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Transfeindlichkeit: Im Hass vereint

Kira Ayyadi (Beltower News)
Einleitung

Neonazis mobilisieren mit Hass – aber der Hass auf Geflüchtete funktioniert aktuell nicht mehr so gut. Eine weitere Hass-Gruppe muss her. Inspiriert aus den USA, stürzt sich die Szene mehr denn je auf das Thema Gender und Transfeindlichkeit, im Schulterschluss mit Verschwörungsgläubigen wie Querdenken – und auch etablierte Medien und vermeintliche Feminist*innen greifen das Thema auf. Eine gefährliche Melange.

(Triggerwarnung: Transfeindlichkeit)

Symbolfoto von Bildwerk Rostock

(Symbolfoto von Bildwerk Rostock)

Am 17. Februar 2022 sorgte die AfD im Bundestag wieder einmal für Empörung. Die Abgeordnete Beatrix von Storch (AfD), angeblich gemäßigt innerhalb der AfD, behauptete in einer Debatte zum Internationalen Frauentag, die Grünen-Abgeordnete und trans Frau Tessa Ganserer sei „biologisch und juristisch ein Mann“. Offenbar ist von Storch nicht in der Lage, die Entscheidung eines Menschen, als das Geschlecht zu leben, das ihr richtig erscheint, als persönliche Erfahrung zu akzeptieren. Die pure Existenz von trans Personen ist in von Storchs Weltbild eine Ideologie: „Die  Genderideologie gefährdet vor allem Frauen und Mädchen“, hetzt von Storch. Ohne Biologie gäbe es keine Frauen „und ohne Frauen auch keine Frauenrechte.“ Dann nannte von Storch Tessa Ganserer bei ihrem männlichen Namen und sprach sie fortlaufend in der männlichen Form an. Eine Rede, die zu Recht für Entsetzen sorgte, in der rechten und erzkonservativen Szene jedoch bejubelt wurde.

Feindlichkeit gegen vor allem weibliche trans Personen ist gesellschaftlich immer schon sehr weit verbreitet. Momentan beobachten wir jedoch, dass die extreme Rechte dieses Thema verstärkt aufgreift, um Hetze gegen die Gleichwertigkeit aller Menschen in die Gesellschaft zu tragen. Neu und bitter ist dabei der Dreh, den Hass auf trans Frauen mit Argumenten zu verbreiten, die ursprünglich aus einer radikal-feministischen Szene kommen und für die Gleichstellung der Geschlechter gemeint waren. So argumentierte auch Beatrix von Storch in ihrer Hetzrede gegen Ganserer: Sie zitiert transfeindliche Berichte in der Emma und verteidigte die britische Harry Potter-Autorin J.K. Rowling, die mehrfach gegen transFrauen Stimmung gemacht hatte. „Die Trans-Ideologie ist totalitär“, behauptet von Storch und raunt dabei von einer angestrebten Agenda, gegen die sich „das Volk“ zur Wehr setzen müsse.

Was meint die AfD-Politikerin? Laut von Storch könne Ganserer zwar „Rock, Lippenstift und Hackenschuhe“ tragen, bleibe aber dennoch ein Mann. „Und wenn er als solcher über die grüne Quote in den Bundestag einzieht und hier als Frau geführt wird, ist das schlicht rechtswidrig.“ Sie warf Ganserer vor, „als Frau verkleidet“ zu sein, und behauptete, hätte sich Robert Habeck als Roberta  bezeichnet, dann wäre er jetzt Bundeskanzlerin. Es geht also darum, einer trans Frau zu unterstellen, sie sei keine Frau, sondern inszeniere sich als solche aus unlauteren Motiven und zum eigenen Vorteil. Eine böswillige Unterstellung angesichts des Leids und des Aufwands, den Menschen in unserer Gesellschaft erdulden müssen, wenn sie ein anderes Geschlecht als das in ihrem Pass vermerkte leben wollen.

Thema Flüchtlingsfeindlichkeit zieht nicht mehr so gut

Über Jahre setzte die rechte Szene in Deutschland und international vor allem auf das Thema Flüchtlingsfeindlichkeit, Hass aus Migrant*innen oder auf Menschen, die nicht weiß sind - also Rassismus. In Deutschland zogen rassistische Aussagen besonders 2014 und 2015 stark, als PEGIDA und seine bundesweiten Ableger mit bis zu 25.000 angeblich nur „besorgten Bürger*innen“  angesichts schutzsuchender Menschen gegen „die Islamisierung des Abendlandes“ demonstrierten. Doch spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 scheint das Thema Rassismus für AfD und sogenannte „neue“ Rechte nicht mehr zu ziehen. Die Wahlergebnisse – mit Ausnahme einiger ostdeutscher Bundesländer – deuten auf einen Bedeutungsverlust der AfD hin. Die Rechtsradikalen brauchen ein neues Thema, mit dem sie Hass verbreiten und Angst schüren können. Schon immer gehören auch Anti-Geschlechtervielfalt-Argumentationen zum Rechtspopulismus und Rechtsextremismus - nur sind homosexuelle Männer selbst für die AfD inzwischen eine akzeptable Zielgruppe, wenn sie wenigstens Islamfeinde sind.

Was tun? Der Hass konzentriert sich auf nonbinäre Personen, die sich weder als gänzlich weiblich noch gänzlich männlich betrachten und vor allem trans Personen, also Personen, bei denen das Geschlechtsempfinden von dem bei der Geburt zugeschriebenen Geschlecht abweicht. Wobei sich der Hass überwiegend an transFrauen abarbeitet. Hier verbindet sich das Festhalten an althergebrachten und traditionellen Geschlechter- und Familienbildern mit Misogynie. Erstaunlich dabei: Es werden Rollenbilder verteidigt, deren sich die Rechtspopulist*innen und Rechtsextremen selbst nicht so sicher zu sein scheinen. Warum sonst müsste sie die pure Existenz von Menschen, die sich nicht in der Zweigeschlechtlichkeit wiederfinden, als Gefahr ihres gesamten Konzeptes wahrnehmen?

Vorbild USA

Aufgegriffen hat die deutsche Rechte ihr neues Hass-Themenfeld aus den USA. Auch hier gab es den Wandel vom Hass gegen die Gay-Community zum Hass auf trans Personen. In der Alt-Right in den USA, wie auch in Deutschland, gibt es einige zentrale schwul- lesbische Akteure. Genau wie im Bereich Rassismus, wo Personen, die von Rassismus betroffen sind, ebenfalls Rassismus verbreiten können, können auch Menschen, die von LGBTQ*-Diskriminierung betroffen sind, selbst queerfeindlich diskriminieren. Ein internationales Beispiel ist hier etwa die „LGB Alliance“, ein Zusammenschluss von Lesben, Schwulen und Bisexuellen, die explizit nur ein drei-Buchstaben-Akronym verwenden, um unter anderem transMenschen auszuschließen, also das „T“. Es sind homosexuelle Aktivist*innen, die gegen Queerness eintreten. Die Gruppe hat auch einen deutschsprachigen Ableger, der jedoch bisher primär auf Twitter agiert. Auch die meisten homosexuellen rechtsextremen Aktivist*innen betrachten sich als explizit nicht queer. Sie erleben Homofeindlichkeit bis zu Gewalt, wollen aber trotzdem andere Geschlechtsidentitäten abwerten.

Grooming als Kampfbegriff gegen LGBTQ*

Zur neuen Feind-Markierung kommen neue abwertende Begrifflichkeiten: Das lange Zeit gepflegte Lügen-Narrativ, um Hass über Homosexuelle, vor allem schwule Männer, zu verbreiten, lautete: Sie seien überwiegend pädophil. Aktuell wird verstärkt die Gefahr des Grooming mit trans Identitäten in Verbindung gebracht. Als Grooming (zu Deutsch sinngemäß Anbahnung) wird die gezielte Kontaktaufnahme Erwachsener mit Minderjährigen in Missbrauchsabsicht bezeichnet, indem stufenweise ihr Vertrauen erschlichen wird. Im Internet ist Grooming vor allem eine reale Gefahr für junge Menschen. In jüngster Zeit wird in den USA jedoch häufig in rechten Kreisen vor Grooming-Versuchen durch trans Personen und Homosexuelle gewarnt. Damit will die rechte Szene implizieren, dass die LGBTQ*-Community und besonders trans Personen pervers seien und eine Gefahr für Kinder darstellten. Besonders in den USA ist der Begriff ein Kampfbegriff der Alt-Right geworden, um Homofeindlichkeit zu verbreiten, Menschen zu dehumanisieren und zu kriminalisieren. Eine führende Rolle nimmt in der Hetze gegen trans Personen dabei der US-Fernsehsender Fox-News und seine Moderator*innen ein, aber auch weitere Alt-Right-Aktivist*innen und republikanische Politiker*innen.

TERF

Viele der Argumente gegen trans Personen übernimmt die rechte Szene dabei aus einem angeblich feministischen Lager, dass auf verdrehte Weise aber nicht progressiv und auf Gleichwertigkeit zielend, sondern diskriminierend agiert. Sogenannte TERFs („trans exclusionary radical feminists“, zu Deutsch: Feminist*innen, die trans Menschen ausschließen) verstehen sich selber zwar als feministisch, agieren jedoch transmisogyn. Bekannte Vertreterinnen sind etwa die Autorin J.K. Rowling oder die Aktivistin Alice Schwarzer und ihr Magazin Emma. Erkennungssymbol auf einigen Social Media-Plattformen ist ein Kiwi-Emoji. Weil Kiwis Früchte mit getrennten männlichen und weiblichen Blütenständen sind, werden sie Symbol für den Glauben an eine binäre Geschlechterordnung verwendet. TERFs glauben, dass die Akzeptanz von trans Frauen und der Kampf für ihre Rechte zulasten von cis Frauen gehe. Die Ablehnung von Trans-Rechten innerhalb des TERF-Lagers geht so weit, dass einige deutsche Aktivistinnen nur noch die AfD als einzig wahre Partei für die Verteidigung radikal feministischer Forderungen ansehen – absurd angesichts des traditionellen und frauenfeindlichen Geschlechterbildes der Partei.

Im extrem rechten Milieu werden weiße Frauen als wandelnde Gebärmütter gesehen, die dazu bestimmt sind, die angeblich sinkenden Geburtenraten der „weißen Rasse“ zu stoppen. Nicht-weiße Frauen werden als Bedrohung und Groteske dargestellt, denen nur mit gewalttätiger Misogynie zu begegnen sei. Eine traditionelle Frau soll keusch und unterwürfig sein und dem Mann hörig. In diesem völkischen Verständnis werden aufbrechende Geschlechtervorstellungen als große Gefahr wahrgenommen.

Neue Allianz mit Verschwörungsgläubigen wie „Querdenken“

Im Zuge der Coronavirus-Pandemie begannen auch vermehrt Verschwörungs-Propagandist*innen das Thema Trans und Gender zu entdecken, um so Ängste zu schüren. Auf dem Blog Gegneranalyse ist die Rede von einer „unerwarteten Allianz“, sowohl zwischen den Akteur*innen als auch beim Betrachten der Argumentationsmuster. Die Ablehnung von Gender und Trans innerhalb des extrem rechten Milieus wurde mit inhaltlichem Bezug zur Pandemie in Pandemieleugner*innen-Debatten überführt und mit Argumenten aus dem verschwörungsideologischen Umfeld angereichert und findet so einen neuen Weg in weitere Teile der Gesellschaft.

Der vermeintliche Kinderschutz

Ein zentraler Begriff in dieser Debatte ist  eine angeblich existente „Genderideologie“. Durch die Verwendung des Begriffes „Ideologie“ entstehen Assoziationen mit totalitären Systemen, was wiederum den Boden für Verschwörungsmythen bereitet. Eine Ideologie will jemand einführen, verbreiten, durchsetzen. Wer? Das erfüllt die Verschwörungsszene mit ahnungsvollem Raunen. Sehr häufig kommen die LGBTQ*-feindlichen Argumente als vermeintlicher Kinderschutz daher, auch bei den Pandemieleugner*innen. Die Rede ist dann von „Frühsexualisierung“ oder „Umerziehung“. In antifeministischer Manier wird hier die Sorge bereitet, dass die reine Existenz einer sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt oder Aufklärung zum Thema Jugendliche bedrohen könnte - oder sogar den Wunsch in ihnen wecken könnte, selbst queer zu leben. Auch das homo- und transfeindliche Bündnis „Demo für alle“ schlägt in diese Kerbe. „Transgender“ sei „ein gefährlicher Hype, der unsere Kinder und Jugendliche bedroht“ behauptet das rechte Bündnis auf ihrer Website. Eine solche Argumentation ist natürlich nur möglich, wenn Transgeschlechtlichkeit nicht als Realität anerkannt wird, sondern wie eine Meinung erscheint, die man bewusst und willentlich an- oder ablegen könnte. „Demo für Alle“ war zunächst bei der „Zivilen Koalition e.V.“ angesiedelt, die von Beatrix von Storch mit ins Leben gerufen wurde.

Seit jeher bezieht sich die extreme Rechte auf vermeintlichen Kinderschutz, um ihre diskriminierende Propaganda zu verbreiten und ihren Hass gesellschaftsfähig zu machen. Der vermeintliche Schutz der Kinder und Familien funktioniert hier als verbindendes Element von „Corona“ und „Gender“. Zu beobachten ist das auch an verschiedenen verschwörungsideologischen Elternorganisationen.

Verschwörungsideologien

Das Verschwörungsnarrativ einer angeblichen „Genderideologie“ wird im verschwörungsideologischen Umfeld von "Querdenken" etwa von Bodo Schiffmann bespielt. Mitte Mai 2022 sprach etwa der „Schwindelarzt“ Schiffmann via Audio-Botschaft auf einer Querdenken-Demonstration in Hannover: „Frühsexualisierung und Transsexuelle-Gehirnwäsche sind das neue Ziel einer von jeder menschlichen Ethik entrückten selbsternannten Elite.“ Einige Impfgegner*innen behaupteten, dass mit dem Covid-Impfstoff die DNA verändert würde, um Menschen trans zu machen. Eine Elite wolle den sogenannten „Transgenderismus“ etablieren, um die Heteronormativität zu delegitimieren. Dahinter steckt der völkische Gedanke, dass alles was nicht in das klassische Rollenmodell passt, schädlich für das Überleben des Volkes sei, da die Reproduktion des Nachwuchses gefährdet sei.

Cui bono? Denkt man die verschiedenen Verschwörungserzählungen zu Ende, endet man meist da, wo man immer landet: bei den „bösen Juden“, jene, die die Strippen in der Welt zögen. So würde etwa der jüdische Milliardär George Soros versuchen, große Teile der Menschheit in trans Personen umzuwandeln, wissen Verschwörungseinträge im Internet. Vor allem geht es aber um Männer, die eine Transformation zur Frau machen, oder gemacht haben. Soros und andere angeblich satanische Eliten, so die Verschwörungserzählung, wollen dafür sorgen, dass weiße Männer verweiblicht werden. Dahinter stecke angeblich die Idee der Ausrottung des weißen Volks, weil keine weißen Kinder mehr gezeugt würden. Diese Erzählung ist damit eingebettet in die Verschwörungserzählung des „Großen Austausches“. Diese wahnhafte Ideologie besagt, dass „geheime Mächte“ daran arbeiteten, die völkisch-rassistisch definierte einheimische Bevölkerung auszutauschen. Dies geschehe einerseits über Migration und Fluchtbewegungen und andererseits über den „Volkstod“, vorangetrieben durch die sogenannte „Genderideologie“, weil durch homosexuelle und queere Personen kaum Kinder mehr gezeugt würden.

Jürgen Elsässer schrieb im Juli 2021 in einem Text für das extrem rechte Magazin „Compact“ etwa von „Transhuman und transgender“ als Krieg der „Satanisten“ gegen den Homo sapiens. Er meint damit die Auslöschung der menschlichen Biologie.

Reaktionäre Narrative halten Einzug in öffentliche Diskurse

Besorgniserregend ist auch, dass das Thema immer stärker Einzug in klassische Medien findet. So veröffentlichte beispielsweise die Welt Anfang Juni 2022 einen Artikel zum Thema, verfasst von fünf Wissenschaftler*innen: „Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen“. Weil öffentlich-rechtliche Medien über geschlechtliche Vielfalt informieren oder sie auch einfach abbilden, wird hier vermutet, es sei die vermeintliche „Transgender-Ideologie“ am Werke, die alle Kinder erst auf den Gedanken bringen wolle, Menschen könnte etwas anderes sein als heterosexuell. Die Biolog*innen und Mediziner*innen, die den Artikel verfassen, sehen darin eine „bedrohliche Agenda“, schüren also auch Ängste, dass Sexualität nicht angeboren, sondern erlernt sei, und so zu leicht zu manipulieren.

Die vielen Menschen, die über Jahrhunderte aufgrund ihre Homo- oder Transsexualität verfolgt, verletzt oder ermordet worden sind oder sich umgebracht haben, weil sie gesellschaftlichen Geschlechterbildern nicht entsprachen, reichen ihnen als Gegenbeleg ihrer Auswahl-These nicht. Eine der Autorinnen des Welt-Artikels ist die Biologiedoktorandin Marie-Luise Vollbrecht. Sie sollte am 2. Juli 2022 im Rahmen der langen Nacht der Wissenschaft einen Vortrag an der Humboldt Universität in Berlin zum Thema „Geschlecht ist nicht gleich Geschlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie nur zwei Geschlechter gibt“ halten. Nachdem es zu Protest gegen diesen Vortrag kam, wurde er schließlich abgesagt. Vollbrecht wurde als Opfer „linker Cancel Culture“ inszeniert und sprach gegenüber Bild von einem „Einknicken vor radikalen, gewaltbereiten Aktivisten“.

Die einseitige Berichterstattung über den abgesagten Vortrag von Vollbrecht gipfelte dann darin, dass ein Beitrag des rbb Parallelen zog zwischen Protesten von queeren Menschen gegen den Vortrag und den Bücherverbrennungen zur Nazi-Zeit. Laut rbb vergleichbare Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit. Seit der Veranstaltungsabsage der Humboldt-Universität hat Marie-Luise Vollbrecht ein ideologisch transfeindlich motiviertes Unterstützer*innen-Umfeld. Dieses besteht aus Personen, die sich ansonsten politisch durchaus spinnefeind sind, aber sobald es um den Hass gegen trans Personen geht, ihre Differenzen auch beiseitelegen können.

Die Diskussionen um angebliche „Cancel Culture“ und Wissenschaftsfreiheit zeigen, wie antifeministische Strategien funktionieren. Selbst in Kontexten, die sich als feministisch verstehen, findet der Schulterschluss mit rechtspopulistischen und extrem rechten Akteur*innen über Queerfeindlichkeit statt. Spezifisch dabei ist immer wieder der Hass und Gewalt gegen trans Frauen und trans feminine Personen.

Selbstbestimmungsgesetz

Der Hass und die Hetze gegen trans Personen ist in Deutschland in allen rechten Lagern zu finden - von der AfD, über rechte, angeblich „alternative Medien“, rechtsextreme Troll-Communitys, Neonazi-Gruppen bis hin zu klassischen konservativen Medien. Und er scheint sich umso virulenter zu verbreiten, je mehr andere, größere Teile der Gesellschaft akzeptieren, dass jede*r lieben darf und leben darf, wie sie es möchten.

Bis Ende des Jahres soll im Bundeskabinett das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet werden. Ende Juni 2022 wurden bereits sogenannte Eckpunkte für das Selbstbestimmungsgesetz vorgestellt. Demnach soll jeder Mensch selber über sein Geschlecht entscheiden können und entsprechende Änderungen im Ausweis ohne Entwürdigungen vornehmen können. Bisher müssen dafür zwei psychiatrische Gutachten eingeholt werden und betroffene Personen müssen dabei sehr intime Fragen beantworten, zum Beispiel zu ihrem Masturbationsverhalten. Die Gutachten kosten mehr als 1.000 Euro und das Verfahren dauert Monate. Schon jetzt machen deutsche Rechte, Fundamentalist*innen und TERFs gegen den Gesetzesentwurf mobil.

Das Pochen auf Wissenschaftsfreiheit und der Aufbau eines schlicht nichtexistierenden Bedrohungszenario durch „Wokeness“, „der Abschaffung von Geschlecht“ und „Transideologie“ sind längst Instrumente menschenfeindlicher demokratiegefährdender Rhetorik und Politik geworden. Transfeindliche Feminist*innen, genau wie (extrem) rechte Aktivist*innen nutzen dieses Geraune um vermeintlich für Wissenschaftsfreiheit und den Schutz traditioneller Werte zu kämpfen. Die direkten Folgen für die Attackierten sind schon längst als tatsächliche Bedrohungen und Gewalterfahrungen spürbar.