Skip to main content

1989: Extreme Rechte in Westeuropa

Einleitung

Das Jahr 1989 hat mit einem vorher nicht für möglich gehaltenen Wahlerfolg der extrem rechten „Die Republikaner“ (REPs) in Westberlin begonnen und mit einem gestärkten „Front National“ in Frankreich geendet. Wie sieht es in den anderen Ländern Westeuropas aus?

Foto: Fotocollectie Nationaal Archief/Anefo/Rob Bogaerts; CC BY-SA 3.0 NL

Hans Janmaat von den "Centrum Democraten" in Holland.

Der neofaschistische italienische „Movimento Sociale Italiano“ (MSI), hat nicht viel von den neuen Methoden der REPs und des französischen 'Front National' (FN) gelernt. Nach dem Tod des Ex-Mussolini Ministers und charismatischen Führers der Partei, Giorgio Almirante, befindet sich die Partei im internen Streit und auf europäischer Ebenen wurde sie aus der 'Euro-Rechten' von den REPs und FN ausgeschlossen.

In Skandinavien bleibt die extrem rechte Bewegung bisher klein und schwach. Die angesehene rassistische "Fremskridtspartiet" (Fortschrittspartei) von Mogens Glistrup und Pia Kjærsgaard hat in Dänemark und Norwegen mit ihrer ausländerfeindlichen Propaganda die „Danmarks Nationalsocialistiske Bevægelse“ (Dänisch-National Sozialistische Bewegung) von Povl Heinrich Riis-Knudsen kalt gestellt. Die rechte Partei der "Sverigedemokraterna" (Schwedendemokraten) hat bisher noch keinen großen Einfluß auf Landesebene.

Nur in Belgien hat die (extreme) Rechte große Erfolge bei den Wahlen erzielt. Der Vorsitzende des „Vlaams Blok“ Karel Dillen sitzt nun mit den REPs und dem FN bei den Straßburger 'Euro-Rechten'. Seine Partei bekam im flämisch sprechenden Antwerpen 22 Prozent der Stimmen. Im Nachbarland Holland sitzt ab September letzten Jahres der langjährige Politiker der extremen Rechten Hans Janmaat (eigentlich Johannes Gerardus Hendrikus Janmaat) für die „Centrum Democraten“ (CD) im Landesparlament. Beobachter aus Holland berichten, daß jedoch die steigende rassistische Gewalt und Neonaziskinhead-Angriffe ein viel größeres Problem seien.

In England ist die extrem rechte Szene um eine aktive Organisation ärmer geworden. Der Flügel der 'National Front' (NF), der sich als Organisation von  'politische Soldaten' verstand, unterhielt Verbindungen nach Lybien, Belfast und Wales. Die Gruppierung trat auch als "The Third Way" auf und wurde von Neonazi-Aktivisten um Nick Griffin, Patrick Harrington, Phil Edwards und Derek Holland geprägt. Teile der Organisation waren in die internationale extreme rechte Terrorszene verstrickt. Nicht zuletzt durch die Enthüllungen der britschen Antifa-Zeitung „Searchlight“ mußte die "National Front" jedoch diverse Niederlagen einstecken. Aufgedeckte Geheimdienstkontakte führender Mitglieder zum Britischen Abwehrdienst MI6 brachten die Partei in Schwierigkeiten. Von 2.000 Mitgliedern zerstrit sich die Partei auf zum Schluß 50 Mitglieder herunter.

Doch wenn wir uns heute Westeuropa ansehen, müssen wir die Gefahr feststellen, daß die Erfolge der rechten Parteien in Frankreich und der BRD Vorbilder für eine Massenmobilisierung in anderen Ländern darstellen. Das könnte die rechten AktivistInnen in die Lage versetzen das erste Mal seit den 1930er Jahren wieder auf eine wirkliche Massenbasis zurückgreifen zu können. Ohne Zweifel sind davon auch die militanten Flügel der Neonaziszene beeindruckt, wie die FAP, Wiking Jugend und die NF in der BRD und Westberlin. Diese Tatsache kann womöglich auch die überraschende Absage der geplanten Gewaltaktionen um den 20. April 1989, dem 100. Geburtstag Adolf Hitlers, erklären.