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Neonazi-Aufmärsche und Gewalt in Leipzig

Einleitung

Es hat außer der Teilnahme der Neonazis an den Montagsdemonstrationen, wo sie einen starken Block mit bis zu 2.000 SympathisantInnen bilden, mehrere Neonazi-Aufmärsche in der Leipziger Innenstadt gegeben.

Im NPD-Blatt "Deutsche Stimme" wird über die Teilnahme an den Leipziger Montagsdemonstrationen berichtet.

Seit Januar 1990 kam es zu mehreren separaten Demonstrationen der Neonazis – die Parolen der 300-500 Teilnehmer zählenden Aufmärsche waren etwa: „Goebbels wir lieben dich“, „Deutschland den Deutschen - Ausländer Raus“, "Gysi, Modrow an die Wand, - Deutschland einig Vaterland“ und „Bambule, Randale, Rechtsradikale“. Auch das "Horst-Wessel Lied" wurde gesungen und trotzdem behaupteten ein Großteil der Beteiligten, sie seien gar keine Neonazis, sondern »nur national« eingestellt.

Die Neonazi-Ansammlungen fanden unter Beteiligung von Funktionäre der west-deutschen „Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei“ (FAP) statt. Auf Bildern der Montagsdemonstration ist zwischen REPs auch der FAP-Funktionär Siegfried Borchardt aus Dortmund zu sehen. Dieser soll auch Anfang Februar 1990 im Zuge einer solchen spontanen Demonstration verhaftet worden sein. Neonazis hatten auf der Suche nach Linken und Ausländern die „Milch-Mokka-Eis-Bar“ und das Hotel „Stadt Leipzig“ angegriffen.  Die Neonazi-Funktionäre Siegfried Borchardt und Christian Sennlaub (Nationale Offensive, HNG) sollen nach Leipzig gekommen sein um mit rund 30 Neonazis ein Treffen abzuhalten. Siegfried Borchardt soll sich vor allem im Leipziger Plattenbau-Stadteil Mockau um Kontakte zu Neonazis bemühen. Auch der Göttinger FAP-Aktivist Torsten Heise soll den Aufbau einer FAP Gruppe in Leipzig unterstützen.

DSU-Ordner und Neonazis Hand in Hand

Als weiterer trauriger Höhepunkt neonazistischer Aktivitäten wird wohl der Helmut Kohl-Auftritt im März 1990 in die Leipziger Wende-Geschichte eingehen. Gleich dreimal wurden die GegendemonstrantInnen, zu Anfang noch 800 an der Zahl, angegriffen. Das erste Mal von Neonazi-Skinheads während der Kundgebung. Die nächsten beiden Male von Neonazi-Skinheads, rechten Hooligans wie Volker M. sowie von Anhängern von „Die Republikanern“, „MND“, Ordnern der „Deutschen Sozialen Union“ (DSU) und einigen Deutschlandfahnen-Schwenkern. Nachdem zuvor die DemonstrantInnen durch die Stadt gejagt worden waren, überfielen circa 150 Neonazis und Deutschnationale die letzte Zuflucht der AntifaschistInnen, die Mensa der Universität. Dort entwickelte sich heftiger Widerstand der AntifaschistInnen und anderer StudentInnen, bis die Neonazis wieder in Richtung Innenstadt abzogen, um dort weiter zu randalieren. Acht schwer verletzte AntifaschistInnen bleiben zurück. Die Volkspolizei wurde während des Überfalls auf den Vorgang aufmerksam gemacht, doch sie beginnt nur sehr zögerlich einzugreifen.

Die neonazistische Gewalt auf den Straßen Leipzigs hatte damit noch nicht seinen Höhepunkt erreicht. Nachdem die Information umging, dass ein Nichtdeutscher den Neonazi-Skinhead „Mücke“ nach einer rassistischen Pöbelei getötet haben soll, ziehen Neonazi-Skinheads in großen Gruppen durch die Stadt und jagen alles was sie an AusländerInnen und Linken identifizieren können.