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Ein Zentrum der NF in Bielefeld

Einleitung

Ende letzten Jahres wurde in Bielefeld ein Neonazi-Zentrum der Neonazi-Partei "Nationalistische Front" (NF) eröffnet, wo seitdem regelmäßig bundesweite Neonazi-Treffen stattfinden.

NF Nazis vermummt

Besitzer des Bundeszentrums der NF ist ihr "Generalsekretär" Meinolf Schönborn. Der Kaufpreis sollen rund 186.000 D-Mark gewesen sein. Seit der Eröffnung des Neonazi-Treffpunktes nahmen die gewalttätigen Neonazi-Aktivitäten in der Region zu:

- eine "Antifa Konferenz" der Jusos in Gütersloh wurde überfallen

- ein jüdischer Friedhof wurde verwüstet

- eine Passantin wurde aus dem NF-Haus mit einer Stahlkugel beschossen

- beim „Internationalen Begegnungszentrum" wurden die Scheiben eingeworfen

- … und vieles mehr

Auch West-Berliner NF-Neonazis tobten sich öfters am Rande dieser Treffen aus.

Bei den Nachbarn stellte sich die NF als die „lieben Jungs von nebenan“ dar, gleichzeitig verteilten sie massiv ihre Propaganda an Jugendliche und luden sie in das Zentrum ein, um sie für ihre Organisation zu rekrutieren.

Das Haus in der Bleichstrasse hat seine eigentliche Bedeutung aber vor allem als überregionaler Teffpunkt. Zu diesem Zweck haben sich die Neonazis dort einen Versammlungsraum ausgebaut - der ganze Komplex ist verbarrikadiert, mit Stacheldraht gesichert und mit Hunden und Wachen geschützt.

Sie haben allen Grund dazu. Mit den zunehmenden Neonazi-Aktivitäten formierte sich auch der Widerstand dagegen. Es gab und gibt Demonstrationen, so am 8. Mai 1987 als 6.000 Menschen auf einer breiten Bündnis-Demonstraion gegen das NF-Zentrum protestierten, eine Nachbarschaftsinitiative wurde gegründet und der Stadtrat erließ aus „baurechtlichen“ Gründen ein Versammlungsverbot in dem Neonazi-Zentrum.

Mit der Zeit jedoch stellte sich heraus, dass das Verbot eine leere Drohung war, da Stadtrat und Polizei nichts für die Durchsetzung unternahmen.

Außerdem gab es auch einige Versuche das Haus und seine bewaffneten Bewacher militant anzugreifen, so auch Ostern, als sich 150 Neonazis zum "Hitler-Geburtstag" versammelt hatten und zwei Brandsätze Richtung Haus geschleudert wurden, die das Ziel jedoch verfehlten. Auf diesem Ostertreffen hing ein Transparent aus dem Fenster auf dem die Verbundenheit von NF und FAP ausgedrückt wurde. Zwischen beiden Organisationen hat sich eine rege Zusammenarbeit entwickelt, in der Bleichstraße sind von FAP-Mitglieder die Waffen von der Polizei abgenommen worden. Außerdem tagte im Mai eine „Deutsche Frauen Front“ (DFF) im "Nationalen Zentrum"1 . (Im Bericht wird die Abkürzung „DFF“ als Frauenorganisation der FAP bezeichnet, das Kürzel DFF nutzte die „Deutschen Frauenschaft“ der GdNF um Ursula Müller, diese DFF teilte sich in zwei Flügel. Nach deren Spaltung wurde eine „FAP-Frauenschaft“ um Maria-Luise Süß-Lindert als stellvertretenden „Frauenführerin” auf Bundesebene gegründet)2 .

Ferner bietet sich NF als Vermittler für die zerstrittenen Flügel der FAP an. Am 27. Juni 1987 sollte unter Leitung von NF-Chef Meinolf Schönborn in der Bleichstrasse ein Vermittlungsgespräch zwischen den rivalisierenden Flügeln von dem Kühnen-Anhänger Christian Worch und dem niedersächsischem FAP-Vorsitzenden Volker Heidel und Jürgen Mosler stattfinden.

Auch in Berlin-West arbeiten die beiden Organisationen eng zusammen, z.B. bei gemeinsamen Flugblattverteilungen als „Deutsche Jugendinitiative Berlin“ (DJI). In West-Berlin gilt Andreas Pohl als Anführer der NF-Strukturen.

Die Stadt Bielefeld und der Landessportbund haben die Neonazis seit drei Jahren finanziell unterstützt. Bereits im Sommer 1984 gründeten bekannte Neonazis den „Allgemeiner – Sport - Verein Bielefeld“ (ASV)3 . Der ASV durfte städtische Räume und Geräte benutzen und bekam circa 1000 DM Zuschuss. Nach Veröffentlichung dieser Tatsache sind dem ASV Räume und Gelder von der Stadtverwaltung gestrichen worden.

Die verschiedenen Widerstandsformen, die permanent stattfinden, haben Wirkung gezeigt: Die Aktivitäten der Neonazis nach außen sind eingeschränkt worden. Da von den staatlichen Stellen nur halbherzig gegen das gegen das NF-Zentrum vorgegangen wird, sind die Betroffenen in Bielefeld und Umgebung auf ihre eigene Kraft angewiesen, um die Neonazis zu vertreiben.

Die NF trat auch in Berlin-Spandau mit Flugblättern zu den Themen „Freiheit für Rudolf Hess“ oder „Stopp der Rodung in Gatow“ auf. An den Schulen verteilt sie die Zeitung „Klartext“. Jedes Mitglied der NF zahlt 5 Prozent vom Bruttolohn als Beitrag. Vergünstigungen gibt es für Schüler, Lehrlinge, Arbeitlose usw. Die Mitglieder müssen ihre Lohnstreifen vorlegen und die NF bezeichnet ihre Finanzregelung als einen ersten „Auslesefaktor“. Außerdem residierte in der Bleichstrasse der von Schönborn gegründete »Klartext-Verlag«, der als ein Neonazi-Musik-Verlag, die NF mitfinanziert.4

  • 1Die DFF ist die Nachfolgeorganisation des „Mädelbund“ der verbotenen Aktionsfront Nationaler Sozialisten / Nationale Aktivisten (ANS/NA). Ursula Müller, Vorsitzende seit 1984, wird 1988 wegen ihrer Stellungnahme gegen Michael Kühnen in der Homosexualitätsdebatte ausgeschlossen. Ursula Worch wird ihre Nachfolgerin. Sie bezeichnet sich aber weiter als DFF-Führerin und gibt zusammen mit Maria-Luise Süß-Lindert (Familie Malcoci) einige Parallelnummern der Kampfgefährtin (Zeitschrift der DFF) heraus.
  • 2Deren „Mädelbrief“ erscheint in Folge der ersten Spaltung der „Deutschen Frauenschaft“ (DFF) als Organ der neu gegründeten FAP-Frauenschaft. Schriftleitung 1988: Sabine Heidel.
  • 3Eingetragen in Nordrhein-Westfalen am Amtsgericht Bielefeld (VR 2252). Vorstandsmitglieder: Edgar Arnstedt und Michael Schubert.
  • 4Nachtrag: Der „Klartext-Verlag" von Schönborn - nunmehr in Augustdorf bei Detmold (Kreis Lippe) ansässig - gab zuvor bereits die Neonazi-Publikation „Klartext" heraus. Teils für die NPD-Jugend, später dem „Förderkreis Junges Deutschland“, nunmehr vor allem für NF-Propaganda. Ein „Förderkreis Junges Deutschland" wurde 1982 von der Jugendorganisation der NPD Ostwestfalen gegründet. Ein Förderkreis junges Deutschland Wuppertal e.V. 1988 als Verein eingetragen.