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West-Berlin: Flugzeug-Abschiebung verhindert

Helmut B. (Betriebsratsvorsitz PAN AM) (Gastbeitrag)
Einleitung

Immer häufiger kommt es an Bord von Flugzeugen, in denen abgewiesene AsylbewerberInnen aus der BRD gewaltsam in ihre "Heimatländer" zurücktransportiert werden, zu heftigen Auseinandersetzungen. Piloten und Besatzungen wehren sich dagegen, zu Handlangern bundesrepublikanischer Behörden und Gerichte gemacht zu werden, deren Beschlüsse und Urteile in vielen Fällen für die Abgeschobenen Haft, Folter und Tod bedeuten. Die ÖTV beschränkt sich bis jetzt neben verbalen Protesten darauf, die „Frage unzmutbarer Hilfsdienste“ durch Gerichte klären zu lassen. Nicht nur in Lufthansa-Maschinen kommt es zu Auseinandersetzungen, sondern auch an Bord ausländischer Fluggesellschaften wie der PAN AM. Dazu nachstehender Auszug aus einer Rede des Betriebsratsvorsitzenden Helmut B. Der Firma PAN AM in der Betriebsversammlung am 28. Oktober 1987.

Pan Am Flugzeug
(Foto: Simon Butler, CC BY 2.0 Deed; flickr)

(Symbolbild von Simon Butler, CC BY 2.0 Deed; flickr)

Was uns gerade heute anzusprechen wichtig erscheint, ist der Wille und die Fähigkeit, die wir alle haben sollten: Probleme anderer zu den eigenen Problemen (zu) machen und mit allen, denen – aus welchem Grund auch immer - ein Leid zugefügt wurde, mitzuleiden.

Für einen Betriebsrat gehört diese Sensibilität zur Grundvoraussetzung und wir fordern euch auf, diesen Betriebsrat auch künftig vor allem daran zu messen. Natürlich duldet diese Einstellung keine Unterscheidung, ob Kollege oder Fluggast, Deutsche, Türken oder Palästinenser, und es versteht sich von selbst, dass da für keine gesetzliche Legitimation nötig ist und auch durch Gerichtsentscheide nicht verdrängt werden kann.

Unsere Anerkennung gilt deshalb der Kabinenbesatzung, die die Misshandlung eines abgeschobenen Asylanten, der wegen Mund- und Handknebeln stark blutete und von seinen Begleitern mit den Füßen unter den Vordersitz gedrückt wurde, nicht dulden wollten und bereit sind, vor der Staatsanwaltschaft auszusagen.

Unsere Bewunderung gilt der Cockpit und Kabinenbesatzung sowie dem Arzt, die am letzten Freitag zunächst die Abschiebung eines aus ein einem türkischen Gefängnis nach Berlin entflohenen Kurden nach Istanbul verhinderten.

Beschämt dagegen sind wir über diejenigen, die auch angesichts eines gequälten Menschen, dem ganz offensichtlich Todesangst im Gesicht steht, unfähig sind, Mitleid zu empfinden, sich zu ironischen Bemerkungen hinreißen lassen und nur ihren Dienstauftrag sehen so schnell wie möglich die Flugzeugtüren zu schließen.

Die Stewardess, die beim Anblick des verzweifelten Kurden geweint hat, imponiert jedenfalls wesentlich mehr und verdient unseren ehrlichen Beifall.

Die Kollegen und KollegInnen der PAN AM brauchen dringend unsere Solidarität.