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Universität Hamburg: Neonazis bei Burschen sogar vom VS entdeckt

Hochschul-Antifa HH
Einleitung

Vor ein paar Monaten wurde durch „die tageszeitung“ (taz) bekannt, daß sich sogar der Hamburger Verfassungsschutz gezwungen sieht einige extrem rechte Burschenschaftler zu beobachten, da diese in Hamburg in größeren Gruppen aktiv sind.

Der FAP-Funktionär Andre Goertz (rechts) nutzt die "Burschenschaft Germania" für Neonazi-Treffen. Hier beim FAP-Zentrum in Mackenrode.

Durch antifaschistische Recherchen ist diese Szene mittlerweile bekannt. Zu den eindeutigen Burschenschaften zählen die „Hamburger Burschenschaft Germania“ (HB! Germania) und die „Pennale Burschenschaft Teutonia Hamburgia“ vom burschenschaftliche Nachwuchs des "Allgemeinen Pennälerrings" (APR). Dem APR gehören die "Schülerburschenschaften", hauptsächlich aus Norddeutschland, an. Gegründet wurde der APR 1990 ursprünglich von fünf Pennalien, darunter die "Pennale Burschenverbindung Teutonia Hamburgia" über die der lokale Verfassungsschutz in seinem vertraulichem Bericht schrieb, es handele sich bei der Teutonia um eine „eindeutig rechtsextremistische Verbindung“, der „auch ausschließlich Rechtsextremisten angehören.“ Die Hamburger Teutonen veranstalteten mit anderen Burschenschaftern und Neonazis offenbar "Wehrsportübungen" in Niedersachsen. Auch die (vertagte) „Burschenschaft Askania Hamburg“ ist Teil der vom VS beobachteten Verbindungsszene, sie gilt dort offenbar als „radikalste Verbindung“ mit höchstens 15 Mitgliedern.

Neonazis im „Burschenhaus“ der Germanen

Von der "Germania" ist schon seit längerem der gute Kontakt zur neonazistischen FAP bekannt. Im Juni 1991 lud der Hamburger FAP-Vorsitzende mit einem „Heil euch, Kameraden“ zum FAP-Landestreffen ein. Der Kontakt hierfür lief über das Korporationshaus der "Germanen". Bis Dezember 1992 wohnte in eben diesem „Germanenhaus“ in der Sierichstrasse der Verantwortliche der FAP-Zeitung "Standarte" Andre Goertz. Der Betreiber des „Nationalen Info-Telefon Hamburg“ (NIT Hamburg) trat auch zeitweilig als eine Art Sprecher der "Germanen" auf.

Mehrere Demonstrationen, z.B. des „Bürgerforums für die deutsche Einheit“, unter dessen Namen sich ein breites Spektrum Hamburger Neonazis vereinigt (REPs, NPD, DVU. FAP, NL und die extrem rechte studentische „Gruppe 146“), wurden im Burschenschaftshaus vorbereitet.

Außerdem finden im Hause der "Germanen" auch ideologische Schulungen statt, z.B. am 29. April 1993 über die sog. "Konservative Revolution". Es wurde ein Referat über Arthur Moeller van den Bruck gehalten, der für einen völkischen Ständestaat plädierte und dessen Buch »Das dritte Reich« Adolf Hitler als Vorbild diente. Der Referent distanzierte sich nicht von diesem »Wegbereiter des Faschismus« (Pätzold), sondern sprach in rechtfertigender Weise von dem »Nationalen Lager«, in dem sich früher Moeller und heute die Burschen befänden.

Sierich, Meckis, Askania & Teutonia Hamburgia

Die „Sierich-Germanen“ und die „Meckis“ der „Landsmannschaft Mecklenburgia“ (um Dieter Wiebecke u.a.), wie sich die schlagenden Korporierten selbst nennen, werben regelmäßig in der rechten „Jungen Freiheit“, u.a. auch für eine Veranstaltung mit dem deutschnationalen Wolfgang Seiffert aus Kiel.

1983 war der frühere DDR-Politfunktionär Seiffert mit Franz Schönhuber im »Deutschlandrat«, einer rechten Akademikerriege, die kurz vor der Gründung der REPs für diese ideologische Vorarbeit leistete. In Hamburg fiel Seiffert durch eine Veranstaltung an der Universität auf, bei der ihm „Ordner“ der neonazistischen „Hamburger Liste Ausländerstopp“ Saalschutz gewährten.

Die „Askania“ lud für eine Veranstaltung im Haus der „Deutschen Unitarier Religionsgemeinschaft“ -  ein Art Neonazisekte - General a.D. Franz Uhle-Wettler ein. Dieser war in der REP-Programmkommission und ist ständiger Autor der „Jungen Freiheit“.

Die Schülerburschenschaft „Teutonia Hamburgia“ gibt die Zeitung „Freies Volk“ heraus. In der Redaktion sitzen Heiko Pätzmann, ehemaliger stellvertretender Vorsitzender der Hamburger „Republikaner“ (REPs) und Rolf Leppert, ehem. Beisitzer der REP-Partei. Beide werden dem Kreis der "HB! Germania" zugerechnet. Leppert soll am Aufbau des rechten Rechtshilfe-Organisation "Deutscher Rechtsschutzkreis" (DRsK) beteiligt sein. Die Zeitung "Freies Volk" orientiert sich anscheinend an dem Vorbild »Junge Freiheit« und versucht, mit „Ethnopluralismus“ und „Nationaler Identität“ den Kampf um die Köpfe zu gewinnen. Doch manchmal gerät dieser Versuch doch etwas arg plump: Sätze wie »insbesondere die Stadtteile Kreuzberg und Neukölln sind dermaßen überfremdet, daß eine Integration nicht mehr möglich ist« oder »das Deutsche Reich, das Bismarck 1871 gegründet hat, ist der Nationalstaat des deutschen Volkes. Dazu gehören natürlich die Ostprovinzen Preußens nach dem Stande von 1914« verraten die völkische Absicht. Neben Werbeanzeigen der (extrem) rechten Blätter „Europa Vorn“, „Junge Freiheit“ und den „Unabhängigen Nachrichten“ findet sich in einer Ausgabe auch ein Interview mit dem selbsternannten »Nationalmarxisten« Reinhold Oberlercher. Dieser legte gerade ein »Hundert-Tage-Programm der nationalen Notstandsregierung« vor, welches dem Vergleich mit dem NSDAP-Programm locker standhält und deswegen auch im „Index“, der Zeitung vom Hamburger Neonazi-Kader Christian Worch empfohlen wird.

Die „Teutonia“ hat sich mit acht weiteren Schülerburschenschaften im „Allgemeinen Pennäler Ring“ (APR) zusammengeschlossen. Diesem gehört auch die in der „Jungen Freiheit“ werbende „Schülerverbindung Albia Harburgensis zu Hamburg-Harburg“ an.

Im Sommer 1990 haben die drei braunen Burschenschaften „Germania“, „Teutonia“ und „Askania“ den „Deutschen Freundeskreis“ (DFK) gebildet. Laut Verfassungsschutz ist dieser Zusammenschluß, der sich nach den revanchistischen DFKs in Polen (Schlesien) benennt, eine nur aus Korporierten bestehende Organisation. Vermutlich wurde sie von enttäuschten „Republikanern“ gegründet, die nachdem die Intellektualisierung der REPs durch den „Republikanischen Hochschulverband“ (RHV) scheiterte, Schönhuber den Rücken kehrten und nun versuchen, ein Bündnisprojekt aufzuziehen. Zeitweilig stand der DFK auch der neonazistischen „Deutschen Liga für Volk und Heimat (DLVH) nahe.

Bis Ende 1991 gab der DFK die Zeitung „Horizont“ heraus, verantwortlich war Ingo Curdts. Auch in dieser Redaktion saß Rolf Leppert. In der Zeitung „Die Welt“ kündigte der DFK für den 9. November 1990 eine Demonstration unter dem Motto "Nie wieder Sozialismus in Deutschland" an. U.a. hieß es »Keine internationalistische Gleichmacherei, keine multikulturelle Gesellschaft, die Deutschland seiner in Generationen gewachsenen kulturellen Identität beraubt.« Reden durfte auf der Kundgebung der Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger. Am 3. Oktober 1991 machte der DFK eine Flugblatt-Aktion unter dem Titel »Solidarität mit allen unterdrückten Völkern!« In nationalrevolutionärer Weise wird der Bogen vom "Selbstbestimmungsrecht der Völker", hier der Kroaten, Iren oder Basken zum völkischen Chauvinismus der Deutschen geschlagen. Gefordert wird die Annektion Schlesiens, Pommerns und Ostpreußens unter Verletzung aller völkerrechtlichen Grenzen.

Der DFK macht auch verschiedene Veranstaltungen, z.B. mit dem berüchtigten Auschwitzleugner David Irving und dem Leiter des ultra-rechten "Thule-Seminar", Pierre Krebs. Treffen des DFK finden im Haus der "Germania Hamburg" statt.

Eine Gruppe aus Burschenschaftlern, DFK-Mitgliedern und Neonazis treibt in Niedersachsen regelmäßig „Wehrsport“. Geübt wird mit Übungs- und Leuchtspurmunition, Gotcha-Waffen und eigenen Fahrzeugen. Von den Ausbildern wurde 1992 das „Komitee für freiwillige Reservistenarbeit Nord“ gegründet. Durch die offizielle Gründung erhofft man sich eine Anerkennung durch die Bundeswehr, um mit dieser gemeinsam zu trainieren. Nicht nur der Hamburger VS vermutet, dass es hierbei auch gegen ImmigrantInnen und den Kampf gegen politische Feinde geht.

Durch den Kontakte des DFKs zu Worch ist eine Verbindung zur „Anti-Antifa“ zumindest nicht auszuschließen. An der Hamburger Universität tauchten entsprechende Schmierereien auf. In dem in der "taz" zitierten geheimen Verfassungsschutzbereicht heißt es, es sei »keinesfalls mehr auszuschließen, daß sich auch fanatisch-nationalistische und von einem elitär-revolutionären Pathos beflügelte Korporationsstudenten dazu aufgerufen fühlen, das Vaterland mit Gewalt gegen Volksunterdrücker zu verteidigen. Es wäre nicht das erste Mal in der deutschen Geschichte, daß sich Korporationsstudenten in die erste Reihe einer Nationalrevolutionären Bewegung stellen würden«.

Nicht in der "taz" erwähnt wird die „Landsmannschaft Mecklenburgia Rostock“, die in der Zeitung des „Sturmvogels“, einer Abspaltung der militanten „Wiking Jugend“ (WJ), Nachwuchs sucht.

Das Neueste von der Front völkischer Studis ist die Gründung eines Lesekreises der „Jungen Freiheit“. Wir sind sicher, daß auch hier wieder Korporierte dabei sind. Immerhin wurde die »rechte taz« schon 1990 von folgenden Hamburger Korporationen abonniert: „Landsmannschaft Hammonia-Marko Natangia“, „Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock“ und „Alte Turnerschaft Slesvigia-Niedersachsen“. Diese sind alle Landsmannschaften im „Coburger Convent“ und des Pressereferat der „Deutschen Burschenschaft“ in der Roonstraße in Hamburg.

Der politische Charakter einiger Hamburger Korporationen läßt sich nicht leugnen, und da die Universitäts-Leitung sicher wieder erklären wird, es gäbe keine juristischen Möglichkeiten gegen diese braunen Burschen, können wir nur empfehlen: Distanziert euch von jeglichen Korporationen, sorgt dafür, daß solche Burschen- und Landsmannschaften an der Universität keine Möglichkeit bekommen, ihre Propaganda zu betreiben, keinen Fußbreit den Faschisten und ihren Wegbereitern.