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"Am Rande des Wahnsinns"

Berliner Antifas für die Vorbereitungskoordination
Einleitung

"Am Rande des Wahnsinns" - Unter diesem mehrdeutigen Motto finden von Mitte August bis Mitte September 1993 mehrere Konzerte und Veranstaltungen in Brandenburg und Berlin statt.

Symbolbild: Txeng Meng pbk 2717 (min

; CC BY-NC 2.0, flickr.com)

Das Ziel der Reihe, die unter dem Untertitel »Kultur & Politik von unten - gemeinsam gegen rechts« steht, ist es zum einen, Jugendliche vorort, die mit rechten und neofaschistischen Gruppen sympatisieren, direkt anzusprechen und zu beeinflussen. Zum anderen, und dieser Punkt ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen, wollen wir den Aufbau und die Vernetzung antifaschistischer Strukturen vorantreiben.

Die Idee für »Am Rande des Wahnsinns« entstand direkt nach den Rostocker Pogromen: Die Hiflosigkeit kurzfristiger antifaschistischer Mobilisierungen und der hohe Anteil an sympathisierenden, den neonazistischen Kadern begeistert folgenden Jugendlichen unter dem rassistischen Mob in Rostock, gaben den letzten Ausschlag. Seit geraumer Zeit registrieren wir eine allgemeine reaktionäre Entwicklung der bundesrepublikanischen Gesellschaft nach dem Anschluß, die nicht von ungefähr mit einer gezielten, koordinierten und durchaus erfolgreichen Rekrutierung von Jugendlichen durch neofaschistische Organisationen einhergeht.

Gerade das Land Brandenburg ist ein Musterbeispiel, wie es etwa den inzwischen formal verbotenen Organisationen "Deutsche Alternative" (DA) und "Nationalistische Front" (NF) gelungen ist, z.B. in Kremmen, Henningsdorf, Königs-Wusterhausen, etc. Stützpunkte aufzubauen. Parallel dazu verläuft eine Politik von Bund, Ländern und Kommunen, die auf die Zerschlagung der Wirtschaft im Osten durch die Treuhand, den Abbau des sog. Sozialstaates und die Zerstörung kultureller und sozialer Netzwerke - etwa der Jugendklubs - setzt.

Kurz zusammengefaßt: Der gesellschaftliche Konsens etabliert sich zunehmend rechts; reaktionäre, autoritäre Verhaltensweisen gewinnen an Akzeptanz; linke, emanzipative Ansätze geraten in die Defensive. Das wollen wir ändern. Projekte, wie die Hamburger Tour »Etwas besseres als die Nation«, oder die für 1994 geplante Tour durch Brandenburg von BerlinerInnen, zeigen, daß wir mit unserem Ansatz nicht alleine stehen.

Seit Anfang diesen Jahres läuft dazu die konkrete Vorbereitungsphase. In dem Berliner Vorbereitungsplenum arbeiten verschiedene antifaschistische Gruppen und Einzelpersonen mit; seit März gibt es gemeinsame Treffen der BerlinerInnen mit Gruppen aus Potsdam- Babelsberg, Eberswalde, Bernau, Ketzin und Luckenwalde. Aus einem allgemeinen Konzept ist inzwischen ein relativ detalliertes Programm geworden, das von Diskussionsveranstaltungen mit antifaschistischen WiderstandskämpferInnen über Filmvorführungen bis hin zu Skateboard-Angeboten reicht.

Zentrale Punkte in allen Städten sind die Thematisierung der örtlichen wie überregionalen Faschostrukturen, antifaschistischer Widerstand sowie die Situation von Jugendlichen. Der Austausch mit Flüchtlingen ist angestrebt Wir versuchen, soweit wie möglich mit kommunalen und anderen Institutionen zusammenzuarbeiten, solange unsere Vorstellungen nicht beschnitten werden.

So wird es etwa in Bernau tagsüber ein Straßenfest geben, an dem sich neben der Antifa auch deutsch- ausländische Kulturvereine und andere örtliche Jugendverbände beteiligen wollen. Es ist ausdrücklich Programm, antifaschistische, linke Positionen breit in die Öffentlichkeit zu tragen und zu diskutieren. Dazu wird es vor und nach den Konzerten eine intensive Öffentlichkeilsarbeit geben.

Neben linken und eher »neutralen« Jugendlichen werden auch "rechte" Jugendliche Zutritt zu den Veranstaltungen haben, wenn sie auf politische Meinungsäußerung und ein Auftreten als Gruppe verzichten. Wir sind nicht bereit, zugunsten einer Verbreiterung unserer Zielgruppe antifaschistische, linke, emanzipative Inhalte zu verwässern. Aber wir wenden uns ebenso entschieden gegen eine rein auf die aktive linke Szene bezogene Politik. Wir begreifen »Am Rande des Wahnsinns« als einen Versuch, verschiedene Notwendigkeiten zusammenzubringen. Wir wünschen uns eine weitere langfristige Zusammenarbeit antifaschistischer Gruppen und Einzelpersonen. Angedacht ist eine Auswertung im Anschluß an die Reihe, um die gemachten Erfahrungen weiterzuvermitteln und Anknüpfungspunkte für die weitere politische Zusammenarbeit zu erarbeiten. usammen gehört uns die Zukunft!