
Hannover – Neonazigewalt mit Folgen
In Hannover wurde ein Antifaschist bei einem Überfall durch Neonazis - größtenteils rechte Skinheads - lebensgefährlich verletzt. Zielscheibe des Angriffs war das Sprengel-Gelände, wo Hausbesetzer ein selbstverwaltetes Jugendzentrum aufbauen.
In Hannover wurde ein Antifaschist bei einem Überfall durch Neonazis - größtenteils rechte Skinheads - lebensgefährlich verletzt. Zielscheibe des Angriffs war das Sprengel-Gelände, wo Hausbesetzer ein selbstverwaltetes Jugendzentrum aufbauen.
Neonazitreffen und Mordversuch in Fladungen-Leubach und Fulda
Nach Fulda lud am 31. Dezember 1987 die militante Neonazi-Szene der „Wiking Jugend“, der „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) – etwa der „Gauführer“ Volker Heidel - und der „Nationalistischen Front“ (NF) zu einer „Mahnfeier“ ein. Neonazis aus den Niederlanden, der Schweiz und Österreich sind dann in der Silvesternacht - nach einem Verbot ihrer vier sogenannten „Mahnfeuer an der DDR–Grenze“ in der hessischen Rhön - ins bayerische Unterfranken ausgewichen.
Am 31. Dezember 1987 kam es nach einer „Mahnfeier“ von Neonazis im bayerische Unterfranken zu einem Überfall auf linke DemonstrantInnen.

Hausdurchsuchungen wegen ANS/NA Fortführung
Am Mittwoch, dem 2. März 1988, durchsuchte die Polizei an 61 Orten der BRD 92 Wohnungen. Laut Angaben der Polizei richteten sich diese Razzien gegen die Fortsetzungsorganisation der bereits 1983 verbotenen ANS/NA (Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten) von Michael Kühnen.
Am Mittwoch, dem 2. März 1988, durchsuchte die Polizei an 61 Orten der BRD 92 Wohnungen. Laut Angaben der Polizei richteten sich diese Razzien gegen die Fortsetzungsorganisation der bereits 1983 verbotenen ANS/NA (Aktionsfront Nationaler Sozialisten/Nationale Aktivisten) von Michael Kühnen.
(Bild: FAP-Wahlwerbung/Screenshot YouTube)

Helmut Kohl rechtsaußen?
Wie u.a. die Wochenzeitung „Die Wahrheit“ (Wien) am 8. Februar 1988 berichtete veröffentlichte der Bundeskanzler Kohl seine politischen Ansichten in dem (extrem) rechten Blättchen „MUT“ ("Das Nationaleuropäische Magazin"). Deren Herausgeber Bernhard Christian Wintzek war in den 1970er Jahren als einer der Hauptinitiatoren der neonazistischen „Aktion Widerstand“ bekannt geworden und kandidierte bei der Bundestagswahl 1972 für die NPD.
Der Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) veröffentlicht seine politischen Ansichten in dem (extrem) rechten Blättchen „MUT“ ("Das Nationaleuropäische Magazin").
(Bild: Faksimile aus "Rechtsdruck" Dietz-Verlag/MUT-Prospekt)
Antifaschismus & Antirassismus in Westberlin
Nach etwa drei Monaten habt ihr jetzt wieder ein Antifaschistisches Infoblatt (Westberlin) in den Händen. Euch erscheint vielleicht der zeitliche Abstand zwischen den Nummern zu groß. Durch ihn verliert ein Teil der Artikel seine Aktualität. Dennoch wollen bzw. vielmehr können wir das Antifaschistisches Infoblatt (AIB) nicht öfters erscheinen lassen. Das Antifaschistisches Infoblatt (AIB) wird von Aktiven aus verschiedenen Gruppen des antifaschistischen und antirassistischen Spektrums in Westberlin gemacht. Von Leuten, die auch in ihren Gruppen aktiv sind und nicht nur Zeitung machen wollen. Den Kopf des Titelblatts wollen wir für die nächsten Nummern beibehalten. Ihr habt sicherlich das rote Dreieck entdeckt: das Zeichen, das die politischen Gefangenen in Nazi-Deutschland tragen mußten. Wir möchten damit ausdrücken, daß wir uns in der Tradition dieses antifaschistischen Widerstandes verstehen. Gerade in Deutschland auch eine Tradition, die eine schwere Niederlage erlitten hat.
Die Themen in dieser AIB-Ausgabe sind wieder recht breit gestreut. Einen Schwerpunkt bildet der Antirassismus-Kongreß in Stockholm und die dort beschlossene (west-)europaweite Kampagne. Vertreter unserer Zeitschrift waren dort und haben zugesagt, in Westberlin diese Kampagne mitzutragen. Den Zeitpunkt für diese antirassistische Kampagne halten wir für sehr passend. An den Westberliner Schulen ist einiges in Bewegung gekommen, nachdem Neonazis massiver an bzw. vor den Schulen aufgetreten sind.

Neonazi-Konzert in Kreuzberg verhindert
Ein geplantes Neonazi-Skinheadkonzert in Westberlin mit der Band "Kraft durch Froide" (KdF) konnte massiv behindert werden. Beteiligte AntifaschistInnen berichten von der Silvesternacht 1987/88.
Ein geplantes Neonazi-Skinheadkonzert in Westberlin mit der Band "Kraft durch Froide" (KdF) konnte massiv behindert werden.
(Bild: Screenshot YouTube)

Neonazismus in Ostberlin
Durch den Überfall von etwa 40 rechten Skinheads auf die Ostberliner Zionskirche und ein Konzert von „Die Firma“ und „Element of Crime“ am 17. Oktober 1987 ist zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, daß es in der Haupttstadt der DDR Neonazis gibt. Berichten aus Ostberlin zufolge waren sie von einer Feier des rechten Hooligan-Anführers (BFC Dynamo) Jens-Uwe Vogt in der Kneipe „Sputnik“ an der Greifswalder Straße gekommen. Einige der jugendlichen Neonazis, die am Überfall auf die Zionskirche beteiligt gewesen sind, waren am Nachmittag beim Fussball (1. FC Union gegen 1. FC Lokomotive Leipzig).
Durch den Überfall von etwa 40 rechten Skinheads auf die Ostberliner Zionskirche und ein Konzert von „Die Firma“ und „Element of Crime“ am 17. Oktober 1987 ist zum ersten Mal einer breiten Öffentlichkeit bekannt geworden, daß es in der Haupttstadt der DDR Neonazis gibt.

Humangenetik als „anschlagsrelevantes Thema“?
Mit sogenannten „Gummiparagraphen“ und unbestimmten (Rechts)Begriffen haben sich staatliche Behörden Mittel und Wege geschaffen, um gegen politischen Widerstand vorgehen zu können. Ein solcher ist der Paragraph 129a (Mitgliedschaft, Unterstützung und Werbung für eine terroristische Vereinigung).Dieser Paragraph war ursprünglich geschaffen zur Bekämpfung „klassischer“ organisierter staatsfeindlicher sich als „revolutionär“ verstehender Gruppen, wie etwa der RAF, der "Bewegung 2. Juni" oder der RZ. Dieser §129a wurde jetzt ausgeweitet auf im „Bewegungsalltag“ - etwa der Ökologiebewegung - praktizierte Widerstandformen, wie z.B. Schienenblockaden, das sogenannte „Strommastkappen“, Zerstörung von Baumaschinen und auf vermeintliche „anschlagsrelevanten Themen“ wie der Gentechnologie. Durch den erweiterten Gummiparagraphen 129a sollen somit viele Widerstandsformen im Keim erstickt werden und Abschreckungseffekte erhöht werden.
Eine § 129a-Aktion des Bundeskriminalamt richtet sich gegen Frauen, die sich kritisch mit Gentechnologie / Reproduktionstechnologie / Bevölkerungspolitik beschäftigen, sowie Menschen die sich mit Asylpolitik und Flüchtlingsfragen beschäftigen.
(Bild: vinnie bezoomny; CC BY-NC-ND 2.0)

Die "Deutsche Jugend Initiative" in Westberlin
Die "Deutsche Jugendinitiave Berlin" (DJI) ist eine Gruppe von Neonazis, die auf Flugblättern gegen hier lebende AusländerInnen und EinwanderInnen hetzt. Sie behaupten „die Deutschen werden erbarmungslos beseitigt“ und die AusländerInnen seien etwa verantwortlich für die Verschmutzung der Flüsse und Seen. Sie bezeichnen einen Schwangerschaftsabbruch von (deutschen) Frauen als Mord am „Deutschen Volk“ und versuchen Angst vor einer „Überfremdung“ durch Nichtdeutsche zu schüren. Sie versuchen also genau die „deutschnationale Gefühle“ zu wecken, die der Welt in diesem Jahrhundert zwei Weltkriege mit Millionen Toten beschert haben.
Neonazis aus den Kreisen der Westberliner FAP und NF treten als DJI in Erscheinung.
(Bild: Screenshot YouTube)
Seiten
