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Neonazismus in den Niederlande (1993)

Bild: Faksimile "Loef in Chaos", 7. November 1992; Groningen

Nachdem der Aktivist der "Aktiefront Nationale Socialisten" (ANS) Gerrit Fokke Gerritsma bereits im Mai 1993 zu fünf Jahren Haft verurteilt worden war (siehe AIB Nr. 23), standen nun die zehn Neonazis vor Gericht, die bewaffnet und maskiert zum Prozeßauftakt gegen Gerritsma einem Aufruf des »SA-Sturm Enschede« gefolgt waren und zum Gerichtsgebäude vordringen wollten.

Unter den angeklagten ANS'lern, befand sich auch einer der Anfführer des niederländischen GdNF-Ablegers, Eite Homan. Die Neonazis, die aus verschiedenen Landesteilen kommen (u.a. Groningen und Breda), wurden gemeinsam schuldig befunden.

Homan und Van der Kuyl (aus Beide), die die Aktion geleitet hatten, bekamen Haftstrafen von je sechs und vier Monaten sowie Geldstrafen aufgebrummt. Die anderen wurden zu Strafarbeiten und Geldstrafen verurteilt.

Die größte rassistische Partei des Landes, die "centrumdemocraten" (CD), wollte den 24jährigen Martin van der Grind als Führer der neu gegründeten Jugendorganisation "Jonge Centrumdemocraten" einsetzen. Damit wäre er außerdem in den Vorstand der Partei aufgenommen worden. Van der Grind, der das Neonazi-Skin-Magazin »Hou Kontakt« herausgibt und gute Kontakte zum »Blood and Honour« Netzwerk besitzt, war 1986 an einem Überfall auf zwei Punks beteiligt, bei dem eines der Opfer ermordet wurde.

Nachdem AntifaschistInnen die Vergangenheit und Aktivitäten van der Grinds offenlegten, trat er unter dem öffentlichen Druck vom Vorsitz der Jugendorganisation zurück. Dennoch ist zu erwarten, daß die versuchte Einsetzung des militanten Neonazi in hohe Parteiämter ein Signal zur Stärkung des extrem rechten Parteiflügels ist. Mit Richard van der Plas soll ein anderer Neonazi aus dem Kreis "Aktiefront Nationale Socialisten" erfolgreicher in der Partei "Centrumdemocraten" zu Einfluß und einem erfolgreichen Listenplatz mit Mandat gekommen sein.

Der Neonazi Martiyn Freling (Rotterdam) aus den Kreisen der NSDAP/AO, des KAH und der "Nationalen Offensive" versucht gleich selbst mit der Neonazi Partei "Centrumpartij ‘86" von Wim Wijngaarden, Henk Ruitenberg und Tim Mudde zur Wahl anzutreten.