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"Widerstand BBS": Neonazi-Mailbox aus Erlangen

Einleitung

Die April-Ausgabe der extrem rechten Publikation „Europa Vorn“ wirbt für den Versuch aus Erlangen ein bundesweites Neonazi Mailbox-System aufzubauen. Unter einer entsprechenden Telefon-Nummer bietet die „Widerstand BBS“-Box verschiedene Bretter an, die verschiedenen »politisch, nationalen« Gruppen helfen sollen, »Gegenöffentlichkeit« zu schaffen.

Öffentlich zugänglich sind Bretter, die eine kleine Zeitschriftenschau ihrer Presse (vom „Republikaner“ bis zum neuen Kleinstblatt der „Nationalistischen Front“ aus Rodingen), eine Rubrik „Europäischer Nationalismus“ und „Esoterik“ beherbergen. Der Zugang zu den restlichen Brettern ist nur über Passwort und Registrierung von Name und Telefonnummer zu erreichen und soll sich vor allem an rechte und neonazistische Parteien, Verlage, Freundeskreise und Gruppen richten. Hier sind unter anderem Bretter wie »Anti-Antifa« und »Konservative Revolution« zu finden. Damit wird nach verschiedenen Mailboxversuchen im Raum Franken zum ersten Mal ein ernstzunehmendes Netz für Neonazis angeboten. Die ersten User vom „Donnerversand“ (Lüdenscheid), der FAP- Bundesgeschäftsstelle (Halstenbeck ) bis zum „Deutschen Rechtsbüro“ (Hamburg) von Jürgen Rieger, sowie der Zuwachs von 300 Meldungen in 14 Tagen, zeigen auch den Kreis der diesen Versuch schon nutzt.

Rechte Boxen isoliert

Seit 1991 bemühen sich die Boxen „Phantom“ und „Franken“ im Raum Nürnberg um die Etablierung extrem rechter Boxen. Der Grund wird im Heft „Thule-Journal“ dargelegt: Eine „steigende Diskriminierung nationaler Meinungsäußerungen in den bisher bestehenden Mailboxnetzen“. Netze wie „CL“-, „Fido“- oder „Z-Netz“ hätten die rechten Protagonisten ausgeschlossen. Das „CL-System Link NJD“ („Comlink-Netz“) hatte Thomas Hetzer („Alfred Tetzlaff“) aus Erlangen wegen sexistischer und nationalistischer Texten ausgeschlossen. Das „Z-Netz“ hatten den Betreiber der „Franken“ Box Marco Sch. verbannt und auch Robert St. („Warlord“) von den Boxen „Phantom“ und „Mailhouse“ wurden aus einem Link-System ausgeschlossen. Der rechte „Thule“-User Helmut G. („Amorc“) erhielt ein Schreibverbot im „CL-Netz“ und wurde Namensgeber für störendes Verhalten hier als „GOJology“ bezeichnet.1 Die Vertriebsfirma des Mailbox-Programms „Zerberus“ setzte eine Klausel auf die NS-Propaganda untersagte.

Die "Widerstand BBS"

Initiatoren der "Widerstand BBS"-Box2 ist auch ein Kreis von extrem rechten Publizisten um die Zeitschrift „Die Saufeder“ und dem „Thule Journal“. Herausgegeben wird sie von Rainer Hatz ("Junge Nationaldemkraten" / Regionalvorstand Franken) und einem „Nationalistischen Front - Freundeskreis“ aus Erlangen. Der neue Verantwortliche im Sinne des Presserechts (V.i.S.d.P) der »Saufeder«, Thomas Hetzer, als auch die angegebene Kontaktadresse in Erlangen sind identisch mit der Anschrift der „Widerstand BBS“. Kaum verwunderlich, das der Informatikstudent Thomas Hetzer in der Szene als eine Art Betreiber der "Widerstand BBS" gilt. Als Unterstützer der "Widerstand BBS" gelten der DVU-Anhänger Robert St. („Warlord“) aus Zirndorf/Nürnberg Marco Sch. („Starliner“) aus Nürnberg. Beide waren bereits als Betreiber von den Franken-Mailbox-Versuchen „Phantom“ und „Mailhaus“ aufgefallen. So könnte der seit langem verkündete Versuch der „Jungen Nationaldemokraten“ (JN) eine informelle Struktur aufzubauen und dadurch wieder mehr Einfluß in der Neonazi-Szene zu gewinnen erfolgreich sein.

  • 1Nach Goj wurde nicht nur eine eigene Newsgroup „z-netz.alt.fan.helmut_goj“ benannt. Einschlägige FAQs definierten Charakteristika die für die „GOJology“ prädestinieren.
  • 2BBS steht für Bulletin Board Service