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Schweiz: Messerangriff durch Unterstützer der „Hammerskins“

Einleitung

In der Nacht vom 17. auf den 18. Nov­ember 2017 kam es in Locarno (TI) zu einer tätlichen Auseinandersetzung. Das Opfer trug eine Schnittverletzung davon. Der 25-jährige Angreifer Mischa K., ein in der Region bekannter Neonazi, ist dem Umfeld der „Hammerskins“  zuzurechnen.

Bild: Antifa Bern

Der Neonazi Mischa K. posiert auf sozialen Plattformen. Am Ärmel seiner Jacke trägt er das Emblem des „Hang-Around“ der Neonazi-Bruderschaft „Hammerskins“.

Die Auseinandersetzung nahm ihren Anfang vor einer Bar in der Locarner Innenstadt nahe der malerischen Piazza Grande. Der mit Bomberjacke bekleidete und eindeutige Embleme tragende Mischa K. wurde von Gästen darauf aufmerksam gemacht, dass Neonazis in Locarno nicht erwünscht  seien, was zu einem Wortgefecht führte. Auf der Piazza Grande ist der Streit schließlich eskaliert, Mischa K. zückte ein Messer und verletzte einen Anwesenden nahe dem Hals. Auf der Klinge der Tatwaffe, welche  später gefunden wurde, waren ein Hakenkreuz und die Inschrift „Sieg  Heil“ eingraviert.

Der Angreifer und seine Clique sind bereits mehrfach im Gebiet des Sopraceneri durch Gewalttaten und Pöbeleien aufgefallen — rechtliche  Konsequenzen gab es bisher keine. In der Tatnacht trug Mischa K. Kleidung mit Aufnähern des  „Hammerskin“-Unterstützungsnetzwerkes „Crew 38“. Auch auf sozialen Plattformen geizt er nicht mit Zuneigungsbekundungen für das elitäre  Skinheadnetzwerk. Pikantes Detail: Genau eine Woche nach dem Angriff wurde Mischa K. der Status eines „Hang Around“ verliehen — der nächsthöhere Status auf dem Weg zur Vollmitgliedschaft bei den „Hammerskins“.

Doch nicht nur die „Hammerskins“ haben den Kanton Tessin als Rekrutierungsgebiet entdeckt: Eine Gruppe extrem rechter Fußballfans aus dem Sottoceneri (Region rund um Lugano und Mendrisio) tritt seit Kurzem unter dem Label „Blood & Honour/ Combat 18 Italia“ auf (zuvor „Lugano Skinheads“). Sie organisierten mindestens ein  RechtsRock-Konzert in Chiasso und verhinderten durch Drohungen und  Aufrufe zur Gewalt den Auftritt eines afro-italienischen Rappers in der Region.

Trotz der augenfälligen Häufung dieser Vor­fälle interessieren sich  weder die Behörden noch die Medien für das Treiben der Neonazi-Szene im Tessin. Im Gegenteil: Die Polizei geht bis heute nicht von  einer politisch motivierten Tat aus; entsprechende Vorfälle werden bagatellisiert oder totgeschwiegen.