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Neonazi-Angriffe bei Anti-IWF-Protesten

Einleitung

Neonazistische Provokationen und Angriffe während der Aktionstage gegen IWF und Weltbank im Sommer 1988 in West-Berlin.

Bild: Screenshot YouTube/Tagesschau

An Protesten gegen die Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank im September 1988 in West-Berlin nahmen mehrere zehntausend Menschen teil. Diese bestanden aus einer Vielzahl von Stör- und Protestaktionen, zu denen bundesweit mobilisiert worden war, und waren in eine mehrjährige Kampagne eingebettet. Höhepunkte waren eine zentrale Großdemonstration mit 80.000 Teilnehmern und ein Gegenkongress am Wochenende zuvor. Während der ganzen Aktionstage kam es in der Nähe von Kundgebungen und Aktionen immer wieder zu Übergriffen und Angriffen von Neonazis. Die folgenden geschilderten Vorfälle sind sicher nicht umfassend. Falls ihr weitere Informationen habt, laßt sie uns zukommen.

Am Sonntag, den 25. September, als die Polizei mal wieder DemonstrantInnen am Breitscheidplatz einkesselte, liefen mehrere Personen an den Polizeiabsperrungen herrum und meinten zu den Polizeibeamten, sie wollten durchgelassen werden, um Linke zu verprügeln. Ein Punk wurde von der Gruppe bedroht und versucht einzuschüchtern. Durch das Eingreifen anderer Leute konnten die Neonazis, einer von ihnen hatte einen Aufnäher „Ich bin stolz Deutscher zu sein“, gebremst werden. Kurz danach, als sie wieder versuchten, Leute zu verprügeln, konnten sie durch die entschlossene Unterstützung von Umstehenden dazu gebracht werden, zu verschwinden.

Am Montagabend kam es dann zu dem massivsten Auftreten von Neonazis im City-Bereich. Nach dem Fußballspiel von Hertha-BSC zogen größere Gruppen von Neonazis unter „Rotfront verrecke“-Rufen in Richtung Breitscheidplatz. Als sie hier erneut Linke angreifen wollten, wurden sie von AntifaschistInnen in ihre Grenzen verwiesen und in Richtung Zoo verjagt. Sie verblieben dort jedoch weiter und warteteten auf potentielle Gegner. Schließlich wurde ein Trupp Neonazis von bayrischen Polizeibeamten kontrolliert, nachdem sie sich anschickten, Leute zu verprügeln.

Am Dienstagabend wurden dann Neonazis vor der Diskothek „Society“ in der Budapester Straße gesehen. Laut Berichten von AnwohnerInnen sollen sich diese hier und im benachbarten „Linientreu“ öfters aufhalten. Die in der Budapester Straße anwesenden Neonazis flüchteten beim Auftauchen von AntifaschistInnen schnell in die Diskothek. Später soll dann noch ein mit Knüppeln ausgerüsteter Trupp von Neonazis gesehen worden sein.

Am Mittwoch, den 28. September waren Neonazis am Wittenberg Platz aufgetaucht, wo es ihnen leider gelungen ist, im Rahmen einer brutalen Räumungsaktion der Polizei einen linken Demonstranten krankenhausreif zu schlagen. Die Anwesenheit von Neonazis war die ganze Zeit ziemlich belastend, denn es war während der Tage nicht nur notwendig, auf aggressive Polizisten zu achten, sondern man mußte sich auch nach Neonazi-Schlägern umsehen. Es wurde aber die gute Erfahrung gemacht, daß die Neonazis, wenn man ihnen gemeinsam und entschlossen entgegentritt, sehr schnell ihre Angriffslust verlieren.