherr) von Richthofen (CSU) führte zur Gründung einer "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" (GOG) – hier mit dem Kürzel "e.V." für "eingetragener Verein".1

Münch war Professor an der Universität Bonn und später Leiter der Berliner Abteilung des Max-Planck-Institutes für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht, er war zudem in einem "Ausschuss für Politik und Völkerrecht" des "Bund der Vertriebenen" (BdV) und Berater der "Landsmannschaft Schlesien". 1972 kandidierte Münch für die NPD zu den Bundestagswahlen und schreibt zudem für die "National-Zeitung".

Das Bundesarchiv nennt in GOG-Geflecht auch Dr. Günter G. Hoffmann-Günther (geb. 1911).2 Dieser war als Legationsrat im Auswärtigen Amt im Jahr 1952 wegen Beihilfe zum Betrug und wegen Verstoßes gegen Devisengesetze angeklagt. 1957 folgte eine Verurteilung wegen Devisenvergehens zu zwei Jahren Haft. Nach einer späteren Tätigkeit als Industrieberater wurde er 1970 Mitgründer und Sprecher der „Gemeinschaft Ostdeutscher Grundeigentümer - Unabhängige Gemeinschaft heimattreuer Grundeigentümer im Gebiet jenseits Oder/Neiße und im Sudetenland“ (GOG). In den 1970er Jahren fuhr ein Rundfunksender 'Deutsches Reich' (Welle 102 UKW) auf einen Lieferwagen montiert durch Schleswig-Holstein. Günter G. Hoffmann (Hoffmann-Günther), dessen »Gemeinschaft Ostdeutscher Grundeigentümer« (GOG) und eine gleichnamige "Notverwaltung" traten auch hierbei in Erscheinung.3 . Noch 1971 trat der "Industrieberater" Dr. Hoffmann-Günther aus Buchschlag als Leiter einer „Gemeinschaft Ostdeutscher Grundeigentümer" (GOG) auf. Sein "Regierungssender Deutsches Reich" wurde im Oktober 1971 in Wiesbaden von der Polizei beschlagnahmt.

Lothar Greil (Windhaag bei Perg, Österreich) trat hingegen als stellvertretender Präsident der "Notverwaltung des Deutschen Ostens" (NDO) und Funktionär der Organisation "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Soldaten der ehemaligen Waffen-SS" (HIAG) in Erscheinung. Auch in der "Sozialorganische Ordnungsbewegung Europas" (SORBE) war er tätig.

In den 1970er Jahren wurde die "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" (GOG) gemeinsam mit der "Wiking Jugend" (WJ) und anderen ultra-rechten Gruppen in den "Freiheitlichen Rat" von DVU-Chef Gerhard Frey aufgenommen. Im März 1976 spaltete sich eine weitere GOG um Friedrich Wilhelm Teschemacher vom GOG Bundesverband ab. 1978 trat daraufhin eine "Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter - Bundesverband e.V." (GOG-BV) auf.

Ein "Anzeiger der Notverwaltung des Deutschen Ostens" publizierte die "Mitteilungen der Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter" (Bundesverband). Er erscheint ab 1971 zweimonatlich. Als HerausgeberInnen traten Annilise Schepke4 und ab Heft 75 Horst Ochmann5 und als Schriftleitung „Dr. H. Golf“ auf. Ein Hartwig Golf war seit 1965 Mitglied der NPD und rückte 1969 für die NPD in den Hessischen Landtag nach. Unter ganzem Namen schrieb er als Autor 1984 für die "Notverwaltung". Zeitweilig trat Michael Koll (Remagen) für die "GOG-Zirkelbriefe" und als Schriftleiter des „Anzeiger der Notverwaltung des Deutschen Ostens im Deutschen Reich" (Kiel) -  Zeitung der GOG/NdO - auf. Er wurde 1992 zu sieben Monaten auf Bewährung verurteilt: Er hatte ein antisemitisches Flugblatt verfaßt, das 1991 in Bonn verteilt worden war. Er bewegte sich in der deutschsprachigen "Revisionisten"-Szene um den Deutsch-Kanadier und Holocaust-Leugners Ernst Christof Friedrich Zündel und schrieb u.a. 1991 einen Bericht zum geplanten "Leuchter-Kongreß" in München. Der Text erschien in Zündels "Samisdat-Verlag".

Die Gruppe die vorgab sich für die "Rechte der Eigentümer von Grundstücken in den deutschen Ostgebieten" einzusetzen, publiziert nunmehr immer offener klassische Neonazipropaganda. Personen aus den GOG-Kreisen sollen möglicherweise auch als „Verein zur Erhaltung und Sicherung des ostdeutschen Privateigentums e.V.“ unterwegs sein.

  • 1Eine Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter e.V. Reichsverband (Plön) war als ein Unternehmen in Plön mit der zugeordneten Handelsregisternummer X1517R_VR471PL eingetragen.
  • 2Nachtrag Quelle: https://www.bundesarchiv.de/cocoon/barch/0001/z/z1960a/kap1_8/para2_143…
  • 3Vgl. Spiegel 40/1970, 11/1971
  • 4Nachtrag: Innerhalb der NPD wurde Anneliese Schepke als "mutige Einzelkämpferin der NPD" und "Gründerin und langjährige Vorsitzende" der "Gemeinschaft Ostdeutscher Grundeigentümer" benannt.
  • 5Nachtrag: Der VVN-BdA NRW beschreibt in seiner Broschüre "Grenzen auf für Deutschland?": Eine andere rechte Sumpfblüte des Revanchismus stellt die „Gemeinschaft Ost- und Sudetendeutscher Grundeigentümer und Geschädigter“, kurz GOG, um Horst Ochmann aus Groß-Wittensee dar. Diese Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, die „Rechte und Ansprüche der deutschen Bevölkerung aus den Ländern des deutschen Osten“ zu wahren. (…) Schriftleiter Horst Ochmann sei mittlerweile wegen „Volksverhetzung“ zu einer Geldstrafe verurteilt worden.