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USA: Neonazi, Waffenfanatiker, Psychopath – oder von allem ein bißchen?

Max Böhnel (New York)
Einleitung

Der Name des Schützen, der beim Schulmassaker am 14. Februar 2018 in Parkland (Florida) siebzehn Menschen erschoss, ist wenige Tage nach der Tat wieder in Vergessenheit geraten. Dasselbe gilt für die Suche nach Hintergrund und Motiv, die den 19-jährigen Nikolas Cruz dazu bewegt haben könnten.

Bild: Screenshots Social Media

Nikolas Cruz präsentierte sich online auch mit „Make America Great Again“-Basecap.

Nach seiner Festnahme gestand Nikolas Cruz die Tat. Er sitzt in Untersuchungshaft. In den Vordergrund der Medienberichterstattung sind dagegen die Reaktionen der Trump-Regierung, der Waffenlobby „National Rifle Association“ (NRA) und der überlebenden SchülerInnen der Majory Stoneman Highschool getreten. Letztere sind mit ihrer Organisierung gegen die NRA zu einem landesweiten Hoffnungsschimmer geworden. Mitte März 2018 haben auf ihre Anregung hin in zahlreichen US-Bundestaaten symbolische Highschool-Streiks stattgefunden.

Am Tag nach der Tat schien die Befürch­tung von einem rechtsextremen Blutbad bestätigt, nachdem die Anti-Defamation League (ADL) in einer Erklärung die Verbindung von Nikolas Cruz zur obskuren rassistischen „Republic of Florida“ behauptete, und zahlreiche Massenmedien diese „Meldung“ übernahmen. Nur Stunden später entpuppte sich die angebliche Verbindung als erfunden – von Mitgliedern eines Alt-Right-Onlineforums, die JournalistInnen und Medien vorführen wollten.

Nach Aussagen von Nachbarn, Mitschü­lerInnen und Behörden fiel Nikolas Cruz schon vor Jahren als Außenseiter mit einem extrem aggressiven und erratischen Verhalten auf. Seine Adoptivmutter, die im vergangenen November an einer Lungenentzündung starb, hatte in den davor liegenden Jahren zwei Dutzend Mal die Polizei verständigt, unter anderem weil Cruz sie und seinen Bruder mit einer Waffe bedroht hatte. Auf Instagram präsentierte er sich mit Messern, Revolvern, getöteten Tieren und der Tatwaffe, dem im Februar 2017 legal erworbenen AK-15-Gewehr. Mehrmals kündigte er in Chatrooms und als Kommentar unter einem Youtube-Video an, er werde zum „school shooter“.

Dass Cruz nicht nur von Waffen besessen ist und unter einer Persönlichkeitsstörung leidet, sondern auch eine deutlich extrem rechte Gesinnung trägt, bestätigten die Behörden nach der Analyse seiner Online-Aktivitäten. Auf mehreren einschlägigen Foren befürwortete er Morde an MexikanerInnen, Schwarzen, Juden, LGBTQ-Menschen und Frauen. Angeblich hatte Cruz in jedes Munitionsmagazin, das er bei dem Massaker benutzte, ein Hakenkreuz geritzt. Dass er in neofaschistischen Netz­werken fest organisiert war, ließ sich  jedoch nicht erhärten.