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Saarbrücken: 3. Oktober unter Polizeischutz

Radio Harte Zeiten (Saarbrücken)
Einleitung

Dieses Jahr wurde der zentrale »deutsche Nationalfeiertag« am 3. Oktober 1993 unter massivem Polizeischutz in Saarbrücken durchgeführt. Etwa 30.000 Gäste waren vor Ort. Rund 200 GegendemonstrantInnen protestierten.

Foto: Bundesarchiv, Bild 183-1990-1003-004 / Grimm, Peer / CC-BY-SA 3.0

Deutsche Einheitsfeier am 3. Oktober 1990 in Berlin.

Saarbrücken, dieses Jahr Ort der zentralen Veranstaltung, wurde von einem großen Polizeiaufgebot belagert. Das "Autonome Zentrum" und das "Info-Büro" wurden überwacht und BesucherInnen kontrolliert. In der ganzen Stadt gab es Kontrollstellen. Vom größten Polizei-Einsatz der Landesgeschichte war die Rede.

Trotzdem gelang es am Vormittag vor der Kongreßhalle gegen die zentrale Veranstaltung mit Richard Karl Freiherr von Weizsäcker (CDU) und Helmut Josef Michael Kohl (CDU) zu protestieren und ein Transparent zu entrollen. Einige Autos wurden auch von Farbbeuteln getroffen. Danach gab es eine Spontankundgebung (eine Festnahme) unter dem Motto: »Für uns Krieg und Elend, für Euch mehr Profit - da feiern wir nicht mit!«

Am nächsten Tag sollte gegen eine weitere »3.-Oktober-Veranstaltung« protestiert werden, bei der Außenminister Klaus Kinkel (FDP) - ehem. Präsident des Bundesnachrichtendienstes - sprechen sollte. Die Gegenaktionen wurden an Kinkels Verhalten gegenüber einigen politischen Häftlingen festgemacht (»Kinkelinitiative«), die Demonstration wurde abgedrängt und eingekesselt, es gab 44 Festnahmen.

Während sich die Spitzen der deutschen Politik zur offiziellen Feier im Westen, versammelten, protestieren auf dem Alexanderplatz in (Ost)Berlin mehr als 5.000 Menschen gegen die "Verelendung" des Ostens.

Der 3. Oktober wurde 1990 zum Feiertag erklärt, in diesem „Einheitstaumel“ überfielen am Abend des 2. Oktober 1990 Neonazis bundesweit Linke und besetzte Häuser sowie MigrantInnen und VertragsarbeiterInnen und deren Wohnungen.

Während ein Großteil der Gesellschaft feierte, kämpften diese alleine um ihre Häuser – und mancherorts auch um ihr Leben.