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Roy Arthur Armstrong Godenau - brauner Netzwerker im Hintergrund

Foto: Christian Ditsch

Der Neonazi-Aktivist Roy Arthur Armstrong-Godenau.

Ein Kontaktmann der „Internationale des Antisemitismus“?

Extrem rechte Parteien und Gruppierungen schießen in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden. Fast ebenso schnell verschwinden sie wieder von der Bildfläche. Verbote sollen dem Ansehen der BRD im Ausland wieder zu etwas mehr Glanz verhelfen. Der extrem rechten Struktur schaden sie nur unwesentlich. Kurze Zeit tauchen die Anführer der jeweiligen Gruppierung im Rampenlicht der Presse auf, faseln etwas von ewiger Kameradschaft, Treue oder Vaterland, um dann wieder im Dunkel des Mobs zu verschwinden. Sehen wir uns die »Köpfe« der letzten zehn Jahre an, so stellen wir fest, es sind wenige, die den »braunen Laden« zusammenhalten.

Zum einen sind dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit in der Presse herumgereichten Funktionäre wie Franz Xaver Schönhuber, Gerhard Michael Frey, Günter Deckert, Christian Worch, Friedhelm Busse usw. Sie haben genau diese Funktion, nämlich in der Öffentlichkeit aufzutreten und den bundesdeutschen Stammtischen die »Lösungen« anzubieten. Ebenso wichtig sind jedoch diejenigen, die mehr im Hintergrund stehen, über die Grenzen der jeweiligen Gruppierung hinaus die Kontakte halten oder knüpfen. Ihren Namen in der breiten Öffentlichkeit vorzufinden, ist für diese Personen nicht unbedingt nützlich, da es ihre Funktion ist, die Infrastruktur des braunen Netzes auszubauen und zu stabilisieren. Dies lässt sich unerkannt besser bewerkstelligen.

Im Folgenden soll einer dieser Hintermänner näher beleuchtet werden, der in letzter Zeit zu einer gewissen Berühmtheit gelangte, da er aus dem Nähkästchen plauderte, um an die von dem jüdischen Journalisten Yaron Svoray vorgetäuschten Millionen heranzukommen. Roy Arthur Armstrong Godenau, einem US-Amerikaner, der 1977 nach der Hochzeit mit der rechten Funktionärin Ingeborg Godenau („Die Republikaner“, REPs) sich je nach Laune mal Armstrong, mal Godenau nennt.

Roy Arthur Godenau wurde am 2. November 1948 in Seattle/Washington als Roy Armstrong geboren. Dort hatte er schon in jungen Jahren Kontakt zur NS-Szene, u.a. zur Bewegung um Matthias „Matt“ Koehl Jr., der Hitler als eine Art Gott verehrt und Chef der »World Union of Nationalist Socialists« (WUNS) ist. Als GI der USA kam Godenau 1969 nach Gießen. Ab 1976 lebte er dann ständig hier.

Knotenpunkt "Buchenmühle"

Mit der Beziehung zu Ingeborg Godenau, die er auf einem JN-Jugendlager kennergelernt haben soll, heiratete er 1977 in eine bestehende braune Struktur ein. Das Wohnhaus der Godenau's, die Buchenmühle in Gilserberg bei Sebbeterode in Nord-Hessen, ist ein kleineres Anwesen, das mindestens seit Anfang der 1970er Jahre den verschiedensten Neonazi-Gruppen als Tagungshaus, Zeltplatz, Übungsplatz etc. diente. Von den »Tagen Volkstreuer Jugend«, veranstaltet von »Bund Heimattreuer Jugend« (BHJ) und »Wiking Jugend« (WJ), die in dieser Zeit bis 1976 dort stattfanden, schwärmte die WJ in den höchsten Tönen. Auch Urlaubsgästen wurde das Haus angepriesen als Ort, an dem garantiert »eine völkische Weltanschauung« vorherrscht.

In der „Buchenmühle“ geben sich (Neo)Faschisten aus vielen Ländern dort die Klinke in die Hand, teils um dort Urlaub zu machen, teils um kleinere Treffen und /oder Veranstaltungen abzuhalten. Einige bekanntgewordene Beispiele: Am 7. Juni 1984 findet dort die Gründung des FAP-Kreisverbandes Marburg statt, im Sommer 1984 macht die neonazistische »Nothilfstechnische Übungs- und Bereitschaftsstaffel« (TENO) des Zahnarztes Uwe Jürgens dort Rast, mit dabei unter anderem Thomas Wulff.

Eine braune Familie ?

Seine Frau, Ingeborg Godenau, von Beruf Lehrerin, ist seit der Kommunalwahl 1993 im Kreistag des Schwalm-Eder-Kreis als REP-Abgeordnete tätig. Sein Schwiegervater Siegfried Godenau, Geschäftsführer der »Gemeinschaft Deutscher Osten« (GDO), taucht in jüngster Zeit im ehemaligen Ostpreußen auf, um dort Wohnraum für anzusiedelnde Rußland-Deutsche zu erwerben, oder Baumaterial für Renovierungen zur Verfügung zu stellen. Hierfür ist er gemeinsam mit Manfred Roeder in Gruppen wie "Deutsch-Russische Gemeinschaftswerk  - Förderverein Nord-Ostpreußen" und "Aktion Ostpreußenhilfe" tätig.

Seit 1990 sollen eine S. Godenau, seit 1992 die Kinder V. und I. Godenau Anhänger der rechten Jugendorganisation »Sturmvogel«, eine Abspaltung der »Wiking Jugend«, sein.

In diese »gewachsene« Struktur bringt Godenau seine internationalen Verbindungen als eine Art Mitgift ein. Sie bestehen aus den Kontakten zur »Internationale des Antisemitismus«. Sein aktiver Beitrag dazu ist, daß er antisemitische Flugblätter, Bücher des „Juan-Maler-Verlag“ aus San Carlos de Bariloche (Argentinien) und anderes Schriftgut bezieht, verteilt und ins benachbarte Ausland weiter verschickt. Dies bringt ihm 1983 ein Verfahren wegen Volksverhetzung ein, weil er Flugblätter verbreitet hatte, in denen gegen die Fernseh-Sendung »Der Holocaust« gehetzt wurde.

Daß er in der Neonazi-Szene nicht gerade unbedeutend ist, wird klar im Berufungsverfahren: In den HNG-Nachrichten der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige e.V.“ wird von »unserem Kameraden« geschrieben, was auf eine Mitgliedschaft schließen lässt. Am 28. März 1986 wird er von Szene-Rechtsanwalt Jürgen Hans Paul Rieger aus Hamburg verteidigt. Während des Prozesses werden seine Kontakte zum »Institut for Historical Review« (IHR, USA) aktenkundig, eines der wichtigsten Zentren des internationalen Antisemitismus.

Was macht Roy Arthur Armstrong-Godenau?

Von Godenau werden folgende Aktivitäten bekannt: Am 20. Juni 1984 nimmt er an der Gründungsveranstaltung des KV Frankfurt der „Freiheitlichen Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) teil, auf der Otto Ernst Fritz Adolf Remer spricht, 1987 trifft er mit Ernst Christof Friedrich Zündel und KKK-Leuten in Kanada und den USA zusammen, im selben Jahr wird er bei einer Zündel-Veranstaltung in Österreich verhaftet. In dieser Zeit hält er Kontakte zu Größen des internationalen (Neo)Faschismus.

Hat sich Godenau in der Öffentlichkeit bis dahin weitgehend zurückgehalten, so ändert sich dies ab Anfang der 1990er Jahre. Er beginnt in einschlägigen Blättern für den »Juan-Maler-Verlag« zu inserieren, firmiert als Kontaktadresse der FAP-Tarnorganisation »Bürgerinitiative Unsere Zukunft« (BUZ) und taucht vermehrt bei öffentlichen Veranstaltungen auf, so z.B. bei der geplatzten Veranstaltung der »Deutschen Allianz« am 11. Mai 1991 in Hungen-Inheiden, beim NF-Treffen am 29. Juni 1991 in Roding oder bei einer SPD-Veranstaltung zum Thema „Rechtsradikalismus“ im Sommer 1992 in Frankenberg bei Marburg in Begleitung von Wolfgang Juchem (»Aktion Freies Deutschland«), Thomas Fink (HNG-Funktionär) und Anderen, um zu provozieren.

Die Teilnahme an der »Anti-Antifa-Demo« in Meschede, organisiert von »Nationaler Liste» (NL) und »Sauerländer Aktionsfront« (SAF) am 18. Juli 1992 überrascht da auch nicht mehr. Es ist offensichtlich sein Interesse, rechte Organisationen aktiv zu »unterwandern« oder, wo er selbst nicht Mitglied werden kann, weil er US-Amerikaner ist, »seine« Leute unterzubringen.

Unterstützung fand auch die »Freie Wählergemeinschaft Frankfurt« durch Flugblätter mit seiner Kontaktadresse. Diese Flugblätter wurden sowohl 1992 im Raum Marburg/Gießen verteilt als auch 1993 in der ganzen BRD verschickt, was ihm derzeit mehrere Ermittlungsverfahren der Marburger Staatsanwaltschaft einbrachte. Über seine Adresse ist der »Nachrichten Austauschdienst« (NAD) des Walter Ochensberger aus Österreich versandt worden.

Einer Einladung des »Bildungswerk Deutsche Zeitgeschichte« zu einem Vortrag von Juchem am 27. November 1992 in Beuern bei Giessen lagen Flugblätter bei, für die Godenau verantwortlich zeichnet und die mit einen Grund dafür abgegeben haben, dass diese Veranstaltung von der Polizei untersagt wurde.

Unklar sind Godenaus Kontakte zum Irak und zu anderen arabischen und afrikanischen Staaten, über von dem oben erwähnten Journalisten Svoray berichtet wurden. Wundern würde es nicht, da über die Kontakte seines Freundes Wolfgang Juchem (ehemaliger MAD-Hauptmann) und seines »Arbeitgebers« Juan Maler, Hans Mahler oder Jan Maier (eigentlich Reinhard Kopps und als solcher während der NS-Zeit tätig für die Abwehr) sicher sowohl Informationen weitergereicht werden könnten als auch Rückendeckung gegeben sein dürfte.

Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß Godenau fast mit sämtlichen relevanten rechten, extrem rechten und (neo)faschistischen Gruppierungen und Organisationen Kontakt hält und daß er im Geflecht des internationalen Antisemitismus und Nationalsozialismus eine wesentliche Rolle spielt.